Harte Worte bei Anne Will: Am Ende der Gesprächsrunde kann Frank Romney nur sagen: Er ist „fassungslos“. Romney (parteilos) ist Bürgermeister der Gemeinde Niederzier in Nordrhein-Westfahlen, die „faktisch voll“ ist mit „Flüchtlingen”. Von der Diskussion bei Anne Will habe er sich eigentlich Lösungen erhofft aber: nichts da. „Maximal Ansätze“ habe er gehört. Das Gespräch sei „ernüchternd“ gewesen. Anne Will dazu: „Wir bleiben dran.“
Entsprechend bräuchten Romney und seine Gemeinde „bereits vorgestern“ eine Lösung der „Flüchtlingskrise”: „Wer soll die Arbeit vor Ort leisten, wer soll sie finanzieren?“ Konkrete Fragen, die er gerne beantwortet bekommen hätte. Aber die anderen Gesprächsteilnehmer reden mal wieder um den heißen Brei herum: Nancy Faeser (SPD) nutzt die Gunst der Stunde, um sämtliche ihrer „Bemühungen“ und „Erfolge“ der letzten Wochen und Monate aufzulisten. Sie meint, sie habe viel mehr geschafft als ihre Vorgänger. Und sie finde es „unfassbar“, was diese Vorgänger alles versäumt haben: Beispielsweise die Digitalisierung.
Unfassbar finde Markus Söder (CSU) wiederum, wie Faeser, die Ministerin des Innern und der Heimat, die momentane Situation „schönredet“. Er findet, Faeser nutze Ausreden, die zu einfach seien, um dem Ernst des Themas gerecht zu werden. Außerdem erinnert er sie mehrmals daran, dass es nicht nur um Migranten aus der Ukraine ginge: Söder schüttelt seinen Kopf des Öfteren, wenn Faeser von einer Ausnahmesituation wegen des „Krieges in Europa“ spricht.
Für solch ein „Bundesausreisezentrum“ plädiert auch Söder. Außerdem dafür, dass es eine Integrationsgrenze gibt, Straftäter ihre zweite Staatsbürgerschaft verlieren, das Bundesministerium unter Faeser mehr Sachbearbeiter einstellt, das Auswärtige Amt Verträge mit anderen Ländern wie der Türkei abschließt und dass sich Deutschland etwas von Österreichs und Dänemarks Migrationspolitik abschaut. „Wahlkampf“ wird ihm vorgeworfen; „Wahlkampf“ wirft er Faeser vor.
Die Politiker in der Talkshow sind also vor allem mit ihrem Wahlkampf und gegenseitigem Beschimpfen beschäftigt. Rietig sowie die Journalistin und Moderatorin Isabel Schayani scheinen wiederum damit beschäftigt, jegliche Hoffnung auf Besserung der „angespannten Lage“ zu zerschlagen. Romney als Vertreter der überfüllten Gemeinden bekommt hingegen vergleichsweise wenig Sprechzeit, seine Probleme werden kaum angehört, seine Fragen nicht geklärt. Die anderen in der Runde würden ihm keine Lösungen liefern, sondern nur ernüchtern. Da könne er nur „fassungslos“ sein, auch wenn das ein hartes Wort sei.