Der Spiegel ist das glaubwürdigste deutsche Medium im Internet. Das geht aus einer Untersuchung des „Center für Monitoring, Analyse und Strategie“ hervor. Bekannt ist das Center für Monitoring, Analyse und Strategie vor allem dafür, dass es die Glaubwürdigkeit der Medien untersucht. Die letzte Untersuchung hat das Center rund um die Feiertage veröffentlicht. Da herrscht grundsätzlich Nachrichtenflaute und die Kollegen freuen sich über neues Material – steht die Sonne tief, wirft ein Zwerg auch lange Schatten.
Das glaubwürdigste Medium in Deutschland ist nach dieser Weihnachtsgeschichte also der Spiegel. Die journalistische Heimat des vierfachen Gewinners des Deutschen Reporterpreises, Claas Relotius. Er schrieb die schönsten, informativsten und bewegensten Reportagen. Sie hatten nur drei Schönheitsfehler. Sie waren nicht wahr und noch schlimmer: Das ließ sich belegen und kam auch noch heraus. Der Spiegel musste seine glaubwürdigste Internetseite um ihre unglaubwürdigsten Geschichten bereinigen.
Nun erlebt der Spiegel den Fall „Maria“. Wieder ein Einzelfall. Zusammen mit Relotius ein Zweifelsfall.
Maria war ein syrisches Mädchen, das im August 2022 an der griechischen EU-Außengrenze ums Leben gekommen ist. So könnte das ein Journalist schreiben, wenn er sich seiner Sache sicher ist. Wenn er den Leichnam Marias gesehen hat oder ihre Todesurkunde oder ihre Papiere oder wenn eine Bestätigung der Behörden vorliegt. Hat ein Journalist die Geschichte über die unmenschlichen Grenzen nur von einer „Nicht Regierungs-Organisation“ (NGO) gehört, sollte er sich distanzieren. Zumindest sprachlich. Zumal dann, wenn die NGO ihre Spenden oder Zuschüsse erhält, weil sie sich gegen die vermeintliche Unmenschlichkeit von Grenzen engagiert. Der Journalist könnte dann immer noch über den Fall berichten. Aber er müsste es in etwa so formulieren: Maria soll ein syrisches Mädchen gewesen sein, das im August 2022 an der griechischen EU-Außengrenze ums Leben gekommen sei, wie die NGO berichtete. Der Leser erfährt so mehr: Zum einen die Quelle und zum anderen, dass die Geschichte noch nicht gesichert ist.
Die Geschichten über „Maria“ hat der Spiegel vom Netz genommen. In der Aufarbeitung des Einzelfalls kommt dem Haus zugute, dass es ein Zweifelsfall ist. Also gingen sie einfach wieder so vor wie bei Relotius: Der Spiegel inszenierte eine eigene Aufklärung, sprach von mangelnder Sorgfalt und dass die eigentlich unüberwindlichen Qualitätskontrollen überwunden worden seien. Dass der Spiegel sie aber jetzt noch unüberwindlicher machen wolle, sodass ein Fall Relotius – sorry Maria – nie wieder vorkommen solle.
Aber hinter dem Zweifelsfall Relotius und Maria steckt eine Systematik, die eben nichts mit unwillentlichen Fehlern zu tun hat – sondern mit einem willentlichen Vorgehen. Die Zweifelsfälle weisen Parallelen auf: Lügen sind im Spiegel veröffentlicht worden. Mehrfach. Sie haben die Kontrollmechanismen des Hauses überwunden. Und diese Lügen unterstützen alle die woke-grüne Ausrichtung des Hauses, des Spiegels. Es ist wie bei einem Schiedsrichter: Trifft der zwölf Fehlentscheidungen beim Spiel SC Paderborn gegen den HSV, dann hatte er einen richtig schlechten Tag. Profitiert von allen zwölf Fehlern der SC Paderborn, dann sollte sich die DFL und die Staatsanwaltschaft aber unbedingt auffällige Wettbewegungen ansehen.
Die Geschichten um „Maria“ haben alle eine klare Moral: Grenzen sind böse, Menschen werden dort gequält und getötet, wir sollten die Grenzen bedingungslos öffnen. Das entspricht der Einwanderungspolitik von Angela Merkel (CDU). Das entspricht der Linie des Spiegels, der die Kanzlerin in ihrer Politik der offenen Grenzen unterstützte. Und das entspricht dem Vorgehen von Claas Relotius.
TE schreibt übrigens am Anfang dieses Textes: „Der Spiegel ist das glaubwürdigste deutsche Medium im Internet.“ Dem aufmerksamen Leser wird es aufgefallen sein: Richtig muss es natürlich heißen: „Der Spiegel sei das glaubwürdigste deutsche Medium im Internet“, meldet… Guter Journalismus hält Distanz. Auch und gerade dann, wenn die Quelle ein Institut mit einem pompösen Namen ist.