Sie wussten noch nicht, was typische Veganer und typische Fleischesser sind? Ihnen kann geholfen werden. So was wissen natürlich wie alles Kompliziertere Professoren, hier ein Ernährungspsychologe:
Tatsächlich ist der klassische Veganer eben weiblich, jung und gebildet. Der klassische Fleischesser ist hingegen männlich, sozial schlechter gestellt und ungebildet.
Diese und andere Weisheiten des Menschen-, Tier- und Pfanzenkennertums entnahm ich einem Interview im Focus, von diesem wortbildträchtigst so betitelt:
Der Interviewte unterstellt dem „Fleischliebhaber“, dass er „sauer“ wird, wenn eine „Veganerin“ – warum heißt die nicht „Pflanzenliebhaberin“? – beim gemeinsamen Restaurantbesuch eine Quinoa-Bowl bestellt, nachdem er ein Steak geordert hat, weil sie ihm damit sagen würde: „Warum isst dieser dumme Trottel noch Fleisch?“
Beim Inka-Getreide Quinoa denke ich sofort an einige Freunde, die sich unter anderem mit Quinoa helfen können, weil sie sich aus Unverträglichkeitsgründen glutenfrei ernähren müssen. Ein Stressfaktor ist es für diese Freunde, für meine bessere Hälfte und mich nur dann, wenn wir Gäste mit unterschiedlichen Unverträglichkeiten bekochen, was wir nicht selten tun.
Klischee folgt auf Klischee: Dem ersten – klassische Veganer sind weiblich, jung und gebildet, klassische Fleischesser hingegen männlich, sozial schlechter gestellt und ungebildet – folgt sogleich das nächste:
Die Veganerin mache dem „Fleischliebhaber“ ein schlechtes Gewissen und verursache ihm Stress, denn im Gegensatz zu ihm wäre sie um Nachhaltigkeit und Tierwohl bemüht. – Schluck, schluck. Und gleich noch ein weiterer ernährungspsychologischer Gipfel mit der Feststellung, dass
der Fleischesser ja in der Regel kein Tierfeind ist. Ganz im Gegenteil, er selbst nimmt sich ja als tierlieb wahr. Sein Hund ist sein bester Freund – und trotzdem isst er Fleisch aus dem Supermarkt. Er trägt also zwei miteinander unvereinbare Ansichten in sich.
Also gaaaaanz laaaangsaaaam. Sein Hund ist sein bester Freund – und trotzdem isst er Fleisch aus dem Supermarkt … zwei miteinander unvereinbare Ansichten …
Aber er will doch nicht seinen Hund oder den eines anderen essen! Was zum Teufel ist da unvereinbar?
Da die Front der Veganer und Vegetarier immer größer werde, sei der Fleischesser damit konfrontiert, er muss sich rechtfertigen. – Und nun Leute kommt es, sofort alle in volle Deckung gehen: Das verursache Stress – und Wut. Wir nennen das das „Meat-Paradox“. – Nooooch laaaangsamer. „Meat-Paradox“. – Ahaaaa. Die Interviewerin assistiert mit einer selbstauskunftgebenden (?) Frage:
Der Fleischesser wird also lieber wütend, anstatt einfach weniger Fleisch zu essen?
Der Interviewte:
Ganz genau, eine klassische Trotzreaktion. Studien zeigen, dass Fleisch häufig gar nicht wegen seines Geschmacks, sondern aus symbolischen Gründen konsumiert wird. Es steht für Wohlstand und Macht. Wer Fleisch isst, nimmt am gesellschaftlichen Leben teil. Dank Billigfleisch kann das auch der sozial schlechter Gestellte – und jetzt will der Veganer ihm sein Statussymbol einfach wegnehmen.
Der Fleischesser fühlt sich dadurch sozial ausgegrenzt, möchte Verständnis haben und keine Verurteilung. Wenn sich jemand nicht verstanden fühlt, wird er umso trotziger.
Fleisch essen als Statussymbol? So einen Fall kenne ich nicht. Aber ich habe bei etlichen Wohlstandskindern und ihren geplagten Familien mitgekriegt, wie sie das Statussymbol Veganer brauchten, um zu einer bestimmten Clique gehören zu dürfen. Nicht wenige von ihnen wurden danach richtig unleidlich, Vater, Mutter und Geschwister wussten nicht mehr, was tun – nach ein paar Monaten und einem Cliquenwechsel aßen sie wieder wie vorher und die Laune stimmte auch.
Die pro-vegane Plattform veganz.de ordnet nach einer Umfrage von 2020 in sechs europäischen Ländern die Ernährungs-Klassen so ein:
1,9 % vegan
3,1 % vegetarisch
2,9 % pescetarisch
22,9 % flexitarisch
69,1 % omnivor
Zwei Prozent Vegane sollen 22,9 Prozent Flexitarier und 69,1 Prozent Omnivore – zusammen 92 Prozent – so erschüttern, dass diese sich sozial ausgegrenzt und nicht verstanden fühlen und daher umso trotziger Fleisch essen – Billigfleisch, weil sie ja männlich, sozial schlechter gestellt und ungebildet sind?
