Ricarda Lang steht einmal wieder mit ihrem Mikrofon auf der Bühne und erklärt uns Bürgern, was das Beste für uns wäre. Diesmal geht es nicht um Heizung, Liebe, Wärme, Energie, Panzer für die Ukraine. Es geht auch nicht um Currywurst, die in Kantinen verboten werden sollen, und Steaks, die angeblich zu billig sind, und auch nicht um die weltbewegende Frage, ob Insektenpulver ins Mehl gerührt werden soll, was die Grünen mit Emphase begrüßen.
Diesmal ist es ein Werbeverbot ihrer Partei für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett und Salz, die sich speziell an Kinder richtet. Es kommt so harmlos daher und ist vielleicht auch nicht der wichtigste Baustein in dem Gefängnis aus Verboten, in das unser sehr privates Leben gesperrt werden soll. Es ist nur ein weiterer Ziegelstein in der Mauer.
Ironischerweise ist Ricarda Lang dafür wohl das denkbar schlechteste Beispiel. Oder vielleicht sogar das beste? Bislang galt die Regel, dass das Aussehen der Person unwichtig sei. Dass es unfair sei, Menschen wegen ihres Äußeren zu benachteiligen oder zu verhöhnen. Aber wenn es natürlich die Grünen zum Thema machen, dann ist es schon okay.
Jedes sechste Kind in Deutschland ist angeblich übergewichtig und wer ist schuld daran? Die Werbung natürlich. Alle anderen Argumente? Werden zur Seite geschoben. Fettleibigkeit wird zum individuellen Fehler hochgeredet, natürlich bei anderen. Nur bei anderen. Jetzt also sind die Eltern schuld.
Da ich noch kein eigenes Einkommen hatte, konnte ich zum Leidwesen der Süßigkeitenhersteller nicht darüber entscheiden, was in den Einkaufswagen kommt. Als wäre das nicht schlimm genug, habe ich nur Wasser zu trinken bekommen. Wasser, man stelle sich das vor! Cola und andere Süßgetränke gab es nur zum Geburtstag oder wenn wir im Sommerurlaub waren. Ausnahmsweise zur Ausnahmezeit.
Jetzt bin ich erwachsen und mein BMI hält sich stabil im unteren Normalbereich – meinen Eltern sei dank. Es ist naiv zu glauben, dass Werbung über das Ernährungsverhalten der Kinder entscheidet und die Zahl der übergewichtigen Kinder senkt. Die Eltern sind hier in der Verantwortung. Quengeln an der Supermarktkasse gehört zum Elternrisiko. Die Bundesregierung sollte deshalb lieber in Initiativen investieren, die Eltern erklärt, dass Süßgetränke nichts im Becher oder in der Flasche von Kleinkindern zu suchen haben.
Die Grünen regeln den Verkehr in jedem Schlafzimmer, was auf den Teller kommen darf und wie die Eltern mit ihren Kindern umgehen. Es wäre vernünftiger, Pubertätsblocker nicht zu erlauben, Werbung für Abtreibung weiterhin zu untersagen und Cannabis auf dem Schulhof zu verhindern, statt frei verfügbar zu machen. Aber solche Vernunft wäre mal ein echtes Überraschungsei.