Tichys Einblick
Klassenkampf am Stammtisch

Die Linke will die Sektsteuer von Kaiser Wilhelm abschaffen

Auf Antrag ihrer Nachwuchsorganisation "solid" beschloss die Linkspartei, sich für die Abschaffung der Schaumweinsteuer von Kaiser Wilhelm II. einzusetzen.

IMAGO/photothek

Die deutsche Kriegsmarine wurde wiederholt versenkt, aber die Sektsteuer, die zu ihrer Finanzierung eingeführt wurde, gibt es immer noch. Es gab keine Debatte über eine neue Steuer wie etwa den Soli, wo die Sektsteuer nicht als Beleg genannt wurde, dass einmal – mit welcher Begründung oder Befristung auch immer – eingeführte Steuern nie abgeschafft werden.

Einladend für ähnliche Fälle ist die Begründung der Bundestagsabgeordneten Caren Lay von der Linkspartei für die Abschaffung der Sektsteuer, dass sie eingeführt worden sei, um die kaiserliche Kriegsflotte zu finanzieren: „Das allein sollte Grund genug sein, für die Abschaffung zu stimmen.“

Herzerfrischend verkündete „solid“-Vertreter Michael Neuhaus: „Dieses Programm ist unsere Chance, einen Wechsel in eine feuchtfröhliche Zeit einzuleiten, denn, ja, der Klassenkampf wird auch am Stammtisch geführt.“ Und steigerte sich noch mit seinem Bonmot zur Beseitigung des Statussymbols der Bourgeoisie, „Sekt trinken ist wie Golfen oder wie ich schon immer sagte: Rotkäppchen saufen ist eine Frage von Klasse. Als Linke dürfen wir das nicht länger hinnehmen.“ 

Da steigt mir doch wieder der Geruch in die Nase wie bei meiner ersten Begegnung mit Gregor Gysi 1990. Bis du in einem autoritären System richtig solide verankert, mit Status und Einkommen und so weiter, kannst du dir ein erstaunliches Ausmaß an persönlichem Witz und recht gelassener Heiterkeit auch zur eigenen Glaubenslehre erlauben. Natürlich nur, wenn’s harmlos bleibt.

Dazu passt auch, was Benjamin-Immanuel Hoff vom Tagungspräsidium der Abstimmung vorausschickte: „Ihr habt eine Minute Zeit für die Abstimmung über Sekt statt Selters“. 223 Delegierte stimmten zu, 99 dagegen, 23 enthielten sich. Frau Lay twitterte dann noch plakativ:

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