Annalena Baerbock könnte so viele Menschen glücklich machen, Freude in das triste Leben vieler, Lachen in den grauen Alltag bringen, wenn sie doch ihrer wahren Berufung folgen würde, vom Völkerrecht und der Außenpolitik die Finger ließe, denn ihr komisches Talent ist doch viel zu groß und zu wild und zu schön, als dass sie es in die spießigen Formen der Diplomatie pressen könnte, in diese humorlose Veranstaltung, wo Worte auf die Goldwaage gelegt werden, schlimmer noch, wo oft das wichtiger ist, was man nicht sagt, als das, was man sagt. Dabei will Annalena Baerbock doch alles aussprechen, mehr noch, alles das sagen, was sie nicht weiß, anstatt das, was sie weiß. Anders würde es ja auch eine ziemlich stille Veranstaltung werden, so etwas wie „Dr. Baerbocks gesammeltes Schweigen“. Den Kalauer kann sich Annalena Baerbock gern von der grünen Heinrich Böll Stiftung erklären lassen, falls sich dort noch jemand findet, der alte weiße Männer wie Heinrich Böll gelesen hat. Aber vielleicht würde eine junge Mitarbeiterin nur mit den Achseln zucken und lachend herausprusten: „Das ist ja lustig, der heißt ja wie die Stiftung. Nein, wirklich?“
Es könnte so einfach sein, für alle. Leute wie Oliver Welke müssten nicht länger um jeden Preis Pointen schinden, wo am Ende doch nur rauskommt, was Robert Habeck denkt, wenn er denkt, oder Leute wie Jan Böhmermann, die aus lauter Verzweiflung darüber auch nach einhundert Seminaren „Wie bringe ich meine Schwiegermutter zum Lachen“ nicht lustig, nicht satirisch oder kabarettistisch geworden zu sein, ganz und gar misanthropisch und zum Wüterich geworden sind.
Doch im Gegensatz zu den alimentierten Miesepetern des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks besitzt Annalen Baerbock einen grandiosen Humor, eine natürliche Gabe, die Menschen zum Lachen zu bringen. Wo andere auf der Suche nach Pointen durch die Wüsten ihrer Instinkte rammeln, da gelingt ihr leicht und unvermutet ein Scherz nach dem anderen, sozusagen eine Primaballerina der Stilblüten. Sie braucht sich nicht einmal anzustrengen, die drolligen Versprecher, die unerwarteten Witze kommen ihr ohne nachzudenken so ganz von allein von den Lippen.
Gerade eben in Südafrika hat A.B., man soll sie weder mit dem Anrufbeantworter, noch mit A.M. verwechseln, eine exzellente Probe ihres Könnens abgeliefert. Nach dem die Leoparden-Witze ihres planetarischen Ministeriums in Afrika nicht gut ankamen, beschloss A.B, wie wir sie nun bei ihrem Künstlernamen nennen wollen, in Südafrika eine kleine Nachhilfestunde in Sachen deutschen Humors, der, wie alle wissen, der weltbeste ist, zu geben. Da der Präsident Südafrikas Cyril Ramaphosa, der in seiner Freizeit gern Seemanöver mit Wladimir Putin abhält, der deutschen Forderung, sich dem Boykott gegen Russland anzuschließen, nichts abgewinnen kann, und auch nicht das rechte Verlangen empfindet, im Falle, dass Putin südafrikanischen Boden betritt, um Leoparden zu jagen, den russischen Marinefreund zu verhaften und nach Den Haag zu überstellen, entschloss sich A.B., die trübe Stimmung durch einen echten Baerbock aufzuheitern.
In tadellosem Englisch, das man nur erwirbt, wenn man mindestens ein Jahr an der London School of Economics and Political Science studiert hat, sagte sie den famosen Satz: „South Africa’s path to freedom has been a BACON of hope inspiring men and women around the world“. Humorlose Gesellen behaupten, dass sie sich versprochen habe und statt „Bacon of hope“ „Beacon of hope“ sagen wollte. Wie langweilig und humorlos ist das denn, wenn man unterstellt, dass die Außenhumorbeauftragte eigentlich sagen wollte: „Der Weg Südafrikas in die Freiheit war ein Hoffnungsschimmer, der Männer und Frauen auf der ganzen Welt inspirierte“ – und damit den ganzen Sinn der Rede verdreht.
Ist denn niemand die sprachliche Schönheit, die Originalität, ja die Genialität der Wendung aufgefallen: „Der Weg Südafrikas in die Freiheit war ein Speck der Hoffnung, der Männer und Frauen auf der ganzen Welt inspirierte.“
Man muss schon sehr überheblich und blasiert sein, wenn man nicht das Nahrhafte, das in bewundernswerter Schnörkellosigkeit auf das Wesentliche abzielende des Bonmots erkennt. Hat sie damit nicht den Engländern die Frage entwunden: „Where is the beef?“
Keiner von A.Bs. Kritikern hat die subtile Wendung gegen den Landwirtschaftsminister Cem Özdemir verstanden. Denn darin liegt die eigentliche Bedeutung der kühnen Bemerkung der Weltinnenpolitikerin für Deutschland. Seit Angela Merkel gehen die wichtigsten Botschaften für Deutschland von Südafrika aus. Möglich, dass Baerbock diesen wichtigen Worte von dieser Bühne dieses fernen und seit der Thüringen-Wahl uns so nahen Landes wählte. Es ging diesmal nicht um die Kleinigkeit der Rückgängigmachung einer demokratischen Wahl, das Signal, das von hier ausging, war eine Kampfansage an die Vegetarier im Bundeshanfministerium um Cem Özdemir. Es ist höchste Zeit, dass für den armen, geschundenen, verachteten und diskriminierten deutschen Speck gekämpft wird. A.B. hat das Panier ergriffen!
Die Zeit ist reif für eine 360-Grad-Drehung. Die Diskriminierung des deutschen Specks und allen Specks auf der Welt darf nicht länger hingenommen werden. Von hier und heute geht eine neue Epoche aus, und ihr dürft alle mitessen.
A.Bs. nächster Schritt, hört man aus gewöhnlich gutinformierten Kreisen, wird in der Installierung eines Bundesbeauftragten für die Gleichstellung des Specks mit vegetarischen Produkten, kurz eines Bundesspeckbeauftragten bestehen.
Es gleicht in der Tat einem Rückfall ins Mittelalter, dass Cem Özdemir den Speck aus der Kantine des Bundeshanfministeriums vertrieben hat. Ein Rückfall in die Barbarei. Verbannt nur aus der biologischen Tatsache heraus, dass es Speck ist.
Das wird A.B nicht länger dulden, und so ist ihre Rede eindeutig, wenn sie von dem Speck der Hoffnung spricht. Alle Kobolde in allen Batterien werden mit ihr sein, das Netz wird alle ihre guten Gedanken speichern. Vor dem Speck der Hoffnung werden alle Panzerschlachten des 19. Jahrhunderts an Glanz verlieren
Statt zu „gendern“ werden wir künftig „specken“, denn vom Speck geht die Hoffnung aus: „Hammer und Speck im Ehrenkranz, Zeichen des Glück an der Wiege“, lautet die neue Hymne.
Wenn einst die Speckwende gelungen sein wird, dann kann auch A.B. ihrer wahren Bestimmung folgen und die Sendungen von Welke und Böhmermann übernehmen, denn wir brauchen wieder ein Kabarett in Deutschland. Aber eben ein Kabarett im Kabarett und nicht im Auswärtigen Amt. Die Welt hat genug über Deutschland gelacht.
Derweil schwärmt die BILD-Zeitung zur Schadensbegrenzung aus: