Tichys Einblick
Rassistisch rechnen

Mathematik als Bastion des alten weißen Mannes entlarvt

Weil Schüler aus Minderheiten häufig schlechter in Mathe abschneiden (was ja an sich schon eine rassistische Behauptung ist), soll jetzt Mathematik in den kulturellen Kontext der jeweiligen Herkunft gesetzt werden. Zu Deutsch: Zwei plus zwei muss dann nicht mehr unbedingt vier ergeben.

Noch ist Deutschland davon verschont. Noch. Aber dieser Wahn wird über kurz oder lang über den Großen Teich auch zu uns gelangen. Wetten, dass …? Zwei US-Bundesstaaten und die kanadische Provinz Ontario machen sich zum Vorreiter einer besonderen Stufe des Antirassismus-Irrsinns: Weil Schüler aus Minderheiten häufig schlechter in Mathe abschneiden (was ja an sich schon eine rassistische Behauptung ist), soll jetzt Mathematik in den kulturellen Kontext der jeweiligen Herkunft gesetzt werden. Zu Deutsch: Zwei plus zwei muss dann nicht mehr unbedingt vier ergeben. Schließlich war auch Adam Riese ein alter weißer Mann.

Die Blaupause für diesen »Rassismus« gegen die schwarze Minderheit stammt aus dem US-Bundesstaat Oregon, einer linksliberalen Hochburg (deren Wähler allerdings inzwischen wie in Virginia die Flucht Richtung Trump ergreifen). Dort werden Mathelehrer darüber aufgeklärt: »Die Kultur der weißen Überlegenheit (›white supremacy‹) zeigt sich im Klassenzimmer, wenn der Fokus darauf liegt, unbedingt die ›richtige‹ Antwort zu bekommen.« Die Belehrung klingt abenteuerlich für eine bis dato als exakte Wissenschaft bekannte Disziplin: »Die Vorstellung, dass Mathematik rein objektiv ist, ist eindeutig falsch, und dies zu lehren ist noch viel weniger zutreffend. Die Aufrechterhaltung der Idee, dass es immer richtige und falsche Antworten gibt, manifestiert die Objektivität ebenso wie die Angst vor offenen Konflikten.«

Der Rat für die alten weißen Männer, die es tatsächlich noch wagen, ideologiefrei, wissenschaftlich und mit Emphase junge Leute für das komplizierte Wesen von Algebra und Geometrie begeistern zu wollen, lautet so: »Wählen Sie Aufgaben, die komplexe, konkurrierende oder mehrfache Antworten haben. Denken Sie sich mindestens zwei Antworten aus, die diese Aufgabe lösen könnten. Stellen Sie standardisierte Testfragen infrage, indem Sie die ›richtige‹ Antwort finden, aber andere Antworten rechtfertigen, indem Sie die Annahmen, die diesen zugrunde liegen, offenbaren.«

TE-Interview
Sandra Kostner: Antirassisten schaden Afroamerikanern
Und dann empfehlen die Bildungs-Ideologen des Kultusministeriums von Oregon, die ganze bisherige Lehre grundsätzlich zu überdenken, ja völlig zu korrigieren. Statt reine Wissenschaft soll es künftig Black Lives Matter-Ideologie geben: »Hinterfragen Sie den Zweck des Mathematikunterrichts, und präsentieren Sie ihn neu. Die Schulbildung, wie wir sie kennen, begann während der industriellen Revolution, als Präzision und Genauigkeit hochgeschätzt wurden. Was sind die unzähligen Möglichkeiten, wie wir Mathematik in der heutigen Welt und darüber hinaus konzeptualisieren können?«

Zu den Relationen: Oregon hat 4.237.256 Einwohner (Stand: Zensus 2020), davon sind 86,7 Prozent Weiße, 13,4 Prozent Hispanics, 4,9 Prozent Asiaten, 1,8 Prozent Indianer, 2,2 Prozent Schwarze und Afroamerikaner, 0,5 Prozent Hawaiianer oder andere Pazifische Insulaner. Es kann also nur noch kurze Zeit dauern, bis auch wir eine neue Mathematik bekommen. Nach der amtlichen Opportunisten-Skala (nach unten offen) wäre vielleicht Bayern wieder Vorreiter. (Dadurch würden auch manche Minister nicht mehr auffallen: »Jeder Vierte ist schon geimpft, bald wird es jeder Fünfte sein.«) Ganz zu schweigen vom Verwechseln von brutto und netto. Berlin ist schon so weit. Der Satiriker Dietmar Wischmeyer: »Dort lernt die zwölfte Klasse mit dem Mathebuch Kevin hat drei Kekse – Rechnen mit einer Hand.«

Man stelle sich diesen Wahnsinn einmal in der Medizin vor. Christiaan Barnard gelang im Groote Schuur Hospital in Kapstadt am 3. Dezember 1967 die erste Herztransplantation. Der Mediziner war bekanntlich ein Weißer, Sohn einer burischen Predigerfamilie, und praktizierte in einem Land, das damals auf dem Höhepunkt der Apartheid war. Das Deutsche Herzzentrum müsste diese lebenswichtigen Operationen im Grunde sofort abschaffen und den hilfesuchenden Patienten freundlich lächelnd (und natürlich mit Kniefall) erklären: »Tut uns leid, aber wir wollen uns nicht schuldig machen mit rassistischen medizinischen Methoden.« Ehrlich: Ob ein Chirurg schwarz oder weiß ist, spielt für mich keine Rolle, aber kompetent sollte er bitte schon sein und nicht mit dem ideologischen Messer herumfuchteln.

