Verzweifelt reißt sich der Anfangs-Vierziger die Schiebermütze vom Kopf, versucht ein schmerzverzerrtes Gesicht zu ziehen. Setzt die Mütze wieder auf. Er hat ja seine Lauterbach-Lektion gelernt: Hitze lässt Gehirne schrumpfen. Aber keine Sorge, aus dem Spiel wird schon nicht ernst.
Er hat sich auf den Asphalt geklebt und oh Schreck oder Gott sei Dank: Es findet sich jemand, der ihn geduldig wieder vom Boden löst. Nebenan sitzt einer, der von etwas bedrückt guckenden Feuerwehrmännern freigeklopft wird. Es sind ikonische Bilder – Bilder einer infantilen Gesellschaft.
Was das Ganze mit Klimawandel zu tun hat? Es ist ein Happening gelangweilter Mittelstandskinder, die gerne mal Drama erleben würden. Drama gibt es ja sonst nur auf Netflix – brutales, fürchterlich reales jeden Tag in der Ukraine, aber da ist es auf dem Bildschirm und kann weggezappt werden.
Drama – aber nur, wenn es dann doch gut endet, wozu haben wir Polizei und Feuerwehr? Und so kommen Hammer, Meißel und Olivenöl zum Einsatz, um die Klimaklebekinder von sich selbst zu befreien. Davor aber bitte noch etwas Show, die Schiebermütze vom Kopf gerissen und ein leidverzerrtes Gesicht. Zur Not von TV-Sendern vervielfachte oder verstärkte Schmerzenschreie.
Wie bei Kindern spielen die Eltern keine Rolle. Egal ob Vati und Mutti hart arbeiten müssen, die paar Euros zählen, die nach Abzug der Steuern und Abgaben noch übrig bleiben, und vielleicht noch andere Sorgen haben: Im Zentrum steht der Sohnemann in seinem Zorn.
Und bei Kimaklebekindern spielen diejenigen keine Rolle, die zur Arbeit müssen, zum Arzt, zur Familie, der kranken Oma. Klimaklebekinder in schicker Schiebermütze sehen nur sich und den Asphalt und alles Leid der Welt, so lange es nur weit genug weg ist.
Und wie gute Kinder vertrauen sie natürlich darauf, dass der Nanny-Staat sie befreit, dass Mutter Feuerwehr sie tröstet und der Vati von der Polizei ihnen verzeiht und das Taschengeld umgehend erhöht. Eisern schweigen die Polizisten und Feuerwehrmänner, hin und wieder lässt sich an der Mimik ablesen, dass die mit dem Asphalt verschmolzene Hand lieber mal in einem schnellen Ruck abgerissen werden würde, anstatt das Pfötchen sorgsam mit Speiseöl auszulösen.
Aber das hat man ihnen in Kursen zur Gewaltfreiheit eingetrichtert: Klimakleber sind sorgsam zu behandeln, Grobheiten nur an diejenigen, die von den Klimaklebern grob behandelt werden.
Schließlich kleben die einen für die Rettung des Planeten, dafür müssen alle anderen mit ihren simpel irdischen Bedürfnissen zurücktreten.
Bemerkenswert, dass man das noch in Kursen lernen muss.
Merke: Klimakleber sind kein Drama, sondern Teil eines Spiels. Dazu gehören die Sich-auf-den-Asphalt-Kleber. Aber alleine macht kleben keinen Spaß. Sie brauchen die Feuerwehr, die sie löst, und die Polizei, die sie beschützt. Denn sonst könnten genervte Autofahrer das im Do-it-Yourself-Verfahren lösen, und zwar schnell und unkompliziert. Auch wenn sie vermeintlich weggetragen, oder „eingeknastet“ werden, wie sie es nennen. Klimakleber brauchen den Staat als Nanny, und der macht bereitwillig mit.
Und so infantilisiert sich eine Gesellschaft mit seltsamen Spielen. Altersgerechter wäre es, wenn die Polizei um die Kleber ein paar Warnschilder aufstellen, die Fahrbahn auf Grünstreifen erweitern und Umleitungen organisieren würde. Einfach so, und sich dann wieder ernsthaften Aufgaben widmen. Dann wäre alles schnell vorbei. Aber so werden Polizei und Feuerwehr in ein Spiel einbezogen, dessen Kosten die Bevölkerung trägt, die sie eigentlich schützen sollte.
Bis in die USA amüsiert man sich über die theatralischen Klimakleber: