Tichys Einblick
Bedrohung der liberalen Demokratie

Die Universität: Nährboden linker Ideologien

Franca Bauernfeind – die am Erfurter Campus als „Nazi-Schlampe“ beschimpft wurde – hat sich als Studentin gegen den Konformitätsdruck behauptet. Sie beschreibt in ihrem neuen Buch den Ort, an dem das Dogma der Political Correctness und Cancel Culture herrscht: die Universität.

Franca Bauernfeind, gebürtig aus Nürnberg, kann im Alter von nur 26 Jahren bereits auf einen bemerkenswerten Lebensweg zurückblicken. Schon als Schülerin wurde sie im Jahr 2015 im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts mit dem Otto-Wels-Preis für Demokratie ausgezeichnet. Neben ihrem akademischen Engagement standen Leistungsschwimmen, Geigenunterricht und Chorgesang auf dem Stundenplan. Nun studiert Franca Bauernfeind als Stipendiatin der Hanns-Seidel-Stiftung im Masterstudiengang Staatswissenschaften und veröffentlichte bereits im Jahr 2023 gemeinsam mit Jürgen Großmann und Dominik Pförringer das Buch „Aus der Zeit gefallen? Drei Generationen wider den Zeitgeist“, zu dem Harald Schmidt ein Vorwort beigetragen hat. Mit ihrem neuen Buch „Black Box Uni“  liefert sie einen brandaktuellen Insiderbericht aus dem „Biotop linker Ideologien“, der weit mehr  ist als nur eine beeindruckende Sammlung ihrer persönlichen Erfahrungen an der Universität und ihrer Arbeit als Hochschulpolitikerin.

Für Universitäten interessiert sich die breite Öffentlichkeit nicht wirklich, sagt die Studentin, Politikerin und Autorin. Das zeigte sich in aller Deutlichkeit seit der Corona-Pandemie – während das öffentliche Leben wieder auflebte, wussten Studenten nicht, ob und wie ihre neuen Semesterpläne aussehen würden, die Energiepauschale wurde verzögert und kompliziert ausgezahlt und die BAföG-Höchstsätze wurden nicht an die Inflation angepasst – dabei studieren 2,9 Millionen Menschen in Deutschland und sollen an diesem Ort für die Zukunft qualifiziert werden. Dort werden nicht nur Lehrer, Juristen oder Journalisten ausgebildet, sondern es entstehen auch neue Bewegungen und Kulturen, welche die Gesellschaft prägen.

Es war immerhin eine Studentenbewegung, die 1817 mit dem Wartburgfest die Idee eines geeinten Staates, einer liberalen Verfassung, Freiheitsrechten des Einzelnen und Mitwirkung des Volkes am politischen Geschehen in die Gesellschaft trug. Bauernfeind: „Der innere Aufbau und die innere Funktionsweise der Universitäten sind für die meisten Menschen weitgehend unbekannt oder werden im gesellschaftlichen Gesamtkontext als irrelevant erachtet. Die Metapher von der »Black Box« bringt zum Ausdruck, dass der Alltag, die Themen und Veränderungen an Universitäten von der Öffentlichkeit unerkannt bleiben. Gesellschaftliches Desinteresse oder vermeintlich elitäres Nischendasein könnten Gründe dafür sein“, schreibt Bauernfeind.

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Ihr liberales Elternhaus, in welchem sie zahlreiche „Diskussionen am Esstisch“ geführt hat, verlässt sie nach dem Abitur, um sich dem Studium der Staatswissenschaften in Erfurt zu widmen. Voller Vorfreude auf die ersten eigenen vier Wände, WG-Partys und ohne politische Voreingenommenheit zieht sie auf den Campus. Unerwartet katapultiert sie diese Entscheidung in eine neue Welt voller Sternchen, Regenbogenfarben und Antifa-Sympathisanten.