Also ich brauche beim Frühstück weder Fisch noch Fleisch, gerne Eier aus dem Glas oder der Pfanne, doch meistens tut’s ein simples Butterbrot, zur Abwechslung mit Honig drauf oder Radieschen oder sonstigem Grünen, aber meine bessere Hälfte zieht Wurst auf dem Brot vor, diese und jene Sorte, ab und zu Leberwurst und am liebsten Salami, ungarische oder aus Spanien und Italien, wo sie richtig gute Salami machen können. Zuhause in der Arbeitersiedlung und bei den verwandten Kleinbauern gab’s Fleisch am Sonntag – Sonntagshendl war der Gipfel der Genüsse – und an hohen katholischen Feiertagen; unter der Woche wurde das Suppenfleisch gegessen, aus dem die Sonntagssuppe gekocht worden war. Ja, Fisch gab’s auch mal, denn Vater fischte gern und gut. Aber im Dreischichtbetrieb sieben Tage die Woche konnte er die Zeit dafür nicht oft erübrigen.
Im Interview kommt’s noch dicker über fleischessende Unterschichtler:
Früher definierten Männer ihre Männlichkeit darüber, dass sie Jäger und Krieger waren, dass sie ihre Familie ernährten. Heute gehen auch Frauen arbeiten, können für ihre Familien sorgen. Worüber soll der Mann sich also noch definieren, als über das Fleischessen? Und das wird ihm jetzt madig gemacht, wenn ihn der Veganer oder gar die Veganerin blöd anmacht.
Meine Güte, in welcher Welt leben Leute, die so etwas von sich geben? Na ja, in der veröffentlichten Welt von heute, die sich mit anderen als selbstgemachten Problemen von Minderheiten beschäftigt, die nicht gefragt werden, ob das überhaupt ihre Probleme sind und ob sie die auf dem Jahrmarkt ausgetragen wissen wollen, sich für die Probleme der schweigenden Mehrheit von Normalos weder interessiert noch sie kennt. Wozu auch, sie gehören ja zur materiell – am besten aus dem Geld der Nettosteuerzahler – staatlich abgesicherten Oberschicht.
Worüber soll der Mann sich also noch definieren, als über das Fleischessen? Was mein Vater dazu gesagt hätte, ist nicht druckreif.
Nun gebe es ja immer weniger Fleischesser und immer mehr Vegetarier und Veganer, behauptet die Interviewerin, wie laute daher die Prognose – teile sich die Welt irgendwann in zwei Lager, in zwei Extreme? Oder werde eine Annährung der beiden Ernährungskulturen stattfinden?
Ist die Frage schon ein halbes Glaubensbekenntnis, vollendet es der Gefragte:
In der Lebensmittelbranche ist der Satz geläufig ‚Das Würstchen der Zukunft ist die Zigarette der Gegenwart‘. Da findet ein Umbruch statt. Es wird auch in Zukunft noch Fleischesser geben, so wie es heute Raucher gibt. Aber wenn sie ehrlich zu sich sind, wissen beide – der Fleischesser und der Raucher: „Das was ich da tue, ist eigentlich nicht gut.“
(Nur so nebenbei: Die Zahl der Raucher unter Jugendlichen steigt …)
Eine andere wissenschaftliche Erkenntnis will ich Ihnen nicht vorenthalten, obwohl ich das Mantra vom „klimaschädlichen” CO2, Methan usw. nicht teile – aber für jene, die es tun: „Veganer furzen mehr“, was nach dem folgenden Tweet nicht gut den Klimawandel und für soziale Beziehungen wäre:
Macht euch nix draus, liebe Leute, meine Prognose aus meiner Normalo-Welt – sozusagen von Würstchen zu Würstchen – lautet, auch diese Mode geht so vorbei wie der Spuk des Sozialismus 3.0 insgesamt. Das „Meat-Paradox“ scheitert an der Wirklichkeit wie die ganze „Große Transformation“, um die es ja in Wahrheit auch bei dieser Ernährungs-Unterabteilung der „Klimakampagne“ geht.
Und dazu aus der veröffentlichten Welt das (dts):
Mehrheit gegen Staatsmaßnahmen zur Fleischreduktion
Die Mehrheit der Bundesbürger (57 Prozent) lehnt staatliche Maßnahmen zur Reduktion des Fleischkonsums der Bevölkerung ab, fand das Meinungsforschungsinstituts Insa für die „Bild“ heraus: Ein Viertel (25 Prozent) würde Maßnahmen hingegen begrüßen und weiteren zwölf Prozent wäre es egal. Fünf Prozent wissen es nicht oder möchten dazu keine Auskunft geben.
Für Aufsehen gesorgt hatte zuletzt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die Bürgern nur noch 10 Gramm Fleisch pro Tag empfiehlt. Staatliche Maßnahmen zur Reduktion des Fleischkonsums sind jedoch nicht geplant.
Auf die Frage nach einer freiwilligen Ernährungsumstellung gaben 59 Prozent der Befragten an, sie hätten nicht vor, ihren Fleischkonsum zu verändern. Gut ein Viertel (28 Prozent) plant, ihn zu reduzieren, und zehn Prozent wollen ihn erhöhen. Jeweils knapp weniger als ein Drittel gab an, im Durchschnitt an drei bis vier Tagen (31 Prozent) bzw. an ein bis zwei Tagen pro Woche Fleisch (30 Prozent) zu sich zu nehmen.
13 Prozent essen an fünf bis sechs Tagen Fleisch und acht Prozent essen täglich Fleisch. Weitere 13 Prozent verzehren seltener als einmal pro Woche Fleisch und fünf Prozent gar keines. Der Anteil derer, die angeben, gar kein Fleisch zu essen, ist bei Wählern der Linken am höchsten (13 Prozent).
Täglichen persönlichen Fleischkonsum melden Grünen-Wähler mit zwei Prozent als am geringsten und FDP-Wähler anteilsmäßig deutlich am häufigsten (25 Prozent). Für die Erhebung wurden 1.002 Bürger zwischen dem 26. und dem 30. Mai befragt.