Auf die Vergesslichkeit und Unaufmerksamkeit der Masse haben Prediger, Politiker, Journalisten, Propaganda-, Werbe- und PR-Profis, Demoskopen und so weiter schon immer gesetzt. Aber in der Zeit vor Twitter spielte sich das ausschließlich in gesprochenen und gedruckten Buchstaben ab. Nun liefern uns die „Social Media“ „Bilder“ wie die folgenden. Die bleiben wesentlich länger hängen.
Bei Peter Tauber kann ich mich wirklich nicht daran erinnern, dass er früher auf den Unterschied zwischen Asyl und Einwanderung schon mal hingewiesen hätte. Auch mit seinem für ihn neuen Hinweis, dass ein Einwanderungsgesetz die Probleme des Asylrechts nicht löst, hat er recht. Da hilft nur, das Asylrecht so zu ändern, dass es nicht mehr als Scheunentor für Einwanderung missbraucht werden kann (war es 1949 nicht so gefasst?).
Der folgende Tweet, der Frau Merkel zugeschriebene CDU-Text ist Chuzpe pur, nicht mehr überbietbar, „blutiger Hohn“ wäre nicht übertrieben. „Wir können nicht den Eindruck erwecken, jeder kann kommen.“ Wie bitte? Das ist aus ihrem Munde so wahr wie Bill Clintons Aussage unter Eid, er habe nicht die Unwahrheit gesagt, als er eine 12-jährige Beziehung zu einer Journalistin leugnete, weil es 11,5 Jahre waren. „Wer keinen Aufenthaltstitel hat, muss auch wieder zurückgehen.“ Wie soll ich das nennen, wenn Merkel etwas postuliert, von dem sie weiß, dass es nicht stattfindet im real (nicht) agierenden Zustand von Deutschlands Rechtsstaat?
Norbert Bolz sieht das richtig. Frau Merkel weiß sehr wohl, was sie tut. Jedenfalls wenn es um den Umgang mit der Masse geht, um den mit ihrer eigenen Partei und mit den Medien, die so sind wie die meisten. Übrigens: Haben Sie auch von Zusammenkünften der CDU in den Bundesländern gehört, die schrillen Protestveranstaltungen gegen ihre Bundesvorsitzende gleichen? Von Ortsversammlungen, wo sich langjährige, treue Mitglieder im inoffiziellen Teil sagen, dass sie AfD wählen werden – nicht aus Zuneigung zu dieser, sondern wegen wütender Abwendung von Merkel? Dass sie bei der Telefonumfrage vorgestern selbstverständlich gelogen haben? – Was Frau Merkel am Tag ihres irgendwann unvermeidlichen Abtritts und ein paar Wochen danach bevorsteht, wünsche ich niemandem.
Prägnanter als bei Bernd Zeller lässt sich das Trauerspiel eines Bundestags ohne Opposition nicht mehr ins Bild setzen.
Persönlich halte ich es mit Bolz. Gehe ich in ein Geschäft auf der Suche nach einem mich überzeugenden Produkt, im Wahlladen nach dem der Freiheit, finde ich keines, verlasse ich diesen Marktplatz wieder, ohne zu kaufen.
Und nun schauen wir mal, welche Bilder uns welche Ahnungslosen und üblichen Verdächtigen weiter selbst liefern, weil sie dem Gesetz des Twitterns nicht entkommen können, wollen, dürfen.