Zuerst die Lebensverlängerung des Verbrennungsmotors und jetzt das: Ausgerechnet die Angestellten bei der Deutschen Bahn zeigen noch einmal, wie wichtig der motorisierte Individualverkehr ist. Der gesamte Fernverkehr liegt brach, Regional- und S-Bahnen fallen aus. Und dennoch: Es blieb verdächtig ruhig. Die Bundesregierung hat mit ihrem 9-Euro-Ticket mehr Chaos mit der Einführung des 9-Euro-Tickets angerichtet als die Bahn mit einem bundesweiten Streik. Die Bahn streikt und keiner merkt’s?
Vielleicht hat man sich auch in all den Jahren schon genug an Verspätungen und Ausfälle gewöhnt, als dass der heutige Tag im Bahnplan groß aufgefallen wäre. Streik ist ja irgendwo doch ein Ding aus den 1980ern. Alle Räder stehen still und so. Nur interessiert das offenbar niemanden mehr so richtig, weil die meisten Leute schlicht zu Hause bleiben. Pandemiebedingt ist Homeoffice keine exotische Erscheinung mehr, sondern für viele Normalität.
Den Streik für den kleinen Mann lässt sich Ver.di nicht nehmen. Gewerkschaftsführer Frank Werneke zeigt, dass er die Lebensrealität in Deutschland kennt, das unter Inflation und Finanzkrise ächzt. Und was so ein bodenständiger Peppone-Typ ist, der weiß auch Ratschläge zu geben: Wer die Möglichkeit habe, solle am Montag das Fahrrad nehmen oder zu Fuß gehen. Das freut die Passagiere im Fernverkehr, die eigentlich kein Home Office hätten. Sie bleiben „klimaschonend“ ganz zu Hause.
So viel Werbung für das Auto hat die TE-Redaktion seit Jahren nicht erlebt. Vergessen der ganze Hass aus der Debatte um Diesel und „Klimarettung“. Heute bleiben selbst „Klimaretter“ auf der Erde sitzen, weil am Münchener Flughafen an der Gepäckabfertigung gestreikt wird. Vielleicht ist auch der eine oder andere DUH-Vielflieger betroffen. Für alle anderen gilt: gut, wer seine vier Räder und einen vollen Tank hat. Was die einen an Klima „schützen“, das können die anderen an CO2 verfahren.