Berlin (ATN). Berlins Integrationssenatorin Elke Breitenbach von der Linkspartei ist zurückgetreten. Ihre zentrale Aufgabe, die Integrationspolitik, sei fundamental gescheitert: „Ich habe leider keine Idee, wie man Männer besser integrieren kann“, sagte sie der Deutschen Presseagentur am Montag in Berlin. Der Rücktritt der linken Senatorin kam für die Politik in der Hauptstadt völlig überraschend, weil niemand bisher das Problem der Integration von Männern generell in eine Gesellschaft von Frauen und Diversen auf dem Schirm hatte. Bislang galt es als Aufgabe der Integrationspolitik, das Zusammenleben zwischen Deutschen und Migranten zu fördern und zu stärken. Dass Senatorin Breitenbach das viel größere Problem in einer Integration der Hälfte der Bevölkerung sieht, nämlich aller Männer, spricht für Ihren Weitblick und ihr Rücktritt für politische Einsicht.
Anlass für den unerwarteten Rücktritt ist eine Diskussion um die Einordnung der Ermordung der 34jährigen Afghanin Maryam M., die mutmaßlich von ihren Brüdern umgebracht wurde, weil sie deren westlichen Lebensstil missbilligten. Die Staatsanwaltschaft Berlin sprach von einer Tat aus „gekränktem Ehrgefühl“. Politiker verschiedenen Parteien nannten die Tat einen „Ehrenmord“. Diese Bezeichnung lehnt die linke Senatorin jedoch generell ab: “In Deutschland wird jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Das ist kein Ehrenmord, das ist Femizid“, sagte sie dem Tagesspiegel: „Es geht nicht um die Herkunft und die Nationalität der Täter, es geht um die Frage des Geschlechts“. Weil das mit Migration nichts zu tun habe, sondern alle Männer betreffe, könne sie Integrationsarbeit nicht länger wie bisher betreiben, sondern das müsse als grundsätzliche Gesellschaftsveränderung betrieben werden. In einer grünrotroten Bundesregierung sei sie nach der Wahl gerne bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, wenn ein solches „Männer-Integrationsministerium“ als Querschnittsaufgabe mit einem Vetorecht ausgestattet werde, analog dem Klimaschutz-Ministerium, das die grüne Kanzlerkandidatin Baerbock vorgeschlagen habe.
Während Berliner Politiker und Integrationsexperten den „Realitätsverlust“ der Ehrenmord-Leugnerin kritisierten, boten Feministinnen und Interessenverbände der linken Senatorin ihre Ideen zur Integration von Männern an. Das sich selbst als „nicht binäre Autor:in“ bezeichnende KaDeWe-Model Hengameh Yaghoobifarah erweiterte seinen Vorschlag von 2020, alle Polizisten gehörten auf die Mülldeponie: “Das gilt für alle Männer, da sind sie von ihresgleichen umgeben, nämlich von Abfall“.
Die Feministin Anne Wizorek empfiehlt als radikale Lösung des Männer-Problems, das Patriarchat in Deutschland abzuschaffen. Wizorek, die seit ihrer Relativierung der sexuellen Übergriffe von jugendlichen Migranten in der Silvesternacht 2015 in Köln durch die (falsche) Behauptung, auch beim Oktoberfest gebe es immer eine hohe Dunkelziffer von „weißen Bio-Deutschen“ als umstritten gilt, schlägt ein „Geschlechtsumwandlungs-Angebot“ für Männer vor. Dazu könne man die Impfzentren dauerhaft nutzen, statt sie wie geplant im Herbst nach und nach zu schließen. “Wer als Mann ein solches Integrations-Angebot nicht wahrnimmt, kann analog zur Covid-Impfung dann nicht die gleichen Rechte haben wie Frauen und Trans-Personen“.
QUEERGRÜN, die queeren Bundesarbeitsgemeinschaften von Bündnis 90/Die Grünen fordern zur Bekämpfung der frauen und queerfeindlichen Gewalt „Täterarbeit, die überkommene Männlichkeitsbilder kritisch hinterfragt“. Es biete sich an, die Täterarbeit in Kasernen der Bundeswehr durchzuführen, in denen Umerziehungslager-Lager für integrationsunwillige Männer eingerichtet werden könnten. “Ein Teil der Soldaten kann auch gleich dortbleiben, denn unter ihnen finden sich ohnehin viele mit rechtem und machohaftem Gedankengut“, so eine Sprecher:in von QUEERGRÜN. Die(!) Bundeswehr sei inzwischen auf einem guten Weg, durch die Abschaffung männlicher Dienstbezeichnungen wie „Panzerkommandant“ oder „Einmannpackung“ für die Tagesration den alten Männlichkeitskult der Armee zu beseitigen.
Die Feministin und SPIEGEL-Autorin Margarete Stokowski schlug vor, das Wort „Männer“ nicht mehr zu verwenden und durch „M-Wort“ zu ersetzen. „Wie mit dem N-Wort ändern wir zunächst die Sprache, damit das Denken und letztendlich auch das Problem“. Der Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Musikproduzent und Medienunternehmer Diether Dehm forderte, der Song „Männer“ von Herbert Grönemeyer müsse aus den Programmen aller Sender gestrichen werden.
Claudia Pritt