Tichys Einblick
Interview mit RA Dr. Brigitte Röhrig

Die Corona-Verschwörung – „Mein Vertrauen ist leider zerstört“

Ihr Buch war schon unveröffentlicht ein Bestseller, nun ist Brigitte Röhrigs „Die Corona-Verschwörung“ direkt nach Erscheinen auf Platz 3 der Bestseller-Liste eingestiegen. Tichys Einblick sprach mit der auf Arzneimittelrecht spezialisierten Anwältin über die Auffälligkeiten rund um die überstürzte Zulassung der Corona-Impfstoffe

Tichys Einblick: In Ihrem Buch versprechen Sie aufzuklären, „Wie Milliardäre, Politiker und Staatsdiener wissentlich und willentlich Freiheit und Gesundheit ausradierten“. Was ist die Corona-Verschwörung?

Brigitte Röhrig: Die Corona-Verschwörung ist letztlich das Zusammenwirken und das Zusammenhandeln von Industrie und denjenigen, die dahinterstehen, sowie von Behörden und Politik.

Sie sind eine Juristin, spezialisiert auf Zulassungsverfahren im Rahmen des Arzneimittelrechts. Aber Sie sind keine Medizinerin – was unterscheidet Ihr Buch von anderen, die bereits eine Verschwörungsthese formuliert haben?

Ich bin den Komplex vonseiten der Zulassung angegangen. Die Europäische Arzneimittelagentur, kurz EMA, veröffentlicht bei Neuzulassungen von Arzneimitteln ihre Beurteilungsberichte, auf deren Grundlage sie die Zulassung befürwortet oder ablehnt. Das ist ein Gebiet, in dem ich mich wegen meines Hintergrunds sehr gut auskenne. Seit Februar 2021 waren diese Berichte beispielsweise für ein Produkt, mit dem geimpft werden sollte, einzusehen.

Und dabei ist Ihnen etwas aufgefallen?

Da sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich aus meiner 30-jährigen Erfahrung nicht kannte. Wichtige Studien wurden nicht durchgeführt, es gab noch viele offene Fragen, doch die Zulassung wurde trotzdem erteilt. Und deswegen habe ich zu graben angefangen und habe mich gefragt, warum alle in die Impfung gedrängt wurden. Es gibt ja auch andere Möglichkeiten, das Immunsystem zu stärken.

Und wo beginnt die Verschwörung?

Ich hatte zunächst das Gefühl, dass die Verschwörung mit der Einreichung der Zulassungsunterlagen begann. Je mehr ich in die Tiefe gegangen bin, umso mehr habe ich gesehen, dass das Ganze schon weitaus früher begann. Beispielsweise gab es schon im Oktober 2019 eine Pandemieübung. Außerdem findet man in den Unterlagen Hinweise, dass die Forschung am Coronavirus 2014 sehr intensiviert wurde – insbesondere auch dahingehend, dass man erforschen wollte, wie ein Coronavirus mutieren muss, damit es an den ACE2-Rezeptor bindet. Das lässt im Prinzip die Schlussfolgerung zu, dass die Verschwörung schon wesentlich früher begann.

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Hinzu kommt, dass im Jahr 2009 durch eine Durchführungsrichtlinie der EU-Kommission Gentherapeutika, die als Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten verwendet werden, aus der Definition des Gentherapeutikums herausgenommen wurden. Dadurch wurden genbasierte Injektionen wie die mRNA- und vektorbasierten Covid-19-Impfstoffe weniger strengen Regelungen unterworfen.

Es kann sein, dass Absicht dahintersteckt, aber das lässt sich nicht beweisen. Welche Rolle spielt die WHO?

Die WHO nahm schon sehr früh eine Schlüsselrolle ein, besonders in der Zulassung der Impfstoffe – eigentlich Aufgabe nationaler Behörden. So hat man hervorragende Leitlinien zum Patientenschutz, wie die der EU, einfach für nicht mehr anwendbar erklärt und dann eine WHO-Leitlinie angewandt, die die Zulassung von herkömmlichen Impfstoffen dramatisch erleichtert.

