Seit Tagen ist die Empörung über Querdenker und Rechtsradikale groß, die angeblich in großer Zahl versuchen, die Flutkatastrophe für sich auszuschlachten – sie reicht von der Tagesschau, über die heute show bis hin zu ARD-Moderator Georg Restle. Der meint: „Neonazis und ‚Querdenker:innen gerieren sich als Helfende in den Hochwassergebieten und gefährden dabei die Arbeit der wahren Helfer:innen vor Ort“. Auch das zur RTL-Gruppe gehörende Portal n-tv meldete : „Nach den verheerenden Überschwemmungen im Westen Deutschlands ist die Hilfsbereitschaft groß. Doch auch Personen aus der „Querdenker“-Szene sowie Rechtsextreme geben sich als „Kümmerer vor Ort“ aus und säen Misstrauen gegen den Staat.“
Wer die „wahren Helfer:innen“ sind, meint Restle offenbar selbst am besten entscheiden zu können. Bei der nächsten Flut sollten Opfer dann wohl auch unbedingt vorher nach der politischen Gesinnung fragen, wenn ihnen jemand das Leben oder Hab und Gut retten will!
Die Empörung aus den Sendeanstalten ist auch deshalb so bemerkenswert, weil man sich während der Katastrophe nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Der WDR berichtete zuerst gar nicht, dann zaghaft und insgesamt viel zu spät. Warnungen kamen nicht an. Dafür warnt man jetzt vor den falschen Helfern. Da werden die Opfer in den Flutgebieten besonders dankbar sein.
Und außerdem: Müsste Restle sich konsequenterweise nicht auch selbst warnen? Schließlich zahlen auch „Querdenker:innen“ und „Neonazis“ (warum hat er das Wort eigentlich nicht gegendert?) Zwangsgebühren, um sein Gehalt zu bezahlen. Gehören sie in dieser Funktion als Gebührenzahler dann doch wieder zu den „wahren Helfer:innen“?
Die private Konkurrenz von RTL sorgte derweil mit einem Videoschnipsel für Aufregung, der die Moderatorin Susanna Ohlen zeigt, wie sie sich im Katastrophengebiet die Kleider mit Schlamm beschmiert. Der Artikel dazu von RTL trug die Überschrift: „Aufräumarbeiten nach Flut: RTL-Moderatorin Susanna Ohlen packt in Bad Münstereifel mit an“. Mittlerweile musste RTL diesen Beitrag löschen und gab bekannt, die Moderatorin beurlaubt zu haben – allerdings schon am Montag. Tagelang versuchte man die Vorgänge also unter der Decke zu halten.
Ohlen erklärte auf ihrer Instagram-Seite, sie habe tatsächlich zuvor geholfen, sie habe sich dann mit ihren sauberen Klamotten allerdings vor anderen Rettungskräften geschämt. Sie räumte ein, einen „schwerwiegenden Fehler“ gemacht zu haben. Das kann man ihr durchaus auch glauben.
Im ausgestrahlten Beitrag sieht man den Schlamm auf Kleidung und Gesicht nicht. Deshalb sieht der Kölner Medienanwalt Ralf Höcker darin keine Täuschung der Zuschauer. Höcker schreibt dazu auf Facebook: „Frau Ohlen hat im Beitrag NICHT behauptet, aktuell beim Aufräumen zu helfen. Vielmehr sagte sie klar, dass sie AM VORTAG geholfen habe. Zu ihren Gunsten muss man ohne anderslautende Erkenntnisse erst einmal davon ausgehen, dass das stimmt.“