Tichys Einblick
Glosse

Der neue Adler des Verfassungsgerichts und das Sch-Wort

Das Bundesverfassungsgericht hat jetzt einen neuen Adler. Er hält den Schnabel und hat gerupfte Federn. Welch hübsche Symbolik für den Präsidenten Stephan Harbarth. Nur eines ist größer geworden.

Screenshot Bundesverfassungsgericht

Fangen wir mit dem Positiven an. Ja. Wenn eine deutsche Institution ein anderes Image braucht, dann ist es das Bundesverfassungsgericht. Zumindest, seit sein Präsident der Politprofi Stephan Harbarth ist. Was einst eine stolze, unabhängige Instanz war, die Bürger vor Übergriffen der Politik schützte, wirkt heute wie ein Abnickverein, der genau so handelt, als ob es ihm die Kanzlerin beim Abendessen diktiert hat.

Nun wäre es freilich sinnvoller, gleich den Präsidenten auszutauschen. Andererseits ist so ein Logo deutlich billiger. Selbst wenn manche Medien wie die FAZ über die 700.000 Euro schimpfen, die dessen Neuauflage gekostet hat. Da hat das Verfassungsgericht unter Harbarth schon Entscheidungen getroffen, die den Bürger viel teurer gekommen sind. Da sind 700.000 für ein Logo quasi ein Schnäppchen.

"Bürgernähe" für 0,7 Millionen Euro
Nicht nur ein neuer Adler: Bundesverfassungsgericht vervielfacht seine Öffentlichkeitsarbeit
Das neue Logo ist das alte: ein Adler. Nur war der Schnabel früher kampfbereit geöffnet und bleibt jetzt fest geschlossen. Die einstmals scharfen Krallen sind gestutzt. Und das Federkleid gerupft. Es ist schön, wie offen das Verfassungsgericht seine Harbarth-Wende ins Bild zu setzen weiß. Auch wenn es einem Glossenschreiber das Leben nicht gerade einfacher macht. Wie soll der Arme die Robendiener noch konterkarieren, wenn sie das selbst schon bis zur Selbstaufgabe erledigen?

Nun. Versuchen wir’s. Denn Google mag keine Texte, die zu kurz sind, und Facebook begünstigt Texte mit einer langen Leseverweildauer. Deswegen wollen wir uns am Ende dem Ende des neuen Adlers widmen. Also dem unteren Ende. Dem Schweif. Könnte man meinen. Aber so ganz sicher kann sich der Betrachter da nicht sein.

Jedenfalls ist das untere Ende des Adlers das Einzige, was größer ist als bei seinem Vorgänger. Es könnte tatsächlich der Schweif sein. Aber so verkniffen, wie der neue Adler schaut, könnte er am Ende auch etwas anderes (her)ausdrücken. Etwas. Ja. Nun. Menschen mit Niveau sprechen das Wort eigentlich nicht aus. Das Sch-Wort. Also: Sch… Wo sind eigentlich Jan Böhmermann und das Grimme-Institut, wenn man sie einmal brauchen wollte?

„Am Ende kackt die Ente“, ist eine von Frank Buschmann gern verwendete Redewendung. Buschmann ist zwar Sportreporter, wäre aber auch besser als der Justizminister gleichen Namens für das Amt geeignet. Aber wer wäre das nicht? Jedenfalls ist es das Ende, was das Verfassungsgericht mit seinem neuen Logo betont. Das Ende, das zählt. Und das ist jetzt immer so, als es ob es am Esstisch der Kanzlerin abgesprochen worden wäre. Was wir als Inhalt schon hatten und den Text folglich nicht besser macht – aber einfacher bei Google zu finden.

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