Kritische Leser, zumal TE-Leser, wissen es längst: Nachricht und Kommentar vermischen sich in den gängigen Medien immer mehr. Viele Journalisten der Mainstreampresse betreiben zudem ein suggestives „wording“, also eine einseitig tendenziöse Wortwahl. „Framing“ (von Englisch „frame“: Rahmen) heißt das neuhochdeutsch. Man „umrahmt“ einen bestimmten Sachverhalt, so dass er zur politischen Haltung des „journalistischen“ Akteurs passt. Und schon ist der Empfänger der „Nachricht“ propagandistisch, demagogisch, volkspädagogisch auf Linie.
Der bzw. das politische Missliebige ist damit diskreditiert, ja unter die Herrschaft des Verdachts gestellt. Es findet ein linkes Agenda-Setting statt. Dafür gibt es da einen schrägen Begriff, hier eine negative Etikettierung oder dort eine anrüchige Assoziation: „umstritten“, „Leugner“, „Rechter“, „von gestern“, „reaktionär“, „rückwärtsgewandt“, „Brandstifter“. Als „umstritten“ werden dabei fast nur „rechte“ Leute etikettiert. Oder ganze Redaktionen: „Achse des Guten“, „Kontrafunk“, „Nius“, die „Junge Freiheit“ und natürlich „Tichys Einblick“ haben als „umstritten“ zu gelten.
Einen empirie- und statistikgestützten Beweis für solche Manipulationen gab es lange nicht, so dass sich Kritiker der Journalistensprache den Vorwurf gefallen lassen mussten, hier handle es sich um nicht-repräsentative Einzelfälle.
Beweisführung mit der Methode „Korpuslinguistik“
Das ist nun anders. Der Sprachwissenschaftler Holger Schmitt hat 2021 und 2024 zwei fundierte Sprachanalysen vorlegt und akribisch Beweise für die politische Schieflage großer Teile der gängigen Presse präsentiert.
Die Methode, die Holger Schmitt anwendet, ist die „Korpuslinguistik“. Es handelt sich dabei um eine computergestützte Auswertung eines im Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache (ID) gespeicherten und digitalisierten Wortkorpus von zuletzt elf Millionen Texten der Jahre 2014 bis 2022 mit rund drei Milliarden Wörtern, die unter anderem aus Süddeutscher Zeitung, Berliner Zeitung, Mannheimer Morgen, Rhein-Zeitung, Focus, Spiegel, tageszeitung sowie aus „Wikipedia“ und Politikerreden in Parlamenten stammen. Fernseh- und Rundfunksendungen sind leider (noch?) nicht dabei.
Ausgewertet wurden das Vorkommen von bestimmten Wörtern pro eine Million (WpM), ferner die Kollokationen. Mit Kollokation meint man die Verbindung zweier oder mehrerer Wörter, die häufig und typischerweise miteinander vorkommen. Dazu wurden Wörter-„Fenster“ unterschiedlicher Größe definiert, zum Beispiel, welche Wörter in einem Fenster von 9 Wörtern vor und 9 Wörtern hinter einem bestimmten Begriff bzw. Lexem auftauchen.
Anderes Beispiel: Wie selbstverständlich übernehmen die meisten Medien die Aussagen von Politikern der Altparteien, man wolle etwa in Parlamenten mit „demokratischen Parteien“ verhandeln. Dass es eine völlig legal gewählte und nicht verbotene Partei gibt, die seit 2017 im Bundestag und in fast allen Landtagen sitzt oder dort gar die zweitgrößte, demnächst womöglich die größte Fraktion stellt, wird weggewischt. Das heißt: Linke und Parteien der angeblichen „Mitte“ vereinnahmen nach eigenem Gusto den Demokratiebegriff und delegitimieren Andersdenkende.
„Rechte“ Etikettierungen noch und noch
Nun hat Holger Schmitt aktuell ein zweites Buch vorgelegt. Titel: „Von ‚Rechtsextremisten: und ‚Verschwörungsideologen‘. Wie die Medien aus Andersdenkenden Feindbilder machen.“ Dieses neue Buch ist keine Neuauflage seines Buches von 2021, sondern eine Fortführung, die weitere Manipulationen analysiert. Zum Beispiel deckt Schmitt auf, dass es viele Journalisten nicht bei einer einfachen „umstritten“-Etikettierung angeblich missliebiger Personen oder Redaktionen belassen, sondern dass dieses Etikett sehr oft noch mit „heftig“, „höchst“ und „äußerst“ gesteigert wird. Rund 200.000mal waren diese Kombinationen von 2014 bis 2022 im untersuchten Pressewortkorpus zu finden. Zudem werden die Etiketten „nahestehend“ und „zugeordnet“ viel häufiger für „Rechte“, als für „Linke“ verwendet. Sehr häufig wird etwas als „der AfD nahestehend“, gar als „Scharnier“ dorthin beschrieben, nahezu nichts als der Links-Partei (also der Ex-SED) „nahestehend“ oder als „Scharnier“ dorthin beschrieben.
