Wir leben heute in dem am dichtesten verspiegelten und verspargelten Land der Welt. Die Energiestrategie fußt auf dem Versuch, durch immer mehr Anlagen der Natur Unmengen von Energie geringer Dichte zu entziehen und darauf unsere Energieversorgung aufzubauen.
Die Windenergie wird seit mehreren Tausend Jahren von Menschen genutzt. Sie half, Getreide zu mahlen, Sägewerke oder Entwässerungspumpen anzutreiben und beeinflusste die Umgebung wenig, Wetter und Klima gar nicht. Von der Größe der Anlagen her waren sie, verglichen mit heute, Spielzeuge. Die Industrialisierung drängte die Anlagen schließlich ins Aus.
Modernes Wirtschaften verlangt zuverlässige Logistik, das heißt, jeder Stoff muss zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge am richtigen Ort sein. Das konnten die Windmühlen im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht leisten, so wie Windkraftanlagen heute Strom nicht bedarfsgerecht bereitstellen.
Die These des menschengemachten Klimawandels rief die Nutzung der abgasfreien Windkraft wieder in Erinnerung und führte zu deren Auferstehung. Technisch sind die Anlagen inzwischen ausgereizt, Optimierungen bleiben möglich, der Wirkungsgrad jedoch wird physikalisch durch die sogenannte Betz-Grenze auf theoretische 59 Prozent gedeckelt.
Nicht nur der Luftschall, auch der aus den Fundamentschwingungen entstehende Körperschall hat Folgen. Die Schwingungen des Rotors werden in den Boden abgeleitet und breiten sich aus, besonders gut bei hohem Grundwasserstand, Felsgestein oder gefrorenem Boden. So registriert die Erdbebenstation auf dem Kleinen Feldberg in Hessen den Betrieb des elf Kilometer entfernten Windindustrieparks Weilrod.
Die Fundamente von Wohngebäuden werden in Schwingungen versetzt, auch manche ältere Gebäude zeigen frische Rissbildungen. Bodenorganismen zeigen Reaktion. Eine neue niederländische Studie zeigt, dass zum Beispiel Regenwürmer tendenziell von den Fundamenten der Windkraftanlagen wegstreben, und vermutet als Ursache die tieffrequenten Bodenschwingungen.
Der Wind, das launische Kind
Wie bei jeder Strömungsmaschine wird auch bei Windkraftanlagen ein laminar anströmendes Medium verwirbelt und in Turbulenzen versetzt. Da es im Gegensatz zu Turbinen oder Verdichtern keine Leitschaufeln gibt, bilden sich hinter den Anlagen weitreichende und im Umfang zunehmende Wirbelschleppen, die 30 bis 40 Kilometer, in einigen Fällen bis zu 100 Kilometer weit reichen können. Auch kann die Lärm- und Schwingungsbelastung an weiter entfernt stehenden Gebäuden stärker wirken als an näher stehenden. Zudem gibt es Interferenzen, das heißt die verstärkende Überlagerung mehrerer Strömungen und Schallwellen, wenn Anlagen gruppenweise aufgestellt sind.
Die Wirbelschleppen bewirken einen vertikalen Lufttransport bodennaher feuchter Luft in größere Höhen, was bei bestimmten Wetterlagen an den entstehenden Kondensstreifen nach den Anlagen sichtbar wird. Dann können ganze Wolkenformationen entstehen, Wasserdampf in der Atmosphäre gilt als Treibhausgas Nummer 1. Der Entzug der Bodenfeuchte führt zu mehr Trockenheit, und die Verteilung der Windkraftanlagen in Deutschland korreliert mit der Bodentrockenheit. Diese Tatsache ruft geradezu nach Messungen und Forschung, zu deren Finanzierung aber niemand bereit ist.
Der Effekt der Windverschattung wurde zuerst von der Branche selbst bekannt gemacht, denn er führt zur Ertragsminderung von Anlagen bei Gruppenaufstellung. Bei ungünstiger Windrichtung erhalten die Anlagen bereits in zweiter Reihe verwirbelte und gebremste Luftströmung, ab der dritten Reihe wird die Stromproduktion dann dürftig. Die Betreiber forschen an Optimierungen, indem zum Beispiel die erste Anlagenreihe leicht aus dem Wind gedreht wird, um die Strömung abzulenken und den Ertrag der folgenden Anlagen zu steigern.
Greenpeace, BUND und Artverwandte wie auch Handelsketten und Wirtschaft kämpfen gegen die Einträge von Mikroplastik. Doch während jeder, der noch einen Plastiktrinkhalm benutzt, Schuldzuweisungen erfährt, bleibt mit der Windkraft ein großer Emittent außerhalb der Aufmerksamkeit. Die Spitzen der Rotorblätter erreichen Geschwindigkeiten von über 300 Stundenkilometern, sodass auch kleine Teilchen wie Staubkörner, Regentropfen oder Hagelkörner beim Auftreffen geschossähnliche Wirkung haben und aus den Oberflächen Materialpartikel herausschlagen. Zudem bewirken Temperaturschwankungen, Frost und UV-Strahlung eine Alterung und Versprödung des Materials. Je rauer dann die Flächen, umso größer der Abtrag.
Diese Emission ist nicht vermeidbar, auch wenn die Beschichtungen weiterentwickelt werden. Diese aus der Blattkantenerosion stammenden Emissionen finden medial aus politischem Grund keine Erwähnung, ablenkend werden Diskussionen über Kosmetika und Zahnpasta geführt. Das in großer Menge in den Rotorblättern verbaute Balsaholz, leichtes und sehr stabiles Tropenholz aus Neuguinea und Ecuador, dient der inneren Stabilisierung und sollte vom äußeren Abrieb nicht betroffen sein. Es steigert aber den CO2 – „Fußabdruck“ bei der Herstellung und Entsorgung.
