Als Autor war Uwe Tellkamp immer vor allem eines: Chronist. Er war es schon in seinen ersten Arbeiten, vor allem in seinem frühen Roman „Der Eisvogel“, in denen er schon die Rissbildung in der Gesellschaft beschrieb, die erst gut ein Jahrzehnt später offensichtlich werden sollte.
2004 wurde er mit dem Bachmann-Preis ausgezeichnet, für einen Text, der von einer Straßenbahnfahrt durch das Dresden kurz vor dem Mauerfall erzählt; die Reise führt durch eine Stadt in einem eingekapselten Land und gleichzeitig einmal durch das europäische 20. Jahrhundert, sie beginnt in Sarajevo 1914 und führt zu der sowjetischen Garnison in Dresden, zu der damals auch der junge Geheimdienstoffizier Wladimir Putin gehörte.
Seinem Welterfolg „Der Turm“ gab Tellkamp den Chronisten-Untertitel schlechthin: „Geschichten aus einem versunkenen Land“.
Dieser Staat ähnelt der realexistierenden bundesdeutschen Gegenwart, in vielen Zügen aber auch dem versunkenen Land in „Der Turm“.
Ein eifriger Kritiker eines haltungsstarken Hauptstadtblatts mutmaßte gerade über diesen Roman, den er noch gar nicht kennen kann, wahrscheinlich sei die Zeit über Tellkamps Buch „hinweggegangen“.
Von bestimmten Leuten als unzeitgemäß abgetan zu werden, darf mittlerweile als Auszeichnung gelten.
Vor allem ist aber immer die Zeit durch Tellkamps Bücher hindurchgegangen. Sein Roman wird sowohl von den Liebhabern seiner Prosa als auch von Uwe Tellkamps Gegnern dringend erwartet.
Uwe Tellkamp, Der Schlaf in den Uhren. Roman. Suhrkamp, Hardcover mit Schutzumschlag, 904 Seiten, 32,00 €.
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