Tichys Einblick
Unerwünschte Wahrheiten

Klimaflüchtlinge und Klimakriege: Wie viele und wo?

Der Klimawandel bewegt uns alle – weil er uns alle betrifft. Vor allem die Fridays-for-Future-Bewegung hat diffusen Ängsten enormen Auftrieb gegeben. Zeit also, zu einem offenen und faktenbasierten Diskurs zurückzukehren

In vielen Beiträgen von Wissenschaftlern und in den Medien wird der Klimawandel als Fluchtgrund für Klimaflüchtlinge und Auslöser von Klimakriegen dargestellt. Belege hierfür werden jedoch in den allerwenigsten Fällen geliefert, vielmehr wird einem Automatismus folgend oft auf einen intuitiven Zusammenhang gebaut.1 Die meisten Mitmenschen würden dem viel diskutierten Klimawandel eine solche Rolle durchaus zutrauen, so viel steht fest. In Wahrheit vertritt die Wissenschaft zu diesen Punkten eine sehr viel differenziertere Ansicht, die wir im Folgenden vorstellen wollen.

Klimaflüchtlinge

Zunächst einmal gilt es den Begriff »Klimaflüchtling« zu klären. In seiner direkten Anwendung handelt es sich um einen Menschen, der vor beschwerlichem oder sogar bedrohlichem Klima die Flucht ergreift und hofft, in einen anderen Teil der Welt mit geeigneterem Klima umzusiedeln. So hätte ein Wüstenbewohner gute Gründe, in feuchtere Gegenden umzuziehen. Anwohner der regelmäßig von schlimmen tropischen Wirbelstürmen heimgesuchten Regionen könnten ein berechtigtes Interesse haben, in sturmärmere Länder zu migrieren. Dies hat zunächst einmal nichts mit dem Klimawandel zu tun, sondern einfach mit den klimatischen Zonen, die es auf der Welt gibt. Im Prinzip sind auch Mittel- und Nordeuropäer »Klimaflüchtlinge«, wenn sie in der kalten Jahreszeit in wärmeren Gefilden, z.B. auf den Kanarischen Inseln, überwintern.

Der eigentlich zu gebrauchende Begriff wäre »Klimawandelflüchtling«. Hierbei handelt es sich um Menschen in Gebieten, in denen sich das Klima zu ihrem Nachteil geändert hat. Unterscheiden müsste man dann konsequenterweise auch noch »anthropogener Klimawandelflüchtling« und »natürlicher Klimawandelflüchtling«. Dies soll am Beispiel des Sahel deutlich gemacht werden. In den 1930er- bis 1960er-Jahren war die Sahelzone relativ feucht, was der Landwirtschaft zugutekam. Als dann der AMO-Zyklus (AMO steht für Atlantische Multidekaden-Oszillation – Anm. d. Red.) in den 1970er- bis 1980er-Jahren ins Negative umschlug, blieb der Regen aus, und schwere Dürren entwickelten sich.2 Jene Menschen, die diesen Dürren damals entflohen, um sich in Sicherheit zu bringen, waren Flüchtlinge der natürlichen Klimavariabilität, denn die Schwankungen des Sahel-Regens sind eng an den natürlichen 60-jährigen Ozeanzyklus der AMO geknüpft. Seit den 1990er-Jahren hat sich die Niederschlagssituation wieder verbessert, als die AMO wieder in ihre positive Phase eintrat.

Kühle Argumente für die überhitzte Debatte
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Das Beispiel macht klar, dass zunächst abgeklärt werden müsste, ob die klimatischen Bedingungen überhaupt bereits die natürliche Schwankungsbreite verlassen haben. Das Klima unterliegt ständigen Veränderungen und pendelt in Zeitmaßstäben von Jahrzehnten bis etlichen Jahrhunderten hin und her. Da kann eine Generation der Sahelbewohner Glück haben, während die folgende Generation die nächste Dürrephase der natürlichen Zyklik überstehen muss. Ähnlich ist es mit vielen anderen Formen des Extremwetters, die kommen und gehen, die aber laut vielen Studien und gemäß Berichten des IPCC den Bereich der natürlichen Klimavariabilität noch nicht verlassen haben. Auch die Wikinger auf Grönland oder die Bewohner des Alpendorfes Chastellard waren in diesem Sinne »natürliche Klimawandelflüchtlinge«, als Kälte und Eis der Kleinen Eiszeit ihre Lebensgrundlage zerstörte. Selbst Teile der deutschen Auswanderer nach Amerika im 19. Jahrhundert wurden offenbar durch die prominente Kältephase zur Migration in die Neue Welt motiviert.3

