Tichys Einblick
Glosse: Was will der Gesundheitsminister?

Karl Lauterbach distanziert sich in nächtlichem Tweet von Impfungen im Drei-Monats-Takt

Wer sich alle drei Monate impfen lässt, wird von der Maskenpflicht befreit. Das soll nicht dazu führen, dass sich die Menschen alle drei Monate impfen lassen. Logisch. Für Karl Lauterbach. Wenn er gegen 22 Uhr twittert.

IMAGO/photothek

Es war noch vor Mitternacht. Aber Karl Lauterbach (SPD) erreichte ein Twitter-Niveau, wie man es von ihm sonst nur gegen 2 Uhr nachts kennt. Im Disput mit einem anderen Nutzer fragte er: „Glauben Sie im Ernst, dass Menschen sich alle 3 Monate impfen lassen, um ohne Maske in ein Restaurant gehen zu können.“ Und um seine Aussage glaubhaft zu machen, setzte der Gesundheitsminister dahinter nicht drei Fragezeichen, auch nicht fünf – sondern ganze sechs Fragezeichen.

Der Hintergrund ist einfach zu erklären: In den Entwurf des „Infektionsschutzgesetzes“ haben Lauterbach und Justizminister Marco Buschmann (FDP) eine Maskenpflicht geschrieben. Die kann unter Umständen überall gelten – sogar im Freien. Lässt sich jemand testen oder gilt als „genesen“, ist er laut dem Entwurf von der Maskenpflicht befreit. Oder er ist geimpft. Auch dann darf die Maske fallen. Allerdings nur, wenn die Impfung nicht länger als drei Monate zurückliegt.

Was das bedeutet, scheint indes mehrdeutig zu sein: Der besagte Nutzer schließt daraus, dass sich die Menschen alle drei Monate impfen lassen sollen, um sich von der Gängelung durch die Maskenpflicht zu befreien. Doch da widerspricht der Herr der sechs Fragezeichen: „Wenn wir das wirklich oft sähen würden wir die Regel ändern, machen die Ausnahme dicht. Allgemeine Maskenpflicht im Innenraum oder Test wäre dann Konsequenz.“ Die Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung entstammen dem Original.

Fasst man Lauterbachs Logik zusammen, heißt das: Der Staat will verhindern, dass sich Menschen alle drei Monate impfen lassen. Aber der gleiche Staat belohnt auch, wenn sich die Menschen alle drei Monate impfen lassen – indem die Pflicht zur Maske fällt. Gegen 22 Uhr mag diese Logik einleuchten – bei Tageslicht lässt sie manchen nachdenken.

So schließen denn auch einige Nutzer aus Lauterbachs Tweet, dass die Drei-Monats-Spritze damit dann wohl auch gleich wieder abgeräumt sei, dass darüber offenbar nur ein erhöhter Druck aufgebaut werden solle, um die Menschen zu einer Impfung zu drängen. In einem geteilten und schnell weiterverbreiteten Video spricht Lauterbach tatsächlich von der Maskenpflicht als einem „Anreiz, für den ein oder anderen, darüber nachzudenken, ob er sich impfen lassen möchte“.

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