Tichys Einblick
Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen!

Herr*in schick Hirn*in!

Peter Hahne untersucht zahlreiche Mogelpackungen, die man uns ständig unterjubeln will, gründlich und mit gesundem Menschenverstand. Seine Berichte von meist befremdlichen und bestürzenden Vorkommnissen des öffentlichen Lebens sind bisweilen durchaus belustigend - wie dieser zum steuerfinanzierten Genderwahnsinn.

Flensburg ist wohl eine der bekanntesten Städte Deutschlands. Aus unterschiedlichen Gründen. Die einen lieben das Bier, andere fürchten die dort beheimatete »Verkehrssünderkartei«, und wieder andere fiebern einem Paket »mit diskretem neutralem Absender« von dort entgegen. Und nun hat die Stadt ihren Bekanntheitsgrad noch mal erhöht, oder besser: ihre Bekanntheitsgradin. Denn irgendwelche Witzboldinnen der Linkinnen-Rathausfraktion haben gefordert, Arbeitsgeräte künftig geschlechtsneutral, gendergerecht oder zumindest feminin zu benennen. Es könne doch nicht angehen, dass fast alles männlich ist, an dem die Frolleins vom Amt sich abarbeiten müssen!

Interview
Im Gespräch mit Peter Hahne: „Populär wird mit Populist verwechselt“
Dieser Gender-Gaga ist nur ein kleiner Beweis, wie verrückt wir inzwischen sind, ver-rückt von wirklich Wichtigem zu allerlei Allotria bis hinein in die offizielle Gesetzes- und Verordnungssprache. Dass es eine Finanzexpertin der Grünen fertigbrachte, gendergerechte Steuererklärungen als eine wichtige Aufgabe der ohnehin überlasteten Behörden zu bezeichnen, ist nur ein Beispiel für den ganzen Irrsinn, den sich allerdings gestandene Politiker gefallen lassen, ohne auf den Tisch zu hauen … Die SPD des Berliner Bezirks Lichtenberg verlangt, dass alle offiziellen Anträge in einer gender-gerechten Sprache verfasst werden müssen, sonst landen sie im Papierkorb. Und hat das bereits in die Tat umgesetzt.

Genderwahnsinnig! Ein Antrag war denn auch von der SPD selbst – hirnrissig: Sie sprachen darin von Eigentümern und von Passanten, statt dem ganzen -innen- und Sternchen-Gedöns. Ab in die Papierkörbin!

Im Flensburger Gleichstellungsausschuss hat die Linke nun beantragt, künftig bei Bestellungen nur der/die Bleistiftanspitzer/in oder der/die Staubsauger/in zu schreiben. In der mündlichen Aussprache sollen die Arbeitsgeräte künftig rein feminin sein. Also, und man muss im Geiste ja nur die Ämter und deren Ausstattung durchgehen: die Fußabtreterin, die Computerin, die Kopiererin, die Papierkörbin … Zynisch kann man nur sagen: Die Klobürste gibt’s ja schon. Vorbild Kirchentag: Im offiziellen Programm war von Mikrofoninnen die Rede.

Der darf das!
Psychotherapie für die Westentasche - Peter Hahnes neues Buch
Wo sind die Frauen, die gegen diesen lächerlichen Schwachsinn aufschreien?! Damit wird alles, was sich positiv mit Gleichstellung verbindet, dem Spott preisgegeben. Aber da hilft vielleicht die Ratsfraktion »Wir in Flensburg«, die zu dem Irrsinn den Anlass gab: Die fordert doch allen Ernstes, die Ratsfrauen in Ratsdamen umzubenennen, damit sie auf Augenhöhe mit den Ratsherren sind, gegenüber denen Frau abwertend klingt. Herrin, schick Hirnin! Vorschlag: Man könnte doch angeregt durchs Lutherjahr die gesamte Ratsgesellschaft runterstufen zu der herr(!)lich deftigen Sprache in der Zeit vor 500 Jahren: Ratsweiber und Ratskerle …

Ach so, auch das sei nicht verschwiegen: Als Flensburg mit diesem linken realsatirischen Aberwitz bundesweit in die Schlagzeilen kam, und das vor der Bundestagswahl 2017, erklärten die Antragstellenden die Antragin flugs als Fake. Da haben sie eigentlich recht, so oder so … Und im Grunde ist die reine Verweiblichung ohnehin eine rückständig-spießbürgerliche Attitüde. In England ist man da schon viel weiter. Wenn Sie ein Konto bei der britischen Bank HSBC haben, dürfen Sie zwischen zehn Anreden wählen, u. a. Mx für Mix, Ind für Individuum, Pr für Person oder eben das hausbackene Mr, Mrs oder Ms. Also wenn schon, denn schon, liebe Flensburger*innen, denn das wichtige Gender-Sternchen habt Ihr ja auch noch vergessen auf dem per Computer*in geschriebenen Antrag*in!


Peter Hahne, Schluss mit euren ewigen Mogelpackungen! Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen. Bastei Lübbe, 128 Seiten, 10,00 €

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