Gibt es bereits »anthropogene Klimawandelflüchtlinge«? Das ist schwer zu sagen. Ähnlich warme Temperaturen sowie Häufigkeiten von Hitzewellen wie heute hat es bereits vor 1000 Jahren in vielen Teilen der Erde zur Zeit der Mittelalterlichen Wärmeperiode gegeben. Der einzige Klimaparameter, der sich aus dem Bereich der letzten Jahrtausende bisher entfernt hat, ist wohl der Meeresspiegel. Aber auch der Meeresspiegelanstieg ist eher Teil eines allgemeinen Trends der letzten 10 000 Jahre nach Ende der letzten Eiszeit, wobei der Meeresspiegel zunächst fast zehnmal so schnell stieg wie heute, sich dann aber verlangsamte. (…)

Migrationsentscheidungen

Laut Benjamin Schraven vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) gibt es vielfältige Gründe für Migrationsentscheidungen.4 Sie können von ökologischen, aber sehr häufig auch von vielen anderen Faktoren und Motiven wirtschaftlicher, politischer, sozialer, kultureller oder demographischer Natur beeinflusst werden. Laut Schraven wird der Begriff des »Klimaflüchtlings« immer noch gern und häufig benutzt, aber tatsächlich bilden bewaffnete Konflikte weltweit den Hauptfluchtgrund. Benjamin Schraven warnt:

»Vieles deutet darauf hin, dass die immer noch weit verbreitete Annahme eines Automatismus zwischen Klimawandel und Migration – getreu einer Formel ›weniger Regen oder mehr Dürren führt zu mehr Migration‹ – stark angezweifelt werden muss. Ein solch genereller ›Ökodeterminismus‹ ist empirisch nicht haltbar.«

KLima- und Energiepolitik
Die Politik beruft sich auf die Wissenschaft - doch auf welche eigentlich?
Neben der meist schlechten wirtschaftlichen Lage bildet auch das ungebändigte Bevölkerungswachstum Afrikas einen bedeutenden »push factor«. Die Folgen sind Landknappheit, Überweidung und Schädigung der Böden. Die Hauptkampfgebiete angeblicher Klimakriege in Mali, Niger und Burkina Faso verzeichneten zwischen 1950 und 2019 einen Bevölkerungsanstieg von zehn auf über 60 Mio. Einwohner, wobei bis zum Jahr 2050 ein Bevölkerungswachstum auf insgesamt 130 Mio. prognostiziert wird.2 Der Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe Gunnar Heinsohn rechnet in einem Beitrag in der Welt vor:

»Hätte Deutschland seit 1950 (70 Millionen) ein Wachstum wie die Sahelzone vorgelegt, stünde es heute nicht bei gut 80, sondern bei rund 410 Millionen Einwohnern. Eine Übernutzung der landwirtschaftlichen Flächen wäre dann auch hier unausweichlich geworden.«

Ein deutscher Professor an der Columbia University, Wolfram Schlenker, und seine Doktorandin Anouch Missirian versuchten in einer effekthaschenden Studie einen simplifizierenden Bezug zwischen Klimaerwärmung und Asylbewerberzahlen in der EU herzustellen.5; 6 Schlenker kooperiert eng mit dem Potsdamer PIK-Institut. Allerdings ließen die beiden wichtige vorangegangene Studienergebnisse außer Acht, die in eine ganz andere Richtung weisen. Die beiden Migrationsexperten Vally Koubi und Thomas Bernauer von der ETH Zürich sahen sich genötigt, eine Pressemitteilung herauszugeben, in der sie ihren amerikanischen Kollegen vehement widersprachen:7

»In einem kürzlich in der Fachzeitschrift ›Science‹ veröffentlichten Artikel, dem wir klar widersprechen, wird beispielsweise davon ausgegangen, dass die Zahl der Asylsuchenden in der Europäischen Union bis Ende dieses Jahrhunderts aufgrund des Klimawandels um fast 200 Prozent ansteigen könnte. […] Unsere eigene Forschung deutet jedoch darauf hin, dass solche Prognosen – ähnlich wie frühere Vorhersagen, der Klimawandel werde Kriege auslösen – äußerst spekulativ und nicht ausreichend durch solide Daten untermauert sind. […] Im Gegensatz zu praktisch allen früheren Studien liefern unsere Daten Informationen sowohl zu Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, als auch zu solchen, die trotz klimatischer Veränderungen geblieben sind.8; 9 Diese Unterscheidung ist wichtig, da die potenziellen Gründe für eine durch den Klimawandel bedingte Migration nur dann bestimmt werden können, wenn Migranten und Nichtmigranten verglichen werden. […] Nicht hinreichend fundierte Studien, in denen behauptet wird, der Klimawandel würde Millionen von Menschen zum Auswandern zwingen, sind sowohl wissenschaftlich als auch politisch fragwürdig. Solche Studien lenken von der Tatsache ab, dass die überwiegende Zahl der vom Klimawandel betroffenen Menschen, vor allem auch solche in armen Ländern, es vorzieht, in ihrer Heimat zu bleiben.«

TE-Talk mit Fritz Vahrenholt
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Der Spiegel berichtete über den Vorfall in einem Artikel mit der Überschrift »Mehr Flüchtlinge durch Klimawandel? Asyl-Studie entsetzt Wissenschaftler«.10 Dort wird unter anderem der Statistiker William Briggs von der Eliteuniversität Cornell in den USA mit dem folgenden vernichtenden Statement zur Columbia-Studie zitiert: »Die dümmste, idiotischste Anwendung von Statistik, die ich seit Langem gesehen habe«.

Eine Reihe weiterer Forscher zeigte sich verwundert, wie solch eine Studie überhaupt publiziert werden konnte.10-12

Eine 31-köpfige Forschergruppe verwahrte sich 2019 in einem Artikel im Fachblatt Nature Climate Change gegen simplifizierende Ansätze und Falschbehauptungen zur angeblich durch den Klimawandel ausgelösten Massenmigration. Sie bemängeln Forschungsförderungsprogramme, die einseitige Ergebnisse provozieren:13

»Anstatt sich von der Politik die wissenschaftlichen Prioritäten diktieren zu lassen, was zu sich selbst erhaltenden falschen Behauptungen zur klimabedingten Migration führt, sollte die Politik eine sorgfältige und kritische fakten-orientierte Abwägung anfordern, um die wichtigsten Herausforderungen der Zukunft zu beschreiben.«

Laut Steffen Bauer und Benjamin Schraven vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik erfolgt umweltwandelbedingte Migration vor allem in zirkulären oder saisonalen Mustern.14 Einzelne Familienmitglieder machen sich dabei zeitlich begrenzt auf den Weg, um anderswo Geld zu verdienen, um Ernte- oder Viehverluste der Familie oder des Clans zu kompensieren. Dabei bewegen sie sich in den allermeisten Fällen innerhalb der Grenzen des eigenen Herkunftslandes oder zwischen benachbarten Ländern einer Region. Die beiden Migrationsexperten Bauer und Schraven wehren sich gegen alarmistische Warnungen wie etwa von Jakob von Uexküll, dem Stifter des Alternativen Nobelpreises, der für die Zukunft 200 Mio. Klimaflüchtlinge in Europa aus Afrika prognostiziert.14;15 In einem Artikel in der ZEIT schreiben die Forscher vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik:

»Doch die Gleichung ›je mehr Klimawandel, desto mehr Migration‹ geht nicht auf. Denn Migrationsentscheidungen sind sehr komplex.«

Der Sozialwissenschaftler und Demograph Wolfgang Lutz sieht dies ebenfalls nüchtern und hält nichts von unbelegten Verknüpfungen, wie er in einem Interview mit der österreichischen Zeitung Die Presse 2015 erläuterte:16

»Diese großen Migrationsbewegungen sind Teil einer Ungleichzeitigkeit der soziodemografischen Entwicklung. Die Länder im Süden des Mittelmeeres sind in ihrer sozialen, wirtschaftlichen, aber eben auch demografischen Entwicklung einige Jahrzehnte hinter der Entwicklung in Europa. […] Szenarien, dass Millionen von Klimaflüchtlingen nach Europa kommen, sind aus meiner Sicht stark übertrieben. Das bestätigt auch eine große Studie des englischen Government Office of Science.17 Wir sehen vielmehr, dass Leute, die vor Fluten oder anderen

Naturkatastrophen von ihrem eigenen Stück Land verdrängt werden, wenn möglich in der näheren Umgebung bleiben.«

Im Sahel ist die Binnenmigration traditionell stark verankert.18 Zudem scheint der gesellschaftliche Wandel für Nomaden viel problematischer zu sein als der Klimawandel.19 Angesichts der vielen Fragezeichen beim Thema »Klimamigration« erstaunt es, dass die Grünen bereits großzügig Klimapässe und EU-Einbürgerung für sogenannte Klimaflüchtlinge anbieten wollen, offenbar ohne genauere Information zum aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand.20-22

Es gibt keinen Klimanotstand
Ist CO2 wirklich ein Klimakiller?
Die meisten der in den Medien vorgestellten Klimaflüchtlinge sind gar keine. So hat eine Forschergruppe um Ilan Kelman vom University College London Interviews mit der Bevölkerung der Malediven geführt, mit einem überraschenden Ergebnis.23 In den wenigsten Fällen führten die Befragten den Klimawandel als Migrationsgrund an. Vielmehr ging es um den Wunsch eines verbesserten Lebensstandards und bessere Jobmöglichkeiten. Es sind vor allem ausländische »Experten«, die den Inselbewohnern erklären, sie wären einer Klimagefahr ausgesetzt. Auch ein kleiner Indianerstamm auf einer untergehenden Insel im Mississippidelta wird gerne als Klimaflüchtlinge verkauft. Wegen Staudämmen, Begradigungen und Schleusen transportiert der Mississippi immer weniger Sedimente ins Delta, wodurch die natürliche Erosion und das normale Absinken des Bodens nicht mehr kompensiert werden können.24 Mit dem Klimawandel hat das aber herzlich wenig zu tun. Das Mississippidelta sinkt um durchschnittlich 10 mm pro Jahr ab, ein Betrag, der die globale Meeresspiegelanstiegsrate um das Vier- bis Fünffache übersteigt.25

Syrischer Bürgerkrieg

Einige Forscher sehen im 2011 ausgebrochenen syrischen Bürgerkrieg ein Paradebeispiel dafür, wie der menschengemachte Klimawandel Aggressionen und Konflikte schürt.26 Laut ihrer These hätten anthropogen mitverursachte Dürren in den Jahren 2007–2010 eine verstärkende Wirkung bei der Entstehung des Bürgerkriegs gehabt. Durch die Dürren seien Ernten ausgefallen und Vieh verendet, woraufhin Teile der geschädigten Landbevölkerung in die Städte migriert seien, um dort ihr Auskommen zu finden. Durch den massiven Zustrom sei es in den Städten dann zu Gewalt und schließlich zum Krieg gekommen. Zu den Unterstützern diese These gehört unter anderem der Klimaforscher Peter Gleick vom Pacific Institute in Oakland, California.27 Gleick ist bekennender Klimaaktivist und wurde 2012 einer weiteren Öffentlichkeit bekannt, als er unter Verwendung einer falschen Identität vertrauliche Dokumente des Heartland Institutes, einer konservativen und libertären Denkfabrik in Chicago, erschlich.28 Als der Schwindel aufflog, war er seinen Posten als Vorsitzender des Ethikkomitees der American Geophysical Union (AGU) los.

Trotz weiter medialer Verbreitung handelt es sich bei dem Konzept eines syrischen Klimabürgerkriegs um eine wissenschaftliche Außenseitermeinung, die von der Mehrheit der Klimaforscher vehement abgelehnt wird.4; 29–35 Die Fachkollegen bemängeln fast jeden einzelnen Schritt der Argumentationskette. Einigkeit besteht allein über die Tatsache, dass es in den Jahren vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Teilen Syriens eine intensive Dürre gegeben hat. Die Dürre war vor allem im Nordosten des Landes ausgeprägt, während der Rest Syriens durchschnittliche oder sogar überdurchschnittliche Regenmengen registrierte.29 Zudem lassen die Verfechter der Klimabürgerkriegsidee in ihrer Analyse vollkommen außer Acht, dass die Regenfälle in Syrien36;37 und im östlichen Mittelmeerraum38 starken natürlichen Schwankungen unterliegen. Insofern ist die Attribution der besagten Dürrejahre als anthropogen beeinflusstes Ereignis höchst fragwürdig.29;31

Die Kritiker mahnen ihre Kollegen, Medien und politische Entscheider, die Fakten und Zusammenhänge viel sorgfältiger zu prüfen, um fragwürdige Schnellschüsse wie im Fall des Bürgerkriegs in Syrien in Zukunft zu vermeiden.29;30 Das Deutsche Klima-Konsortium (DKK) sah sich 2016 gezwungen, eine richtigstellende Pressemitteilung herauszugeben.39 Hier ein Auszug:

Unerwünschte Wahrheiten
Energiewende-Kritiker fordern: Wälder statt Windkraftanlagen
»Die Friedensforscherin Christiane Fröhlich stellte beim DKK-Klima-Frühstück ihre aktuelle Studie zum Einfluss der Dürre auf die Binnenmigration in Syrien und deren Rolle beim Ausbruch der Unruhen 2011 vor. Auf der Grundlage von Befragungen syrischer Bauern und Landarbeiter, die sie 2014/15 in jordanischen Flüchtlingslagern durchführte, kam sie zu dem Schluss: ›Die vielfach propagierte einfache Kausalität zwischen Dürre, Migration und Konfliktausbruch in Syrien lässt sich so nicht halten. Zwar nahm die Binnenmigration tatsächlich während der Dürre zu, doch weder war die Dürre ihr einziger Auslöser, noch waren es die ,Klimamigranten‘, die die Proteste initiierten.‹ Insbesondere müssten die Auswirkungen der Dürre im Kontext der Politik der Assad-Regierung seit 2000 gesehen werden. Die Streichung von Subventionen und andere liberale Wirtschaftsreformen hätten den Druck auf die notleidende Bevölkerung erhöht, ›während die Regierung praktisch nichts unternahm, um die Folgen der Dürre abzumildern‹, erklärte Christiane Fröhlich.«

Laut Fröhlich seien jene, die vor der Dürre geflüchtet wären, eher selten zu Aufständischen geworden. Vielmehr hätten eher wohlhabendere Einwohner den Bürgerkrieg ausgelöst.33 Ähnlich sieht es Francesca de Châtel, Syrien-Expertin an der Radboud-Universität in Nijmegen. Sie sagt, den Klimawandel als Ursache für Syriens Probleme anzuführen, lenke von den wahren Problemen ab, die Dürre und Hungersnöte verursachten.32 Die Rolle des Klimawandels sei nicht nur irrelevant, ihre Betonung sogar schädlich. Die Hauptursachen für die Hungersnot seien exzessive Grundwasserförderung, Übernutzung des Bodens durch grasende Tiere und landwirtschaftliche Ausbeutung. Das Klimaargument erlaube es den Politikern, Schuldige für die Hungersnöte außerhalb des Landes zu suchen, obwohl sie doch eigentlich selber für das Missmanagement verantwortlich seien, glaubt de Châtel.32

Auch der Konfliktforscher Thomas Bernauer von der ETH Zürich wehrt sich gegen die alarmierenden Studien, die seiner Meinung nach problematisch seien und der Klimaforschung einen schlechten Dienst erwiesen. 33 Der Spiegel zitierte Bernauer 201526:

»Ich habe noch keine einzige Studie gesehen, die wissenschaftliche Beweise für einen messbaren Einfluss des Klimawandels auf Konflikte hatte.«

Alle Fußnoten und Quellen finden hier: http://unerwuenschte-wahrheiten.de/25-klimafluechtlinge-und-klimakriege-wieviele-und-wo/


Leicht gekürzter Auszug aus: Vahrenholt/Lüning, Unerwünschte Wahrheiten. Was Sie über den Klimawandel wissen sollten. LangenMüller, 398 Seiten, 25,00 €


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