Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer von der Kenia-Koalition liebt Wahrheitssysteme. Für denjenigen, der Robert Habecks Vorwort der mäßigen Neuübersetzung von George Orwells epochalen Roman „1984“, die im dtv Verlag erschienen ist, nicht als Leseinstruktion verinnerlicht hat, mag der Begriff sehr nach dem Orwellschen Wahrheitsministerium aus dem Roman klingen. Aber die hübsche Koalition mit den Grünen, deren Lebensinhalt Verbote sind, beispielsweise der Neubau von Eigenheimen, färbt schließlich auch auf politisch so widerstandsfähige CDU-Funktionäre wie Michael Kretschmer ab.
Via Bild-Zeitung hat er den Bürgern nun schon einmal vorsorglich mitgeteilt, damit sie sich in ihrer Planung darauf einrichten können, genauer gesagt, dass sie sich erst gar nicht der Mühe der Urlaubsplanung zu unterziehen brauchen: „Ich bin dafür, Wahrheiten auszusprechen. Osterurlaub in Deutschland kann es dieses Jahr leider nicht geben.“ Von den Grünen unterscheidet den wackeren Koalitionsvorstand von der CDU der bürgerliche Stil, das Wörtchen „leider“ einzufügen. Würde Michael Kretschmer der grünen Partei angehören, hätte der Satz womöglich so gelautet: Osterurlaub in Deutschland kann es dieses Jahr aus Verantwortung den ärmeren Staaten gegenüber nicht geben. Wir wollen keinen Urlaubsnationalismus.
Schließlich haben die Grünen in ihrer grenzenlosen Verantwortung vor, zuerst die ganze Welt zu impfen, bevor sie einen Gedanken daran verschwenden, woher die Impfdosen kommen, um Deutschland zu impfen. Denn was nützt den Deutschen schon, wie Anton Hofreiter messerscharf schloss, wenn das Virus von außen wieder hereinschwappt.
Für Sachsens Ministerpräsident steht jedenfalls fest, dass die Rückkehr zur Normalität“ zu einer „Explosion der Infektionszahlen“ führen würde. Die Rückkehr zur Mobilität etwa durch Reiseverkehr und Tourismus im April bezeichnet er als „Gift“. Kretschmers Warnung mutet von Panik diktiert an, wenn er ausführt: „Kleinste Veränderungen im Verhalten der Bevölkerung, beispielsweise eine höhere Mobilität und mehr Kontakte, führen sofort zu höheren Infektionszahlen.“ Heißt das nicht im Klartext: der Lockdown endet nie? Herdenimmunität und die Ausrottung des Virus erreicht man nur, wenn man in einer konzentrierten Aktion mindestens 70 % der Bevölkerung in kurzer Zeit durchimpft, wie es die Israelis tun. Aber Kretschmers Bundeskanzlerin kümmerte sich nicht um die Beschaffung von Impfstoff, sondern beauftragte damit großmütig Ursula von der Leyens Brüsseler Kommission, womit de facto die Forderung der Grünen erfüllt wird, dass zuerst die Welt geimpft wird, dann erst Deutschland, jedenfalls, was nach dem langen Lockdown von Deutschland dann noch übrig ist.
Wie wäre es wenn, Michael Kretschmer seiner Bundeskanzlerin und Parteifreundin sagen würde: „Ich bin dafür, Wahrheiten auszusprechen. Ihre verfehlte Politik, Frau Bundeskanzlerin, kann ich leider nicht mehr mittragen.“
Doch dazu wird es nicht kommen, weil das den Adressaten verfehlen würde, denn wann wir zur Normalität zurückkehren, so Kretschmer „entscheidet nicht die Politik, sondern das Virus.“ Weder der Wähler, noch die Politiker, nicht Michael Kretschmer, noch Markus Söder, noch Angela Merkel, nicht einmal Annalena Baerbock und Robert Habeck entscheiden in Deutschland, sondern Covid-19 mit seinem täglich größer werdenden Hofstaat von Mutanten.
Wenn man Michael Kretschmer ernst nimmt, hat er nicht weniger gesagt, als dass die Regierung dem Virus folgt. Vielleicht hilft ja auch beten.