Denn der Ort des freien Denkens ist nicht mehr derselbe – Cancel Culture, Political Correctness, Triggerwarnungen, No-Platforming oder Cancelling sind Dünger für linke Ideologien. Franca Bauernfeind  erfährt das schon 2016 an ihrem ersten Tag auf dem Campus . Wegen ihres politischen Engagements in der Jungen Union (JU), wird sie als „moralisch böse“ abgestempelt. Verunsichert fragt sich die junge Studentin zurecht: „wieso ist christdemokratisch sein etwas Negatives?“, und wieso „ist Sozialismus etwas moralisch ‚Besseres‘ als liberale, christlich-soziale oder konservative Politik?“

Unsanft erfährt sie, dass im studentischen Umfeld, die linke, antikapitalistische Szene überwiegt und sachliche Argumente durch „moralische  Argumente“ ausgetauscht werden. Diese moralisch guten Argumente werden durch den Mainstream bzw. Zeitgeist vorgegeben und in den Medien verstärkt. Sie gelten als politisch korrekt, fördern aber nur Schubladendenken und kategorisieren Menschen nach der Hautfarbe, der Sexualität oder der Herkunft. Wie Franca Bauernfeind am eigenen Leib erfahren muss, „gipfeln moralisch schlechte Äußerungen nach dieser Logik meistens in einem Vergleich mit Nationalsozialisten oder anderen Gruppierungen.“ Obwohl sie sich in die Perspektiven ihrer Kommilitonen versetzte und keine Auseinandersetzungen scheute, wird sie erschüttert von dieser „Debatten(un)kultur“ und der Erkenntnis: die linken Argumente sind utopisch und irrsinnig.

„Black Box Uni“ bietet eine erschreckend realitätsnahe Beschreibung jeder deutschen Universität. Beim Lesen stehen besonders die geisteswissenschaftlichen Studiengänge in keinem guten Licht. Tatsächlich dominieren dort (wenige) Männer mit bunten Nägeln und Frauen mit blauen Haaren, die sich dem Kampf gegen Rassismus und Sexismus verschrieben haben. Die Universitätstoiletten werden von ihnen als Schwarzes Brett zweckentfremdet, um zum Kampf gegen den „cis Mann“ aufzurufen oder eine antifaschistische Demonstration zu bewerben.

Bei diesen Beispielen belässt es Bauernfeind aber nicht, denn sie kennt alle undemokratischen Vorgehensweisen der linken Identitätspolitik. So soll zum Beispiel mit Hilfe von dem sogenannten „Safe Space“, eine inklusive Umgebung geschaffen werden. Diese Umgebung soll den Schutz vor verletzenden Handlungen, Wörtern oder Bildern sichern. Es werden also alle Meinungen gecancelt, welche nicht mit der „Einheitsmeinung“ übereinstimmen. Zudem soll die Sprache gerechter gemacht werden – mit Sternchen oder Doppelpunkten – da die aktuelle Sprache diskriminierend sei. Nicht das „‘Verhunzen‘ der deutschen Sprache“ sieht Bauernfeind als Gefahr, „sondern die aktivistische Agenda, die dahintersteckt.“

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Ebenso werden an Universitäten Triggerwarnungen vor Lerninhalte hinzugefügt, um Erinnerungen an traumatische Erlebnisse vorzubeugen. Tatsächlich erhalten Studenten dadurch aber die  Möglichkeit, die Auseinandersetzung mit kritischen Inhalten, aufgrund von subjektiven Empfindungen, zu verweigern. Das subjektive Empfinden legitimiert daher auch das No-Platforming. Franca Bauernfeind findet die richtigen Worte für das, was an deutschen Universitäten passiert – Mobbing! „Mobbing ist darüber hinaus ein Instrument, das den wohl verbreitetsten und wirksamsten Mechanismus für die Bedrohung der Meinungsfreiheit hervorruft: die Selbstzensur. Kostspielige soziale Sanktionen wie Ausschluss werden gegen diejenigen verhängt, die kontroverse Überzeugungen zum Ausdruck bringen.“

Selbstzensur und das innere Exil von Studenten, aber auch von Lehrenden sind die Folgen. Die „Schweigespirale“ führt die Demokratie zum Galgen. Wütend, aber voller Elan, möchte Franca Bauernfeind verhindern, dass die linke Identitätspolitik eine unverrückbare Wahrheit beanspruchen darf, die als unhinterfragbar gilt.

