Tichys Einblick
BUNDESVERFASSUNGSGERICHT ENTSCHEIDET

Das Dritte Geschlecht

Auch die Schöpfungsgeschichte muss nun umgeschrieben werden. Gott erschuf erst Adam, aus seiner Rippe erschuf er Eva, das Weib. Aber wann erschuf Gott die Dritten? Und wie nannte er sie? Antworten sucht Bischof Bedford-Strohm. Wir sind gespannt.

Wer sich bis her schon nicht sicher war, wessen Geschlecht sein Kind ist, wird es in Zukunft leichter haben. Die Eltern lassen bei ihrem Kind einfach ein 3. Geschlecht eintragen. Wem unklar war, ob sein Kind Männlein oder Weiblein ist, konnte zwar schon bisher darauf verzichten, das Geschlecht eintragen zu lassen. Eigentlich eine elegante Lösung, die aber der Initiative „Dritte Option“- nicht genug war. Dem hat das Bundesverfassungsgericht nun recht gegeben.

Moritz Schmidt, Sprecher der Initiative „Dritte Option“:

Intersexuelle Menschen werden ständig diskriminiert, nicht nur beim Gang zur Toilette. Deswegen ist die Forderung des Bundesverfassungsgerichts für uns ja so ein großer Erfolg – weil sie Folgeregelungen nach sich ziehen wird, die man bis jetzt gar nicht auf dem Schirm hatte.

Was ist etwa mit geschlechtergetrenntem Sportunterricht? Mit getrennten Umkleidekabinen und Duschen in Schwimmbädern? Was ist mit der Elternschaft, bei der Festlegung von Vater und Mutter? Ich bin guter Dinge, dass sich nach dem heutigen Tag auch in diesen Bereichen viel tun wird.

Aha? Müssen nun neben Männer und Frauen-Toiletten auch Intersex-Toiletten gebaut werden? In Berlin sind derartige Kunst-Stücke schon zu finden. Die Frage nach dem Urinal für Männer stellt sich nur für Gender-Zurückgebliebene, denn Mann hat im Sitzen zu pinkeln!

Wie Schmidt schon andachte: Wer braucht heute noch Vater und Mutter? Das sind die Kategorien von gestern. Das stört nur noch und ist nicht mehr zeitgemäß. Muss nun auch natürlich auch die deutsche Sprache „modernisiert“ werden? Die Personalpronomen <er, sie, es> sollten dann auch ergänzt werden. Vorschläge können an den Gesetzgeber oder das Bundesverfassungsgericht gesandt werden. Am besten, jeder sucht sich ein Geschlecht aus und wer auf kein Geschlecht Lust hat, ist dann halt „Drittes.“ Auch bei der Anrede brauchen wir Neues. Sehr geehrter Herr, sehr geehrte Frau, reicht nun nicht mehr. Sehr geehrtes Drittes wäre eine sinnvolle Ergänzung.

Aber nun stellt sich die drängende Frage, wie wirkt sich das 3. Geschlecht auf die Frauenquote in Parteiämtern und bei Vorstandsposten aus? Es dürfte auf keinen Fall dem Frauenanteil zugeschlagen werden, denn das wäre sexistisch. Hier braucht eine geschlechtersensible Gesellschaft eine neue Quote, eine Drittes-Quote sozusagen. Entsprechend werden nun neben den Frauenbeauftragten auch irgendwie Drittes-Beauftrage gebraucht.

Insbesondere im Sport stellt sich die Frage: Wo spielen die Dritten denn nun mit? Bei den Männern? Bei den Frauen? Sinnvollerweise müsste nun eine Drittes- Liga gegründet werden samt irgendwie Schiedsrichtenden. Bei Olympia nicht mehr nur maskuline Männer und maskuline Frauen. Nein auch maskuline Dritte kommen endlich zum Zug.

Denn sie wissen nicht, was sie tun
Nach einer Quote ist vor der nächsten Quote
Wie Schmidt andeutete, neue Umkleideräume müssen gebaut werden. Neben der boomenden Flüchtlingsindustrie könnte nun eine produktive Irgendwie-Irgendwas-Drittes-Industrie entstehen. Als Vorsitzende würde hier natürlich nur Dritte in Frage kommen und sollten natürlich auch an prominenter Stelle bei den Parteien vertreten sein. Hier könnten die Grünen einen wichtigen Schritt vorangehen. Nach dem reaktionär-sexistischen Ämtergekungel von Männern und Frauen, nun einfach mal ein paar Jahre nur Dritte. Solange, bis die Welt wieder in Ordnung ist.

Eine wirkliche Herausforderung stellt sich bei der Personenkontrolle. Wer tastet hier wen ab? Und warum? Und vor allem: Warum nicht?

Auch die Schöpfungsgeschichte muss nun umgeschrieben werden. Gott erschuf erst Adam, aus seiner Rippe erschuf er Eva, das Weib. Aber wann erschuf Gott die Dritten? Und wie nannte er sie? Um Antworten bemüht sich derzeit noch der evangelische Landesbischof Bedford-Strohm. Wir sind gespannt.

Aber zu welchem Zweck erschuf Gott die Dritten? Richtig, um dem BVG irgendwie die Möglichkeit zu seinem richtungsweisenden Richterspruch zu geben. Dem Bundesverfassungsgericht möchte man die ersten Worte des Astronauten Neil Armstrong auf dem Mond zurufen. Diese Entscheidung ist ein kleiner Schritt für Deutschland, aber ein riesiger Schritt für die Menschheit. Gott sei Dank haben wir keine anderen Probleme.

Nun geht es im nächsten Schritt, wie Schmidt bereits vorschlug, um eine generelle Abschaffung der Kategorien Mann – Frau. Da Geschlechter, wie wir ja seit Gender Mainstream wissen, eh konstruiert sind, sollte das auch kein Problem sein. Nachdem wir erkannt haben dass der „Mann“ und die „Frau“ pure Erfindungen des bösen alten weißen Mannes sind, können wir ja nun neue Geschlechter zusammenbasteln, samt der Toiletten dafür. Nur Namen werden für die Neu-Konstruktionen noch gesucht. Vielleicht könnten die Leser hier ihre Fantasie spielen lassen. Als erster Preis winkt (oder droht) ein Abend mit Carolin Emcke, der FriedenspreisträgerInX des deutschen Buchhandels: Hass sind die Anderen – All you need is love.

Lieber Leser und vor allem liebe Dritte. Sie sehen: Fragen über Fragen, Fragen, die das Leben und das BVG stellen. Der Autor freut sich auf Ihre Antworten.

Die mobile Version verlassen