Tichys Einblick
Die Kanzlerinkandidatin der FAZ

Baerbock und die Borkenkäfer von Sachsen-Anhalt

Manchmal muss man nichts übertreiben und überhaupt nichts erfinden, damit Politik zur Glosse wird. Ein Satz von Annalena Baerbock und ein Video-Beitrag einer großen Tageszeitung tun es auch.

Annalena Baerbock bei einem Wahlkampfauftritt in der Festung Mark zur Landtagswahl in Sachsen Anhalt

IMAGO / Christian Schroedter

Wenn Annalena Baerbock nicht gerade mit der Korrektur ihres Lebenslaufes beschäftigt ist, findet sie auch noch Zeit, ihren Parteifreunden in Sachsen-Anhalt im Schlussspurt des Wahlkampfes zu helfen. Da sie nicht nur Sonderzahlungen ihrer Partei schnell vergisst, sondern offenbar auch die Namen von deren sachsen-anhaltinischem Spitzenpersonal, hat sie sich diese auf die Hand geschrieben.

Die bekritzelte Innenseite der Hand ist in einem Videobeitrag der FAZ über die „Kanzlerinkandidatin“ (so stellt sie die FAZ unüberhörbar konsequent gendernd vor) übrigens nicht zu sehen. Allerdings kommt in dem Beitrag die auf der Hand stehende Fraktionsvorsitzende Cornelia Lüddemann ausgiebig selbst zu Wort. Hauptbotschaft: Die Grünen seien „wirklich der diametrale Gegenpart zur AfD“ und damit die Partei, die dafür sorge, dass die „Brandmauer“ steht. Nicht umsonst werde ihre Partei so sehr von den „Nazis“ angegriffen. Der Koalitionspartner CDU habe dagegen „gerne mal in diese Brandmauer ein Loch gebohrt“. Diese Botschaft – „Grüne als „Brandmauer“ zur AfD“ – übernimmt die FAZ dann auch brav in ihre Video-Überschrift.

Wie attraktiv der Wortbestandteil „Mauer“ für eine Wahlbevölkerung ist, deren älterer Teil sich noch gut an eine gewisse Mauer erinnern kann, die offiziell „antifaschistischer Schutzwall“ hieß, sei dahingestellt.

Aber wer wissen will, was Baerbock den Wählern zu sagen hat, kommt in dem Video auf seine Kosten:

„Eigentlich freuen wir uns über viele Tiere bei uns direkt vor der Tür, aber was bedeutet es, wenn der Borkenkäfer auf Bäume kommt, die gerade am Vertrocknen sind? Dass unsere Wälder sterben?“

Die Antwort gibt Baerbock im überzeugenden Ton einer Lehrerin vor ihrer Schulklasse: „Und dagegen gibt es keinen Impfschutz. Dagegen hilft Klimaschutz.“

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Und weiter: „Gemeinsam für die Zukunft der Kleinsten einzustehen“ (die Video-Redaktion lässt nun die Kamera weg von Baerbock auf ein Kleinkind schwenken, das an den Plakaten vor der Bühne des Wahlkampfstandes herumspielt) „dann nehmen wir diese Rolle an und sagen: Nur Veränderung schafft Halt. Und gemeinsamen Zusammenhalt, das braucht’s in Sachsen-Anhalt und das braucht’s am 26. September in Deutschland.“

Baerbock ist in der Kunstfertigkeit, absurde Äußerungen mit großer Emphase zu verkünden und damit jeder sachlichen Erörterung den Boden zu entziehen, eine gelehrige Schülerin Angela Merkels. Veränderung, also das Gegenteil von Halt, zu dessen Schöpferin zu erklären, macht einfach sprachlos. Seinen Zuhörern so etwas verkaufen zu können, ist schon eine besonderes Leistung. 

Apropos Leistung. Die Schlussworte von Lüddemann in diesem FAZ-Beitrag machen schließlich selbst Loriot mit seiner Politikerpersiflage „Die Bundestagsrede“ schwere Konkurrenz: „Ich wünsche mir und das erwarte ich wie gesagt und das wird ein Kernbestandteil des nächsten Koalitionsvertrages werden, dass wir hier mutig nach vorne gehen und nicht immer nur ängstlich im gestern verharren und jammern, dass sich alles irgendwie verändert. Nein, wir müssen diese Veränderung bewusst annehmen. Das sind die Menschen in diesem Land, für die wir arbeiten und denen schulden wir offensives und positives Agieren.“

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