Solarboom im ökologischen Schatten
Steigender Beliebtheit unter den regenerativen Stromerzeugungstechnologien erfreut sich die Photovoltaik. Sie emittiert während des Betriebs weder Schall noch Schwingungen, braucht keine Flugwarnbefeuerung und glänzt einfach nur vor sich hin. Die Paneelpreise sind drastisch gefallen, sodass eine vermeintliche Marktfähigkeit gefeiert wird. Dass nach wie vor der Einspeisevorrang gilt und dadurch eine Abnahmegarantie den Marktmechanismus aushebelt, wird dezent verschwiegen.
Auch Solaranlagen haben im Übrigen Einfluss auf Wetter und Klima. Das einfallende Sonnenlicht wird nur zu weniger als 20 Prozent in Strom umgewandelt. Die anderen über 80 Prozent der Energie werden zum Teil im infraroten Bereich reflektiert oder heizen die Anlagen und damit die Umgebung auf. Mit der Rückstrahlung wird der Treibhausgaseffekt verstärkt.
Der andere Teil der eingestrahlten Energie erwärmt die Paneele, was mit einer Wärmebildkamera aufgenommene Fotos sichtbar machen. Die Flächen wirken als Hotspots. Die Temperatur der Zellen liegt um mindestens 20 Grad über der Umgebungstemperatur (bei klarem Himmel) und heizt konvektiv die Umgebungsluft auf. Die erwärmte, leichtere Luft steigt nach oben und bewirkt eine Zirkulation, die kühlere und feuchtere Luft aus der Umgebung ansaugt.
Großflächenanlagen werden heute nicht nur über mehrere Hektar, sondern über mehrere Quadratkilometer installiert, sodass sich große Wärmeinseln bilden. Im Hochsommer erreichen die Paneeltemperaturen bis zu 60 Grad, sodass große Mengen warmer Luft aufsteigen und die umgebende Landschaft austrocknen lassen. Insbesondere angrenzende Waldgebiete wie die in Brandenburg häufig anzutreffenden knastertrockenen Kiefernwälder trocknen weiter aus.
Selbst Biogas ist nicht „klimaneutral“. Wie bei jeder Gasinfrastruktur gibt es Leckageverluste, den sogenannten Schlupf. Er beträgt etwa vier bis acht Prozent des produzierten Methans, das in die Atmosphäre entweicht und mit der gegenüber CO2 etwa 20-fachen Treibhausgaswirkung die Atmosphäre beeinflusst. Viele Tausend Kubikmeter Methan verschlechtern die Treibhausgasbilanz, erfasst werden sie nicht.
„Erneuerbare“ sind nicht unendlich
Jegliche Energietechnologie beeinflusst die Umwelt. Man kann nicht folgenlos große Mengen Naturenergie entnehmen, denn alle natürliche Energie wurde bisher in natürlichen Kreisläufen gebraucht – für Kühlung, Regen und die natürlichen Bodenfunktionen wie Wärme- und Wasserspeicherung, Verdunstung und Photosynthese. Greift man hier umfänglich ein, sind die Folgen für Wetter, Klima, Flora, Fauna und Menschen erheblich. Nur wenige Studien sind verfügbar, so von der University of Delaware oder vom österreichischen Ingenieurbüro „Energiedetektive“, das in Eigeninitiative Messungen und Berechnungen durchführt.
Selbst wenn Deutschland auf diesem Weg irgendwann dekarbonisiert wäre, würde es drastische klimatische Änderungen durch den Betrieb der Erneuerbaren im Land geben, die vor allem zu Temperaturerhöhung und seiner Austrocknung führen würden, völlig unabhängig vom CO2-Gehalt der Atmosphäre. Dieser wird natürlich aufgrund einer zunehmenden Weltbevölkerung weiter steigen. Die deutsche Anmaßung, durch extremen Ausbau der Wind- und Solarkapazitäten die Welt zu retten, ist deshalb abenteuerlich.
Entwaldung dank Holzpellets
In hypermoralischer Ignoranz werden selbst Empfehlungen des Weltklimarats (IPCC) in den Wind geschlagen. Wir hätten die Möglichkeit gehabt, durch Technologieexport tatsächlich einen Beitrag zur globalen Emissionssenkung zu leisten, aber weder modernes Kohle-Know-how, Technologien zur Abscheidung von CO2 (negative Emissionen sind ab 2050 laut IPCC zur Erreichung der „Klimaziele“ zwingend erforderlich) noch Kernenergie noch substanzielle Beiträge zur Aufforstung finden in deutscher Energiepolitik ihren Niederschlag. Stattdessen trägt die gepushte deutsche Nachfrage nach Holzpellets zur Entwaldung in Rumänien und im Baltikum bei.
Die Frage, warum die Politik und große Teile der Medien so willfährig den Wünschen der prächtig verdienenden Ökolobby folgen, bleibt einstweilen offen. Die heute vorherrschenden Narrative tragen nicht mehr lange, die zunehmend harten Realitäten werden Licht in die Dämmerung bringen.
Frank Hennig, Klimadämmerung. Vom Ausstieg zum Abstieg – ein Plädoyer für mehr Vernunft in der Energiepolitik. Edition Tichys Einblick im FBV, Hardcover, 320 Seiten, 22,00 €