Tichys Einblick
Sparen am Niveau

Die grüne Infantilisierung der Gesellschaft und das Elend am Ende

Wenn das kein „Dreifachwumms“ ist? 32 Millionen Euro lässt sich die Bundesregierung das Energiesparen kosten. Die Infantilisierung der politischen Kommunikation mit Worten wie „Wumms“ und „Doppelwumms“ führt zur Gängelung des Bürgers und kann nur seine Erklärung in der Infantilität der politischen Klasse finden.

Symbolbild

IMAGO / Lobeca

Bis jetzt wurden durch die im Kern grüne Bundesregierung 32 Millionen Euro für die Werbekampagnen zum Energiesparen ausgegeben. Denn wenn die Leute in Deutschland das Richtige glauben, dann wird die Welt schon richtig gut. Man muss ihnen nur einhämmern, was das Richtige ist.

In den Sparappellen und Frotteursheimeligkeiten, wenn beispielsweise die Vorzüge von Waschlappen gepriesen werden, posiert eine Infantilität, die sich in Comic-Worten wie „Wumms“ und „Doppelwumms“ wiederfindet, wodurch der Bürger letztlich zur Comic-Figur erniedrigt wird. Ein demokratischer Politiker spricht nicht so zum Souverän. Die Infantilisierung der politischen Kommunikation führt zur Gängelung des Bürgers und kann nur seine Erklärung in der Infantilität, zumindest von Teilen der politischen Klasse finden.

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Die inzwischen in allen Ampelparteien regierenden Grünen erinnern an Kinder vermögender Eltern, die antiautoritär erzogen werden. Sie bekommen, was sie wollen, und jeder Gedanke von ihnen, mag er auch noch so absurd oder phantastisch klingen, wird – allein schon der Tatsache geschuldet, dass er von den Kindern dieser Eltern geäußert wurde – zum Geniestreich der natürlich hochbegabten Kinder verklärt. Respekt vor anderen haben sie nicht, denn sie stehen über allen. Und ihre geäußerten Gedanken – die sich von denen anderer Kinder vor allem dadurch unterscheiden, dass sie zwar nicht weniger kindlich sind, dafür aber mit einem Selbstbewusstsein vorgetragen werden, das eine grobe Verkennung des wirklichen Selbst offenbart, und vor allem mit einem Anspruch auf Realisierung geäußert werden – mögen vielleicht im Kinderzimmer putzig wirken und zahllose Rubriken „Kindermund“ füllen, aber in der Realität umgesetzt, führen sie zu Chaos und Zusammenbruch.

Was man im Leben lernt, ist, die kritische Distanz zu sich selbst einzunehmen, die Fähigkeit, eigenes Denken einzuordnen, gegebenenfalls auch zu falsifizieren, und Respekt gegenüber dem Denken Anderer. Man lernt, dass Kommunikation keine Einbahnstraße ist und dass derjenige, der Recht behalten will, häufig kein Recht hat. Was man im Leben lernt, ist, dass man Verantwortung übernimmt und man selbst für sein Denken und sein Tun einstehen muss, nicht die Eltern als deus machina alles, was man verbockt hat, ausbügeln oder richten werden.

Die Sparappelle zeigen, dass genau das alles die Grünen aller Parteien nicht gelernt haben. Sie geben 32 Millionen Euro dafür aus, um den Leuten einzureden, dass sie Gas sparen müssen, nur weil die Regierung eine traumverlorene Energiepolitik betreibt. Gas wird in der Industrie, zur Verstromung und zum Heizen benötigt. Der Anteil des Gases an der Verstromung könnte entscheidend gesenkt werden, wenn die drei AKWs am Netz blieben und weitere drei AKWs wieder ans Netz gebracht werden würden. Aber der grüne Suppenkasper bockt in einer Lautstärke, dass selbst die Nachbarn Zeugen des grünen Kernkrafttrotzes werden, und behauptet, die anderen sind schuld: „Wer jetzt über Atomkraft diskutieren will, ist nicht an der Frage interessiert, wie wir unabhängig bei der Energie werden. Sondern nur daran, den Grünen eins reinzuwürgen“, so die „erwachsene“ Reaktion von Katrin Göring-Eckardt. Gut, die Frau will ja auch Politik für jede Biene und jeden Vogel machen, wozu die Schleifung des Artenschutzes und des Naturschutzes für den Bau von Windanlagen natürlich bestens passt. Kopflose Vögel fühlen sich am besten.