Überzeugt beginnt sie als liberal-konservative Christdemokratin, sich in der Hochschulpolitik zu engagieren und schafft es bis zur Bundesvorsitzenden des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Den Entschluss, sich in der Hochschulpolitik zu engagieren, fasste sie übrigens auf der Universitätstoilette – das inoffizielle Schwarze Brett der Universitäten: „Vor kurzem habe ich – wieder einmal auf der Toilette in der Bibliothek – einen mit schwarzem Permanentmarker dick geschriebenen Satz gelesen: ‚UNI MUSS POLITISCH SEIN! ORGANISIERT EUCH.‘ Wenngleich der Aufruf von der Intention seines Autors mutmaßlich nicht liberal-konservative Studenten adressierte, tat ich genau das.“

In mehreren Unterkapiteln schildert Franca Bauernfeind, wie die Strukturen der studentischen Selbstverwaltung zusammenhängen und weshalb es so scheint, als seien alle Studenten links. Mit Blick in das Innere der Black Box Uni wird verständlich,  wie es durch geschicktes Netzwerken und das Kapern von Hochschulmandaten einer Minderheit  gelingt, ihre linken Ideologien zu verbreiten. Obwohl Vertretungsorgane nicht die studentische Meinung abbilden sollten, tun sie es dennoch.

Und damit noch nicht genug: Gelder werden veruntreut und Nepotismus sorgt dafür, dass alles unter dem Deckel gehalten wird. Viele dieser Studenten sind linksextremistisch und nutzen die Struktur der studentischen Selbstverwaltung aus, um radikale Netzwerke zu unterstützen, so Bauernfeind. Sie sind der Meinung, für den „Kampf gegen den Faschismus“  sei alles erlaubt. Bauernfeind ist daher der festen Überzeugung: „Dieses Umfeld kann dazu beitragen radikale Meinungen zu akzeptieren und salonfähig zu machen.“

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Seit Beginn ihrer Parteikarriere im Jahr 2019, setzt sie sich auch innerhalb der CDU für die Rückkehr  zur Debattenkultur ein. Denn auch in Berlin muss sie sich während der Entscheidung über die Frauenquote mit der moralisierenden Debattierweise auseinandersetzen. Kritisch sieht sie den Umgang ihrer Partei mit der Geschlechterfrage und betont: „Besser offen diskutieren, als sich von der Medienöffentlichkeit und linken Parteien vordiktieren zu lassen, was man tun sollte, um moralisch gut zu sein.“ Die Studentin ist sich sicher: „ … die Ideologie war vom Campus aus in die Medienhäuser vorgedrungen. Und wer wusste, wohin sonst noch?“

Im Januar 2021 ging der RCDS an die Öffentlichkeit und begann eine Fallsammlung. Sie sollte Licht auf das Handeln der grünen und linken „Campusaktivisten“ werfen und ihre undemokratischen Vorgehensweisen für alle sichtbar machen. Es beginnt daraufhin eine Welle der Berichterstattung über Cancel Culture und Political Correctness an deutschen Universitäten.

Franca Bauernfeind und der RCDS zeigen, dass an dem Ort, wo das freie Denken und die liberale Demokratie zu Hause sein sollte, Menschen beschimpft, verunglimpft, ausgeschlossen werden, weil ihre Meinungen vom Mainstream abweichen. Es werden undemokratische Werkzeuge wie Identitätspolitik, Cancel Culture und Political Correctness von einer „überwiegend linken“ Minderheit verwendet, um deren politische Agenda durchzusetzen.

Franca Bauernfeind schafft es mit ihrem Buch, die Verzweiflung über die Entwicklungen an den deutschen Universitäten  durch Optimismus und Tatendrang zu ersetzen. Sie bietet einen unerschrockenen Blick in die Zukunft und entwirrt die teils schwer verständlichen Strukturen der Universität. Ohne falsche Zurückhaltung schreibt sie auch über den Kemmerich-Eklat und was für sie Politik bedeutet.

„Black Box Uni“ ist nicht nur ein Buch für Studenten, die sich zu  Freigeistern weiterentwickeln und  aus dem Zwang der Selbstzensur befreien möchten,  sondern auch für jeden Leser, dem  die Zukunft  des akademischen Standorts Deutschland und die Zukunft unserer Demokratie am Herzen liegt. Für diejenigen, die sich ein lebendiges Bild des Universitätslebens machen möchten, sollte ein Besuch auf der Universitätstoilette nicht ausgelassen werden.


Franca Bauernfeind, Black Box Uni. Biotop linker Ideologien. LMV, Klappenbroschur, 264 Seiten, 24,00 €.


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