Tichys Einblick
Analyse

Das Fernsehen ist tot

Dem Fernsehen laufen nicht nur die Zuschauer davon. Es ist schon tot. Zumindest inhaltlich. Es gibt kaum Neues und das wenige ist meist schlecht. Weil die Macher der Devise folgen: „Go woke, get broke“.

shutterstock

„Aktenzeichen XY… ungelöst“ gehört zu den letzten Erfolgsformaten im Fernsehen. Die jüngste Ausgabe holte am Mittwoch 5,9 Millionen Zuschauer. Das reichte für den Tagessieg bei allen Zuschauern sowie bei denen, die jünger als 50 Jahre alt sind. Letztere kennen kein Leben ohne Aktenzeichen. Die Fahndungs-Show läuft bereits seit 56 Jahren.

Mit neueren Formaten tun sich die Sender schwerer. Das zeigt sich auch an der Retro-Welle. Lineares Fernsehen ist ein sterbendes Format. Nicht nur wegen der Zuschauer, die immer älter werden. Sondern auch wegen den „Kreativen“, die vor allem dann scheitern, wenn sie nicht alte Formate abkupfern.

"Klimakrise"
Wir können nur Gebühren
Die ARD hat zum Beispiel ein massives Problem in ihrem Hauptprogramm. Das gilt für den Montag mit seinen Dokumentationen und der Talkshow „Hart aber fair“. In der – passend zur These – mit Louis Klamroth ein neuer Moderator die Show eines alten Moderators, Frank Plasberg, aufträgt. Doch noch stärker floppen die fiktionalen Formate wie „Tage, die es nicht gibt“ am Dienstag oder „Unsere wunderbaren Jahre“ am Mittwoch.

Oft genug kommen schlechte Sendungen mit guten Quoten davon. Weil es an Konkurrenz fehlt und es ein Restpublikum ohne Anspruch gibt, das vorm Fernseher Zeit von der Uhr nimmt – egal, was die Sender zeigen. Ein Abend mit einem starken Konkurrenten wie Aktenzeichen zeigt, wie andere baden gehen: „Unsere wunderbaren Jahre“ holt 2,2 und 2,4 Millionen Zuschauer bei allen und weniger als 280.000 Zuschauer bei den Menschen unter 50 Jahren. Das Vorzeigeformat Pro Siebens, Zervakis und Opdenhövel live, erlebt einen katastrophalen Abend mit 370.000 Zuschauern bei allen und 3,9 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe. Das ist selbst für den kriselnden Sender ein Tiefpunkt.

Die Formel für den Niedergang des Fernsehens lautet: „Go woke, get broke“. Statt gute Unterhaltung senden ARD, RTL und Co Sendungsbewusstsein. Die Show rund um des Kanzlers liebste Journalistin, Linda Zervakis, hatte Pro Sieben von Beginn an als Abspielstation für woke-linke Inhalte konzipiert. Und von Beginn an floppte die Show. Nun versprach der Sender für Mittwoch, dass die gerne vom SPD-Kanzleramt gebuchte Zervakis den SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil kritisch interviewt. Da braucht es keine zusätzlichen Worte mehr, um den Total-Flop zu erklären.

Abteilung Attacke
Uli Hoeneß würde ARD und ZDF die Rechte für die Weltmeisterschaft nehmen
Auch die Niederlagen der ARD-Fiktionen lassen sich durch ihr wokes Weltbild leicht erklären. Die Filme und Serien handeln mittlerweile in erster Linie davon, dass mindestens 50 Prozent der Rollen weiblich, eine trans und eine farbig sind – wobei das heute „People of Color“ heißt. Die Handlung ist nicht so wichtig und stammt aus dem Setzbaukasten der woke-linken Betroffenheit: Die Bank will eine Fusion erzwingen, die beste Freundin macht sich mit rechten Slogans wichtig oder Karla zahlt mit Krebs für ihr wildes Leben in der Jugend. Womit tatsächlich drei ARD-Filme des laufenden Programms zusammengefasst sind.

Inhaltlich ist das Fernsehen längst tot. Was es am Leben hält, ist, dass es auf allen Kanälen gleich tot ist. Wer auf dem Flohmarkt ein Fernsehheft aus dem Jahr 2018 kauft, wird dort im RTL-Programm die Formate finden: Deutschland sucht den Superstar, Wer wird Millionär?, Der Bachelor oder Let’s Dance. Im aktuellen Fernsehheft stehen die auch. Die Kölner entwickeln sich nicht weiter – weil die neuen Formate noch stärker floppen als die alten.

Der privaten Konkurrenz geht es ähnlich. Inhaltlich sind sie ausgebrannt. Das reicht nicht mehr, um einen Zuschauer über einen Werbeblock hinaus ans Programm zu fesseln. Keiner der privaten Sender erreichte am Mittwoch mit einer Sendung um 20.15 Uhr wenigstens 1,7 Millionen Zuschauer bei allen. In der werberelevanten Zielgruppe war Pro Sieben Marktführer mit TV Total und das gerade mal mit 750.000 Zuschauern. Dieser relative Erfolg indes zeigt erst, wie stark Zervakis und Opdenhövel danach abgerutscht sind. Der Kanzler und sein Arbeitsminister fliehen vielleicht zu den verständnisvollen Fragen ihrer Lieblings-Journalistin – die Zuschauer laufen davor weg.

Es reicht ein Blick auf die Erfolgsformate als Gegenprobe, um die These „Go woke, get broke“ zu bestätigen: Aktenzeichen mit Einspielern über Einbrecher, deren Standardfrage „Wo Geld?“ lautet. Wetten dass..? mit reichlich Altherren-Witz und der 70er Jahre Band Abba als Stargast. Oder Sport. Immer mehr Sport. Weil das die letzte relevante Zuschauergruppe vorm Fernseher nicht vergrault: die Menschen, bei denen zumindest schon die Ansprüche tot sind – so tot wie das Programm, das sie noch schauen.

Anzeige
Die mobile Version verlassen