Tichys Einblick
Glosse

Die Mohrenwurzel der SPD

Am 9. August 1869 gründen August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach nach neuesten Erkenntnissen die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), den Ursprung der ganzen Misere – und zwar im großen Saal des Gasthofs „Zum Mohren“ in Eisenach. Bis heute erinnert eine Gedenktafel an diesen Unort.

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Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands steht vor ihrer Auflösung. Eine Umbenennung allein hilft nicht, auch keine Fusion. Das Problem sitzt an der historischen Wurzel, genauer, in dem von Anfang an tief eingewurzelten Rassismus. Saskia Esken wird über die nächsten Schritte informieren. Denn am 9. August 1869 gründen August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach nach neuesten Erkenntnissen die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), den Ursprung der ganzen Misere – und zwar im großen Saal des Gasthofs „Zum Mohren“ in Eisenach. Bis heute erinnert eine Gedenktafel an diesen Unort.


Metilsteiner / CC BY

Zumindest die Gedenktafel muss selbstverständlich entfernt werden, „sofort, unverzüglich“ (Günter Schabowski). Vielleicht findet sich ja ein weißer russischer Adliger als Ersatznamenspatron für den Gasthof, der zwar später anders hieß, damals aber den M-Namen trug. Und dann geht es nicht ohne Umschreibung der Parteigeschichte. Das marxistisch geprägte „Eisenacher Programm“ kann unmöglich ohne Begleitkommentar stehen bleiben. Abgesehen davon, dass es sich bei Karl Marx wirklich um einen Rassisten handelte, der Lassalle einen „jiddischen Nigger“ nannte – Marxens innerfamiliärer Spitzname lautete auch noch „Mohr“. Wer den strukturellen Rassismus dahinter immer noch leugnet, muss wirklich blind sein.

Wie gesagt, ohne Tafelentfernung, Umschreibung und Buße wird es nicht gehen – und all das wäre trotzdem halbherzig.

Die Auflösung der SPD wäre der einzige Schritt, der wirklich exakt dem Geist des reinigenden Denkmal- und Namenssturms entspricht. Zum letzten Festakt kann „Mit uns zieht die neue Zeit“ gesungen werden, wobei – auch das stammt aus einer strukturell schlimmen Ära.

Also besser sang- und klanglos.

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