Ein Herz für das Lichtspieltheater! Vielleicht war das der Sinn hinter der Aktion? Eine versteckte Subvention war es allemal, gewollt oder ungewollt. Die Impfkampagne, so bestätigt der Pressereferent des Bundesministeriums für Gesundheit, Sebastian Gülde, sei eine „crossmediale Kampagne“. Heißt, sie bespielt mehrere Medienformate.
Offensichtlich eine prinzipielle Angelegenheit. Denn während es zum Empfang von Fernsehen, Radio und Internet (bisher?) keinen Impf- oder Genesenenausweis braucht, kommt man derzeit nur mit 2G ins Kino, in einigen Ländern auch 2G-Plus. Heißt: Die teuer bezahlte Impfwerbung im Kino ist von Geimpften für Geimpfte, um zur Impfung anzutreiben. Wenn das nicht effektiv am Kunden orientiert ist!
Aber hören wir uns die ganze Erklärung vom 14. Februar bei der Bundespressekonferenz an:
„Zur Ausstrahlung in Kinos: Ich hatte ja bereits erwähnt, dass das eine crossmediale Kampagne ist. Das heißt, das wird auch in unterschiedlichen Medien und unterschiedlichen Settings ausgespielt. Hintergrund des Ganzen ist, dass man damit natürlich auch eine gewisse Multiplikatorenwirkung erzeugen will. Wenn wir also beispielsweise gerade auch von Migrantinnen und Migranten sprechen, gibt es immer wieder Multiplikatoren, die das dann tatsächlich in die Communities beziehungsweise die Familien hineintragen. Das ist auch Hintergrund dessen, dass wir dann eben beispielsweise auch in Medien diese Dinger ausspielen.“
Erkans Schwester geht montags eigentlich auf Corona-Spaziergänge, weil sie als Studentin der Molekularbiologie sich einen eigenen Reim auf das Geschehen macht, während Erkan nur Germanist für Literatur des 19. Jahrhunderts im 21. Semester ist. Doch dank der überzeugenden Argumente der Regierungspropaganda ist sie jetzt so eingelullt, dass sie mit ihren absonderlichen Ambitionen aufhört und sich ins Glied der Maßnahmenbefürworter und Impfunterstützer einreiht. In bereits vier Monaten könnte sie dann voll geboostert sein und zu allen Annehmlichkeiten des Lebens Zugang haben, passend zum jährlichen Corona-Höhepunkt im Hochsommer.
Freilich gibt es Defätisten, die diese geniale Werbestrategie der Bundesregierung hinterfragen. So kommt es auch bei der Bundespressekonferenz mehr oder minder zur Nachfrage: Ein Geimpfter, der die Impfwerbung im Kino sieht, erzählt dann einem Ungeimpften von diesem Werbespot? Euer Ernst? Der Pressereferent beharrt auf der Strategie:
„Auch das ist eben tatsächlich Teil dieser Kampagne. Wir bespielen, wie gesagt, zahlreiche Medien und zahlreiche Settings. Das ist eben einer der Gründe dafür, dass wir das Ganze tatsächlich auch in Kinos ausspielen.“
Wir werden es wohl nie erfahren. Die Bundesregierung ist bei Jugend und Migranten eben voll am Puls der Zeit; was wissen schon wir sterblichen Steuergeldzahler darüber, wie man mit Steuergeld umgeht? Wir sind ja nur dazu da, um es zu bezahlen. 60 Millionen hat uns übrigens der Spaß mit der Impfkampagne insgesamt gekostet. Die Zahl der Erstimpfungen fiel dafür auf einen Tiefststand.