Wenn aus den Lautsprechern ertönt: »Extreme Wetterlagen bedrohen die Menschen, tropische Wirbelstürme verwüsten Nord- und Südamerika. In vielen Regionen Afrikas herrscht mörderische Dürre. Die Erde erwärmt sich.« Dazu eine tränige Stimme, besorgt und etwas bang fragend: »Das Klima verändert sich. Sind wir daran Schuld?« Floskeln wie »dem Klima zuliebe einzuschränken« fliegen vorbei.
Was kann das sein? Richtig, die Öffentlich-Rechtlichen üben sich mal wieder in Klimakatastrophismus. Das ist zur Zeit ziemlich häufig der Fall. Es ist Klimakonferenz in Bonn und die passt wie die Faust aufs Auge zu den Jamaikaverhandlungen. Es ist also ein Hochamt für Drama und Vorwurf, für Belehrung und Journalismus, der rund um die Uhr Stellung bezieht, Haltung zeigt, und Druck macht. Für die eine, die gute Sache.
Wir stellen uns das so vor: Redaktionskonferenz beim Ersten: »Hey, wir haben da im November diese Konferenz, große Sache das, dazu müssen wir was haben. Wer will?« Und dann hat sich halt Katja Sodomann gemeldet und versucht, etwas dazu zu machen. Katja Sodomann vom Hessischen Rundfunk verfährt dafür mit dem Team gefühlte 10.000 – 15.000 Kilometer, verpulvert ordentlich Sprit und schont dabei wenig die Umwelt, um uns die übliche »Ist das Klima noch zu retten?« – Geschichte am Vorabend des großen Events von Bonn in „Der Klimareport“ aufzutischen.
Prof. Mojib Latif zur Kritik: »Das sind einfach Argumente für Dumme.«
Aus dem beschränkten Satzbaukasten des Filmes:
»Das Klima verändert sich. Sind wir daran schuld?«,
»Wir setzen die Erde aufs Spiel.«
»Wie bedrohlich ist die Erwärmung wirklich?«
»Der Film sucht nach Antworten.«
Die sind nicht nur falsch, sondern auch so entsetzlich langweilig, vorhersehbar, platt.
Verwegen die Idee, ausgerechnet als menschelnde Protagonisten eine Familie zu auszuwählen, die nun gerade das in extenso begeht, was der Film anklagt: Die Umwelt ordentlich versauen. Die Familie reist ausgiebig durch die Welt, durch Südafrika, Australien, sogar bis zu den Eisbergen mit den Eisbären, also in die Gegend, die gemeinhin als besonders schützenswert gilt. Dort trampeln sie dann herum, hinterlassen die ökologischen Fußabdrücke von Riesenmammuts und beklagen sich dann hinterher, wie schlimm der Mensch die Natur zugrunde richtet. Unredlicher geht es kaum.
Die Hanna und ihre Familie, so erzählt Katja Sodomann, haben zudem »ihr Leben umgestellt« – ein selten dämlicher Begriff, »wir stellen das Leben um«. Sie selbst kaufen im Supermarkt nur Bio. Mit der Bio-Möhre in den Kampf gegen die Klimakatastrophe. Damit verschandeln sie nur die Umwelt mehr als notwendig.
Dann stiftet die Katja zu besonderen Umweltsauereien an: Holz verbrennen. Sie zeigt einen Einblick ins Wohnzimmer der Protagonisten. Dort wird Holz in den Ofen geworfen. Ja, Holzscheite knistern im Kamin! In Ökohochburgen wie Freiburg wäre das nicht passiert. Der Blockwart hätte heftig gegen den Gebrauch von Holz im Ofen protestiert. Feinstaubbelastung und CO2 Ausstoß sind unverantwortlich.
Katja Sodomann möchte wissen: Wie also Zwei-Grad-Ziel erreichen? »40 Prozent der Energie verbrauchen die Deutschen in Gebäuden, knapp 85 Prozent geht für Heizung und Warmwasser drauf.« Zu viel, runter mit den Temperaturen, fordert sie in ihrer gut gewärmten ÖR-Stube.
»Am 17.8.17 besuchte mich die feste freie Redakteurin des hessischen Fernsehens Katja Sodomann mit einem Kameramann, um ein vorher vereinbartes Interview mit einem ausgewiesenen Klimarealisten wie mir zu führen. Das Interview wurde in meinem Büro geführt und dauerte mit all den Aufnahmen knapp zwei Stunden. Es wurde in vertrauensvoller und freundlicher Atmosphäre geführt. Fragen, Antworten und viele Argumente wurde ausgiebig begründet, diskutiert, pro und kontra ordentlich und gründlich gegeneinander abgewogen. Und alles aufgezeichnet.
Das Interview selber war auf Bitte von Frau Sodomann zustande gekommen, die – wie sie mir anfangs erklärte – ein 45 Minuten Feature plante, mit vier Gesprächspartnern zum Thema Klimawandel, von denen jeder ca. 10 Minuten zur Verfügung haben sollte. Die Redaktion wäre mit dem Konzept einverstanden, beschied sie mich noch kurz vor dem Interviewtermin. Ich hatte ihr gegenüber nämlich zuvor meine Zweifel geäußert, dass das öffentlich rechtliche Fernsehen in Deutschland einen ausgewiesenen Klimarealisten wie mich, so ausführlich zu Wort kommen lassen würde, aber sie verstand es, meine diesbezüglichen Zweifel zu zerstreuen.«
Dafür dann der Mojib wieder im Film: »Wir müssen was für die Armen tun. Wir sind ein reiches Land!« Wo spendet er? Wieviel von seinem fürstlichen Gehalt legt er in die Kassen der Armen? Die Antwort bleibt der Film schuldig.
Zum Schluss geht’s zur tiefsinnigsten aller philosophischen Fragen, derer die Katja von den „Öffis“ fähig ist: »Wollen wir als Menschen weiter auf dem Planeten leben oder nicht?« Setzt sie als Statement der Protagonistin an den Schluss.
Die Wahlmöglichkeiten schätze ich eher als gering ein – der Flug zum Mars lässt noch auf sich warten – dauert noch, bis Elon Musk seine Raumfahrzeuge fertig hat. Und wenn die so zuverlässig wie der Tesla sind, warten wir lieber noch ein wenig.