In der Folge taucht „Rechtspopulismus“ etwa 20mal häufiger auf als „Linkspopulismus“. Das suggeriert: Als Populisten gelten fast nur die Rechten. Zudem finden sich beim Begriff (Rechts-)Populismus fast nur negative Kollokate: Nationalismus, Extremismus, Rassismus, Demagogie, Hetze, Fremdenfeindlichkeit, billig. Im untersuchten Wortkorpus war im Jahr 2022 insgesamt 6.645mal die Rede von „rechter Rand“, 1.570mal von „linker Rand“.
Schmitt fand zudem positiv konnotierte Lieblingswörter aus dem Linken Wort-„Schatz“ heraus, und er belegte dies statistisch: Antifa, bunt, demokratisch, Migrant, Gerechtigkeit, Haltung zeigen, Toleranz, Zivilcourage. Negativ konnotiert sind dort: Faschist, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Kapitalismus, Leugner, Nazi, populistisch, Rassismus, rechts(radikal/extrem), rückwärtsgewandt, ewiggestrig, Sexist. Beliebt bei der Etikettierung von „rechten“ ist auch der Wortanhang „-phob“. Diesen Wortanhang hat Schmitt in 2.500 Wortformen gefunden. Neben den psychiatrisch richtigen Verwendungen (etwa bei echten Phobien wie Klaustrophobie) taucht „-phob“ bevorzugt im Zusammenhang mit „Islamophobie“, „Homophobie“, „Transphobie“, „Xenophobie“ auf. Womit letztere Haltungen suggestiv ebenfalls als psychiatrisch krank assoziiert werden sollen.
Dies korrespondiert mit der Etikettierung von Parteien mit dem Wortzusatz „-feindlich“. Für die Jahre 2014 bis 2022 fand Schmitt dazu folgende Zuschreibungen heraus: Ein „-feindlich“ gab es für die FDP 16mal (z.B. klimafeindlich), für die SPD 22mal (z.B. arbeitnehmerfeindlich), für die Linke 43mal (z.B. israelfeindlich), für Grüne 44mal (autofeindlich), für CDU/CSU 60mal (frauenfeindlich) – und für die AfD 547mal (fremden-, verfassungs-, euro-, homo-, islamfeindlich …)
Delegitimierung Andersdenkender
All dies hat – so Holger Schmitt – höchst bedenkliche Folgen: Politik und Justiz befleißigen sich einer Doppelmoral, die Sozial- und Politikwissenschaften akzentuieren einseitig „rechte“ Gefahren. Und: Man fördert damit ein Denunziantentum beim „Melden“ von „rechten“ Vorfällen zumal an staatliche, kommunale oder NGO-„Meldestellen“. Den Schaden, so Schmitt, hat schließlich die Demokratie, weil politischen Gegnern die Legitimität aberkannt wird.
Was gibt uns Holger Schmitt mit auf den Weg? Als er Ende 2023 sein zweites Buch abschloss, hatte er noch die Hoffnung (wie er in seinem Nachwort ausführt), dass die veröffentlichte und bislang positive Meinung in Sachen „Migration“ in Richtung Realitätssinn und Skepsis kippe. Schmitt zitiert dazu das Interview von Kanzler Scholz im Spiegel – betitelt mit der Überschrift „Wir müssen endlich im großen Stil abschieben.“ Diese Aussage war aber spätestens wieder eingefangen, als das so genannte Recherche-Magazin “Correctiv“ kurz danach von einem angeblichen Geheimtreffen von zweit- und drittrangigen „Rechten“ in Potsdam „berichtete“, bei dem angeblich im Stile einer „Wannsee-Konferenz“ die „Deportation“ von Migranten mit deutschem Pass besprochen worden sei.
Alles Fake, wie „Correctiv“ nach und nach einräumen musste. Die Steinmeiers, Faeser, und Haldenwangs reiten nach wie vor auf diesem „Fake“ herum. Die „Guten“ hatten da Scholzens Schlagzeile längst hinter sich gelassen. Sie waren zu Hunderttausenden gegen „rechts“ auf die Straße gegangen und hatten sich dafür von den Regierenden inkl. „Staatsoberhaupt“ loben lassen. Dennoch lässt Schmitt den Leser seines zweiten-Buches nicht ratlos zurück: er rät dringend dazu, Informationen eben nicht von den etablierten Medien oder von Wikipedia zu erwarten, sondern zum Beispiel „Tichys Einblick“ zu lesen.
Holger Schmitt, Von „Rechtsextremisten“ und „Verschwörungsideologen“. Wie die Medien aus Andersdenkenden Feindbilder machen. Gerhard Hess Verlag, 236 Seiten, 19,90 €.
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