Folgendes Drehbuch bieten wir hiermit exklusiv Hollywood an, aber zunächst den weltweit führenden Filmstudios in Berlin-Babelsberg und Adlershof für den globalen Roll-Out: Ein Mafia-Boss aus New York gerät unter Druck, weil sein Netz von Mädchenhandel und Drogenschmuggel aufgeflogen ist. Der Mafiaboss residiert in einem Hochhaus in Manhattan, mit goldenen Türen und Wasserhähnen. Er verbündet sich mit den Außerirdischen vom Planeten Armageddon und einigen geistig zurückgebliebenen Farmern aus dem Mittleren Westen und stürzt den US-Präsidenten. Die Medien sind in Aufruhr. Die Mafia schert das nicht. Die orientiert sich an den Fakten, nicht an den Phantasten.
Die Schlacht bei den Thermometern
Der Präsident flieht nach Europa. Dort bittet er zunächst in Griechenland um Hilfe, weil er sich vage daran erinnert, dass die Spartaner irgendwie in aussichtslosen Schlachten etwa am Pass der Thermometers doch noch gesiegt haben. Allerdings kriegt er in Athen keinen Kredit, sondern soll einen mitbringen.
Er rettet sich nach Berlin, wo er auf eine Runde fragwürdiger politischer Existenzen trifft: Einen Italiener, der nichts mehr durchs Parlament kriegt; einen Franzosen, den keiner mehr will; eine Britin, die gar nicht dazu gehören darf und nur dort ist wie auf einer Hasch-Party, und einen Spanier, der nicht weiß, oder gerade noch Regierungschef ist oder schon wieder nicht mehr. In dieser aussichtslosen Situation entscheidet sich Angela Merkel, doch noch die Welt zu retten.
Eigentlich wollte sie schon auf Ischia ihren wehen Rücken auskurieren, aber jetzt macht sie ihn doch noch mal gerade. Sie muss ja jetzt die Welt retten und Amerika regieren.
Denn das ist die Botschaft, die von einigen durchgeknallten Wahlverlierern in den US-Medien genau so irre phantasiert wird, wie der Wahlsieg von Hillary Clinton als Tatsache geglaubt wurde: Deutschland rettet die freie Welt und regiert ab sofort die Vereinigten Staaten von Amerika. Merkel rettet Bürgerrechte, Freiheit, Welthandel und die vielen Minderheiten, die vom Mafiaboss gerade persönlich vergewaltigt werden.
Ab sofort wird in der Bundestagswahl über die Zusammensetzung der Exilregierung statt Washington mit Sitz in Berlin-Mitte entschieden. Merkel als Kanzler, und Katrin Göring-Eckhardt als erste Vizekanzerlin und Sigmar Gabriel als zweiter Vizekanzler, der dafür das Weltaußenministerium erhält und dafür zu sorgen hat, dass TTIP an geraden Tagen im Monat gilt, und an ungeraden nicht. Diese weise Kompromissformel hat der CSU-Chef beigesteuert, der sich an Karl Valentin erinnert. Verhandelt wird jetzt nur noch darüber, ob TTIP an wechselnden Wochentagen mal gilt und mal nicht, oder ob es geschickter ist, TTIP am Vormittag und Abschottung am Nachmittag gelten zu lassen. Die Meinungsbildung von Gabriel ist dazu schon abgeschlossen: Mal so, mal so.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist fasziniert von der Aussicht, der Welt Frieden zu bringen. Ab sofort werden US-Luftwaffenstützpunkte in Kinderspielplätze umgewandelt, und die Flugzeugträger zu schwimmenden Erholungsheimen für Transsexuelle Paare nach der Schwangerschaftsphase. Der von der CSU gestellte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt will die globale Ernährungskrise durch den Anbau von Ananas auf Alaska mildern und erinnert dazu an ein ähnliches Vorhaben, das Franz-Josef Strauß schon einmal visionär formuliert hatte.
Ananas retten die Rentenversicherung
Die meisten Deutschen sind begeistert, vor allem mit Blick auf die Ananas; die Welt wollten sie schon immer mal retten und jetzt klappt es ganz bestimmt. Denn mit den Ananas kann jetzt auch die Rente mit 54 armutssicher finanziert werden und ihr Extrakt gilt als Bio-Medizin gegen Angstzustände.
Göring-Eckhardt hat schon mal einen Plan gemacht, der im wesentlichen vorsieht, in Alaska Solarpanele auf jedem Iglu aufzuziehen und in den windarmen Tälern der Appalachen Windräder zu errichten. Schließlich hat ja Deutschland vorgemacht, dass mit sonnen- und windarmen Gegenden die Energiewende besonders gut klappt. Die Kosten sollen alle Erdnußfarmer tragen, denn es sind ja nur Peanuts, und davon haben die doch schließlich genug.
Der neue Migrationsminister Cem Özdemir entwickelt einen Plan, neue Autobahnen aus Mexiko in die städtischen Zentren an der Ost- und Westküste zu bauen, um den notwendigen Zustrom legalisierter Einwanderer zu kanalisieren und Opfer bei riskanten Überholmanövern auf der Hetzjagd nach Norden zu vermeiden. Die europäische Einwanderertransportagentur Frontex wird beauftragt, sichere Seewege von Venezuela nach New York einzurichten und den Panamakanal für die zu erwartenden Großtransportschiffe erneut zu verbreitern.
Während also in Deutschland die Vorbereitung zur diesmal endgültigen Weltregierung laufen, wird es dem gerade noch regierenden US-Präsi doch zu viel. Er fliegt zurück nach Washington und erklärt, dass es mit dem Mafia-Boss doch nicht so schlimm ist wie mit den Europäern. Aber leider kommt er nun mit dieser Einsicht zu spät. In einer Weltpremiere bei Anne Will aus Adlershof hat die Kanzlerin schon erklärt, dass sie es jetzt Ernst macht; sie hat es sich ja auch lange überlegt und das Ende bedacht.
Der Film hat leider kein Happy End, aber dazu wird den Amis schon noch was einfallen.
In den Filmstudios in Berlin hat dafür keiner den Kopf frei. Dort werden alle Kräfte konzentriert auf den neuen Thriller: „Krönungsmesse und wie es dazu kommen musste, wie es kam.“ Die Rechte an der Netflix-Serie „The Crown“ gelten als verletzt, aber im Sinne der EU-Kommission ist das Recht ja eine politische Kategorie und damit willkürlich zu behandeln. Auch die Griechen sind einverstanden, weil sie jetzt wieder Kredit erhalten, die sie umgehend an US-Banken weiterleiten, die den dortigen Präsidenten unterstützen.
Armageddon konnte abgewendet werden.