Eine Lufthansa-Flugbegleiterin erzählte mir, dass sie Christiaan Barnard gegen Ende der 1990er Jahre auf einem Langstreckenflug als bescheidenen und höflichen Passagier erleben durfte. »Hätte damals jemand an Bord einen Herzanfall gehabt, müsste ich einen Arzt nach der neuen für Lufthansa-Bordansagen eingeführten Gendersprache und politisch korrekt heute wohl so ausrufen: ›Liebe Gäst *Innen, wir haben einen mitfliegenden Reisenden mit massiven Herzproblemen an Bord. Sollten sich unter Ihnen Ärzt*Innen, Rettende oder Heilende befinden, melden Sie sich doch bitte bei den Flugbegleitenden oder dem Mann, der das Flugzeug führt, früher Pilot genannt. Sie, Doktor Barnard, fühlen sich bitte nicht angesprochen und bleiben auf Ihrem Platz sitzen!«

Die junge Autorin der Jüdischen Rundschau, Ulrike Stockmann, schreibt zur »antirassistischen Mathematik« im Internetportal Achse des Guten süffisant: »Auch ich war in den höheren Klassen schlecht in Mathe. Bei Klassenarbeiten kam es häufig vor, dass ich bei mehrfachem Durchrechnen einer Aufgabe zu unterschiedlichen Lösungen kam. Wie gern hätte ich damals die Möglichkeit gehabt, meiner Lehrerin zwei mögliche Lösungen für eine Gleichung vorzuschlagen. Wer weiß, vielleicht wäre aus mir noch ein Mathe-Genie geworden, und ich würde heute Brücken konstruieren? Aber würde ich auch über diese Brücken fahren? Leider war man damals noch nicht so modern. Und überhaupt: Diese vorsintflutliche ›Präzision und Genauigkeit‹, die in grauer Vorzeit als sinnvoll erachtet wurde, hat heutzutage wirklich ausgedient!«

Mutiges Grundlagenwerk historischer Forschung
Ein amerikanischer Politologe verteidigt den Kolonialismus
Demnach sind offenbar nur Weiße mit ihrem »ewigen Exaktheitsfimmel« in der Lage, die Regeln für Mathematik zu verstehen. »People of Color« muss man sie anders erklären. Nur Rassisten würden dies bestreiten. Aus diesem Dilemma könne nur die »Ethnomathematik« hinausführen, »die beispielsweise von Schülern nicht mehr nur einen Lösungsvorschlag für eine Aufgabe verlangt, sondern die Möglichkeit bietet, zwei eventuelle Antworten zu geben«, meinen die vom Wahnsinn befallenen, aber lehrplanrelevanten Ideologen aus Kanada und den USA. Was letztlich nur eins bedeuten kann: Die sogenannten Antirassisten halten die »People of Color« für dumm. Kann man sich einen übleren Schwachsinn vorstellen?

In dem Dokument aus dem kanadischen Ontario heißt es dann noch: »Mathematik ist innerhalb von Kulturen und kulturellen Kontexten verankert und wird in diesen produziert. Der (neue) Lehrplan zielt darauf ab, das historische Verständnis für die Vielfalt des mathematischen Denkens zu erweitern. In einer antirassistischen und antidiskriminierenden Umgebung wissen die Lehrer, dass es mehr als einen Weg gibt, um eine Lösung zu entwickeln, und die Schüler werden mit mehreren Lösungswegen konfrontiert und ermutigt, mehrere Wege zu erforschen, um Antworten zu finden.«

In einer Fußnote werden übrigens die Förderer dieses Irrsinns genannt: »Wir möchten uns auch bei der Bill and Melinda Gates Foundation für die großzügige finanzielle Unterstützung dieses Projekts bedanken.« Noch Fragen?

Nach zwei Jahren Internet-»Unterricht«, als »Homeschooling« verniedlicht und veredelt, kann man froh sein, wenn die künftige Generation überhaupt noch weiß, wie Zahlen geschrieben werden. Es gilt der Grundsatz: Die Schwachen werden nicht stärker, indem die Starken schwächer werden. Für Deutschland hätte ich eine Lösung: Man lagert die Mathematik nach Indien und China aus.

Da der ganze Mathe-Murks zu Corona-Zeiten entstand, fragt man sich: Kann es nicht sein, dass das Robert Koch-Institut (RKI), die Intensivbetten-Zähler, die ministeriellen Geimpften-Statistiker und die Test-Abrechner sich schon länger dieser besonders kreativen Mathematik mit mehreren Lösungen und alternativen Fakten verschrieben haben? Oder ist nicht gleich die ganze Mathematik die reinste Verschwörungstheorie…

Ach, was den Rassismus betrifft, noch dies: Schwarze null und Schwarzfahren sind jetzt abgeschafft. Der Weg in die Dekadenz ist recht unterhaltsam, oder? Man könnte die alte, weiße Mathe, weil unverzeihlich, auch ganz und gar »rückgängig machen«! Was brauchen wir noch diesen rassistischen Krempel. Es gibt allerdings eine letzte Brandmauer gegen den Irrsinn, auf die der Staat allergisch reagiert: Wir wenden einfach die neue, »antifaschistisch-antirassistische« Mathematik auf unsere Steuererklärung an.

„Rassistisch rechnen“ aus: Peter Hahne, Das Maß ist voll. In Krisenzeiten hilft keine Volksverdummung. Quadriga, Hardcover, 144 Seiten, 12,00 €.


Empfohlen von Tichys Einblick. Erhältlich im Tichys Einblick Shop >>>
Die mobile Version verlassen