Tichys Einblick
Achtung, Glosse!

Friedrich Merz hat gekifft – das erklärt vieles

Glosse: Einen Zug hat er gemacht. Nicht inhaliert, und er hatte auch keinen Sex mit dieser Frau. Aber das Kiffer-Geständnis von Friedrich Merz schlägt trotzdem ein – und erklärt vieles.

IMAGO / Chris Emil Janßen

Hach, das waren noch Zeiten. Damals unter Bill Clinton. Der hatte was mit seiner volljährigen Praktikantin, eine Zigarre war auch im Spiel und zum Kiffen bekannte sich der amerikanische Präsident ebenfalls. Allerdings sind die USA prüde und deswegen relativierte Clinton: Er habe nie Sex gehabt mit dieser Frau, was sich später als Aussage nicht halten ließ, und er habe beim Kiffen nicht inhaliert. Trotzdem war Bill Clinton eine extrem coole Socke.

Friedrich Merz ist auch – nein, das nun wirklich nicht. Aber gekifft hat er, wie er N-TV verriet. Also zuerst hat er behauptet, das habe er nie getan, um dann doch zuzugeben, dass er einmal an einer Hasch-Zigarette gezogen habe. Aber Politiker und die Wahrheit sagen, das ist kein Thema für eine Glosse – eher für eine Tragödie oder am besten für eine tägliche Talkshow.

Merz hat also gekifft. Damals. In seiner wilden Zeit. Als er den jugendlichen Rebellen raushängen ließ: mit ungebügeltem Stehkragen durch die Gegend laufen, erst 20 Sekunden nach dem Klingelton in den Unterricht gehen oder auch mal nachts bis um halb eins fernsehen. In der Jungen Union gilt man damit schon als Freak.

Doch heute sagt Merz, dass es „furchtbar“ gewesen sei. So muss das sein. Der Stehkragen ist gebügelt und der Friedrich spätestens um elf Uhr im Bett. Der Autor dieser Zeilen hat ebenfalls niemals gekifft. Wobei damit ein Politiker-Niemals gemeint ist. Das passierte alles in der Schulzeit, weswegen es die Aufgabe der Süddeutschen Zeitung ist, die tatsächliche Zahl zu recherchieren.

Das Kiffen ist furchtbar, ganz sicher. Aber nichts ist so schlimm wie der Laberflash, für den Kiffer berühmt sind: Sie stammeln vor sich hin, zusammenhanglos, nichts passt zu nichts. Umso besser die Kiffer ihr Gelaber finden, desto mehr leidet ihre Umwelt. Sie können stundenlang quasseln, ohne einen sinnvollen Gedanken hervorzubringen. Gut, dass Friedrich Merz das erspart geblieben ist. Also das mit der Praktikantin.

Wobei Kiffern auch eine gute Eigenschaft zugute geschrieben wird: ihre schier endlose Geduld. Eigentlich liegt das nur daran, dass sie ihre Nerven betäuben. Aber lassen wir mal das Positive stehen. Als Clinton ein Präsident mit Zigarren war, zog Merz in einen unerbittlichen Kampf mit Angela Merkel. Den hat er mit aller Entschlossenheit ausgesessen. Und als die Bestenauslese der CDU nichts anderes als Annegret Kramp-Karrenbauer, Armin Laschet und Helge Braun hervorbrachte, durfte Friedrich nach über 20 Jahren endlich auch mal ran. Kiffen ist furchtbar, aber Geduld zahlt sich aus und die Merzschen Reden können durch eine Hasch-Zigarette mehr oder weniger auch nicht konzeptionsloser werden.

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