Tichys Einblick
Planlos in die Pläne

„Ja, mach nur einen Plan“ – immer nur zum Schlechteren

Eigentlich dachte ich mir, ein Gesundheitsminister ist für Ärzte, Apotheken und Medikamente zuständig; eine Außenministerin dafür, dass es keinen Krieg gibt. Das schaffen die nicht, aber dafür machen sie einen Plan, dass ich in den Schatten gehen soll und kalt duschen. Oder warm? Ja, macht nur einen Plan …

IMAGO / photothek

Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!


Und mach dann noch ’nen zweiten Plan 


Gehn tun sie beide nicht.

An diese Zeilen von Bert Brecht habe ich mich diese Woche erinnert, weil ich viel Zeit unterwegs im Stau verbracht habe. Ich brauchte ein Antibiotikum. Keine große Sache, aber die kleine wird zur großen, wenn man sie einfach nicht bekommt. Über 550 Medikamente sind nur noch schwer zu bekommen: Hustensäfte, Herz, Lunge, Untenherum. Die bisherige Selbstverständlichkeit ist nun erst einmal vorbei.

Mein Plan, in den Urlaub zu fahren, war dahin. Im Radio kam die Nachricht von einem „Nationalen Hitzeplan“, den Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf den Weg bringt. Danach soll man ab 25 Grad mittags zu Hause bleiben und erst nach 18.00 Uhr auf die Straße gehen. Gute Idee, aber wer klappert dann für einen die Apotheken ab?

Statt des Plans, dass man bei Hitze viel trinken soll, hätte ich lieber einen Plan für Medikamente. Und wie das so ist, wenn man zu viel Zeit für schlechte Nachrichten hat, kam auch noch die Information von der „Nationalen Sicherheitsstrategie“. Eine Strategie ist so eine Art Plan, wie man einen Plan kriegt. Nationale Pläne für Hitze und Sicherheit, also diese Regierung macht sich wirklich Sorgen um uns Bürger.

Wie viel wir trinken, was wir essen, wie wir schwitzen, wie wir uns schützen. Im Bundestag erklärte dazu Außenministerin Annalena Baerbock, dass die Sicherheitsstrategie alle Lebensbereiche umfasst. Dazu gehöre auch, dass das Duschwasser warm sein soll und nicht kalt. Ehrlich, hat sie gesagt, nachzulesen im Bundestagsprotokoll. Ich dachte zwar immer, ich müsste die Hausverwaltung anrufen oder den Klempner, wenn die Dusche kalt bleibt. Aber wenn ich Annalena Baerbock richtig verstanden habe, kann ich mich jetzt auch an die Bundeswehr wenden, wenn es unter der Dusche kalt bleibt. Oder die Feuerwehr? Diese Frage hat sie leider offen gelassen. Der Staat ist jetzt auch für mein Duschwasser zuständig, das habe ich mir gemerkt.

Oder gibt es eine neue Warme-Dusche-App? Schließlich will Karl Lauterbach per App Großmütter benachrichtigen, dass sie bei Hitze mehr trinken müssen. Ruft er dann selbst an? Oder eine Tonbandstimme im rheinischen Sing-Sang von Lauterbach („Also, äh, bitte denken Sie, also, daran, dass Sie, also, heute mehr Flüssigkeit, also, zu sich nehmen.“)? Eigentlich dachte ich mir, ein Gesundheitsminister ist für Apotheken und Medikamente zuständig; eine Außenministerin dafür, dass es keinen Krieg gibt. Das schaffen die nicht, aber dafür machen sie einen Plan, dass man in den Schatten gehen soll und kalt duschen. Oder warm? Ja, macht nur einen Plan …

Und dabei habe ich noch den neuen „Kommunalen Wärmeplan“ vergessen. Bisher kam die Wärme im Haus von Holz, Öl (früher), Kohle (ganz viel früher), Gas (leider nicht mehr). Nach den Kommunalen Wärmeplänen soll sie von Fern kommen. Fernwärme braucht aber auch: Öl, Gas, Kohle (Kern verboten). Also ein Plan für Fernwärme, für die für teuer Geld alle Straßen aufgerissen werden müssen, und dann kommt die Wärme wieder daher, wo sie schon immer hergekommen ist: Öl, Kohle, Gas. Ein planvoller Umweg, der viel Geld kostet. Viele Pläne, die nicht funktionieren. Vielleicht ist das der Plan: Zerstörung durch viele kleine Versuche?

Unsere Regierung will eben nicht, dass wir es besser haben. Dafür regelt sie möglichst viele Details, macht alles möglichst lästig, möglichst unsinnig, und dann merken es möglichst wenige, dass die großen Dinge liegen bleiben und die kleinen Pläne sich zu einem großen Chaos verbinden. Ich bin jetzt übrigens auf dem Weg nach Italien. Ich bin allerdings ohne Hitze-Pass gefahren, der mir sagt, wie ich mit den angenehmen 25 Grad umgehen kann, die die Zitronen so schön blühen lassen. Es kommt doch sicher bald ein Hitze-Plan auf die alte Corona-App? Spätestens wenn ich zurückkomme in das brüllend heiße Deutschland, das ohne Lauterbach am verglühen wäre?

Für drei Tage habe ich übrigens Antibiotika bekommen, aus einer Packung, die ich mir mit anderen Patienten teile. In Italien ist es heiß ohne Plan, das Leben fröhlich und Medikamente gibt es auch, auch die Dusche richtet der Klempner. Komplett planlos. Hauptsache, es klappt, während unsere Regierung stattdessen plant, damit es nicht mehr klappt.

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