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Und wie im Kinderzimmer glauben die Grünen ganz fest daran, dass es so wird, wie man sich das wünscht, dass die ganze Welt ein grünes Kinderzimmer ist. Wenn man ein bisschen Glück mit dem Winter hat, wenn es nicht ganz so kalt wird – schließlich leben wir ja in den Zeiten der Erderwärmung und ist die Erde ja gerade am Verglühen, wie jeder jeden Tag, wenn er auf die Straße tritt, feststellen kann –, dann kommen wir auch mit dem Gas, das wir überteuert gekauft haben, weil wir es von bestimmten Leuten nicht mehr haben wollen, über den Winter. Und wenn wir erst über den Winter sind, dann kommt ja auch schon bald der grüne Wasserstoff aus Namibia – wir müssen uns das nur alle ganz fest wünschen und solange ganz, ganz, ganz viel Energie sparen. Und wenn wir zuvor am intellektuellen Niveau sparen, dann glauben wir das auch.

Comedy findet jedenfalls in Deutschland nicht mehr auf der Bühne oder in Satiresendungen statt, sondern in der Politik sowie in den Politiksendungen und Artikeln vieler Medien. Hatten wir nicht schon den heißesten Sommer, den heißesten Herbst und den heißesten Winter – und wenn es mal nicht so heiß war, dann war es der trockenste Sommer, der trockenste Herbst und der trockenste Winter –, so bekommen wir nun mitten in der allerhässlichsten Erderwärmung – passend zur Unfähigkeit der Regierung, eine Energie- und Außenpolitik für ein hochentwickeltes Industrieland zu machen – den allerkältesten Dezember.

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Doch wenn stets, wenn die Regierung versagt, das Wetter schuld ist, muss dann nicht als Begriff der Politikwissenschaft das Wetter eingeführt werden? Schon droht der Grüne Klaus Müller, den seine Freunde auf den Posten des Chefs der Bundesnetzagentur gehoben haben, weil seiner Ansicht nach am Montag zu viel Gas von den bösen Bürgern verbraucht wurde: „Das sollte jetzt ein Ausreißer bleiben.“ Man hört förmlich das Aufstampfen des Volkswirtes. Wann hat Klaus Müller eigentlich aufgehört, Verbraucherschützer zu sein? Seitdem er ein Regierungsamt hat?

Eines jedoch ist deutlich: dass die Sparappelle an die Bürger nichts anderes als das unbeabsichtigte Eingeständnis der Grünen sind, dass ihre Kinderzimmer-Ideen unbrauchbar sind, dass sie realitätsferne Träume sind, die das Land ins Elend stürzen.

Lässt man jedenfalls die Sparappelle Revue passieren, dann fühlt man sich an Deutschland im Jahr 1917 erinnert. Passend zu Kretschmanns Waschlappenappell und Müllers Sparbefehle wurde damals aufgerufen, Seife zu sparen.

„Spare Seife!
Denn sie besteht aus den jetzt so nötigen
und knappen Fetten und Oelen.
aber wie?
Tauche die Seife nie in das Waschwasser!
Halte sie nie unter fließendes Wasser!
Vermeide überflüssiges Schaumschlagen!
Halte den Seifennapf stets trocken!
Wirf die Seifenreste nicht weg!
Hilf Dir durch den Gebrauch von Bürsten, Sand, Bimstein, Holzasche, Scheuergras, Zigarrenasche und durch bloßes Waschen im warmen Wasser.

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