Tichys Einblick
Das Kochbuch für Notfall & Krise

Solider Notvorrat zur Versorgung der Familie in Krisenzeiten

Neben Toilettenpapier waren Nudeln und Tomatenmark der Renner bei Hamsterkäufen. Aber reicht das? Ein neues Buch vereint Rezepte mit cleveren Tipps, wie sich eine vierköpfige Familie 28 Tage lang von haltbaren Lebensmittelvorräten gesund ernähren kann.

Krisenvorsorge war lange Zeit aus der Mode gekommen. Deutschland ging es gut, Naturkatastrophen und Engpässe in der Versorgung waren nichts weiter als ein Gespenst finsterer, schlechterer Zeiten. „Prepper“, also Menschen, die sich bemühen, für den äußersten Fall vorzusorgen, werden oft in die Nähe von „Reichsbürgern“ gestellt; vermutlich, weil sie dem Staat nicht alles zutrauen. Mittlerweile aber zeigt sich der Staat schon bei der Versorgung mit einfachen Schutzmasken überfordert. Die Illusion der perfekten Versorgung ist seit diesem Jahr dahin. In Deutschland geht eine Epidemie um.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt schon seit langem, einen Notvorrat für zehn Tage zuhause vorzuhalten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht auch eine Tabelle mit Vorschlägen zur Bevorratung. Leider hilft diese eher trockene Liste wenig dabei, den vorhandenen Vorrat auch zu verarbeiten. Das Rationieren von 286 Gramm Konserven-Spargel und 357 Gramm Streichfett dürfte schwerfallen – isst man denn bei einer Mahlzeit den gesamten Spargel? Lässt man einen Stängel übrig, um ihn am nächsten Tag zu essen? Ist bei den 179 Gramm Butter im Vorrat auch der klecks Butter für den Spargel vorgesehen?

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Tatsächlich waren bei den Hamsterkäufen der letzten Wochen nicht nur Toilettenpapier ausverkauft, sondern auch Nudeln und Tomatenmark – offensichtlich sind derartige Einfachgerichte das, was viele noch selbst kochen können. Zum Überleben wird’s mit derlei Fertiggerichten schon eine Weile reichen, aber reicht das wirklich? Wie geht man mit getrockneten Bohnen und Erbsen um? Das wusste Oma noch aus dem Krieg, nicht aber die Enkeltochter, die vielfach im Corona-Märzen Mehl kaufte, aber die Hefe vergaß. Am Hamsterverhalten zeigt sich, wie schwer es ist, von der Kantine oder dem Italiener nebenan auf eigene Versorgung im Notfall umzustellen.

Um diese Problematik zu lösen, hat der Bassermann Verlag ein neues Buch veröffentlicht: „Das Kochbuch für Notfall und Krise“. Darin werden Rezepte und Bevorratungsvorschläge vereint, die einer vierköpfigen Familie erlauben, sich 28 Tage zu ernähren. Die allgemeinen Bevorratungsvorschläge von staatlicher Seite werden ergänzt mit Tipps zur Lagerhaltung von Obst und Gemüse: wie kann man einen Apfel einsetzen, damit Bananen immer dann reif sind, wenn man sie essen will? Wie können Karotten länger haltbar gemacht werden? Dazu kommt ein detaillierter Speiseplan, der dafür sorgt, dass jeden Tag für drei ausgewogene Mahlzeiten, ein Snack und einen „Drink des Tages“ gesorgt ist.

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Für den 20. Tag des Ausnahmezustands sieht der Plan zum Beispiel Müsli, Ratatouille, Birnen-Toast und Tomatenkuchen vor, dazu ein Brottrunk mit Birnensaft.

Es ist ein schmales Buch, dass mit Hilfe von Fertigmahlzeiten, Konserven und eingelagertem Obst zeigt, wie Lagerhaltung und Rationierung funktioniert. Dazu kommen konkrete Bestandslisten, Erklärungen, warum gerade bestimmte Nahrungsmittel eingelagert werden und Tipps, wie man Wasser trinkbar macht. Denn nicht nur um Lücken in der Logistik von Avocados geht es, sondern auch um einen drohenden Blackout, der dann auch die Versorgung mit Wasser lahmlegen würde: Auch das Stromnetz ist schließlich längst ein Risikofaktor.

Eines ist das Buch sicher nicht: eine umfassende Enzyklopädie, um allen Widrigkeiten trotzen zu können. Doch wer wissen will, wie man mit einem Nahrungsmittelvorrat und 224 Litern Wasser überleben kann, ohne einkaufen zu müssen oder zu hungern – der ist mit diesem ungewöhnlich praktischen Kochbuch gut beraten.


Ulrich Grasberger, Das Kochbuch für Notfall & Krise. Rezepte für 28 Tage für 4 Personen. Bassermann Verlag, 144 Seiten, durchgehend illustriert, 9,99 €


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