Haben wir einen Rückschritt gemacht? In den 1950er-Jahren gab es bekanntlich den Contergan-Skandal.

Ja, ganz eindeutig. Und das passiert auch noch ganz bewusst. Wie sieht es denn mit den Empfehlungen für Schwangere aus? Die STIKO hat schon sehr früh die Impfung für Schwangere empfohlen. In den USA, in Großbritannien, in Kanada werden Schwangere zumindest in den Produktinformationen gewarnt, dass die Auswirkungen auf ungeborene Kinder, Stillkinder und stillende Mütter unbekannt sind. Hier in Deutschland wurde das weggewischt.

Und wie konnte die WHO diese Autorität erlangen?

Nun die Frage inwieweit Deutschland WHO-hörig ist, ist komplex. Deutschland, die USA und einige NGOs bestimmen gemeinsam die Richtung der WHO. Wer dirigiert die WHO? Das ist nach außen der Generaldirektor, zurzeit Tedros Adhanom Ghebreyesus. Der Generaldirektor wird durch die Weltgesundheitsversammlung eingesetzt. Das ist die Vertretung der 194 Mitgliedsstaaten. Der Generaldirektor hat dann weitgehende Kompetenzen, er kann einen Gesundheitsnotstand von internationaler Tragweite, auch eine Pandemie, ausrufen. Seine Entscheidung unterliegt keiner Überprüfung.

Und wie übt Deutschland so entscheidenden Einfluss aus?

Über Geld. Einen Teil ihrer Mittel erhält die WHO zur freien Verfügung, einen großen Teil ihrer Förderung erhält die WHO aber nur projektbezogen. Indem man bestimmt, wofür die Mittel verwendet werden dürfen, bestimmt man die Richtung der WHO. Und viel, viel Geld fließt eben von Deutschland und bis 2019 auch von den USA – Trump hatte die Zahlungen dann ausgesetzt, Biden hat sie mittlerweile wieder aufgenommen. Dazu kommt von Nichtregierungsorganisationen wie der Bill & Melinda Gates Foundation viel Geld. Und von der Internationalen Impfallianz, die ebenfalls eine NGO ist, die wiederum von der Bill & Melinda Gates Foundation und auch von der WHO selbst ins Leben gerufen wurde. Und so üben diese Organisationen im Hintergrund Einfluss auf die Gestaltung von Leitlinien aus.

Und was war der Zweck?

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Ich denke, es ging im Wesentlichen darum, eine neue Technologie zu pushen. Die mRNA-Impfung ist letztendlich eine Gentherapie. Zellen des Körpers sollen dazu genutzt werden, Proteine herzustellen, die sonst nicht im Menschen vorkommen. Und welche Auswirkungen das letztendlich hat, wissen wir im Prinzip immer noch nicht.

Als Anwältin der Pharmaindustrie sind Sie ja eigentlich auf deren Seite.

Ich bin auf der Seite der kleinen und mittleren Unternehmen, die ich auch im Rahmen von Zulassungsverfahren begleite – auch dann, wenn Zulassungen versagt werden und wir die Behörden vor dem Verwaltungsgericht treffen. Der Punkt, an dem ich sagte: „So nicht!“, war, als man die Teleskopierung der Zulassungsverfahren diskutierte. Man hat wie bei einem Teleskopwanderstock die Phasen eines Zulassungsprozesses ineinandergeschoben.

Was bedeutet das?

Normalerweise sichert man erst eine vernünftige Qualität des Produkts, dann werden präklinische Studien gemacht – mit Tier- und Laborversuchen. Und wenn die entsprechenden Ergebnisse vorliegen, dürfen die ersten Studien am Menschen durchgeführt werden. All das hat man für Geschwindigkeit geopfert und zusätzlich viele wesentliche Prüfungen ausgelassen. So ein Vorgehen ist in unserem Arzneimittel-Zulassungsrecht eigentlich nicht erlaubt. Bedingte Zulassungen für Arzneimittel gab es schon vorher, aber im Normalfall dürfen nur die klinischen Unterlagen unvollständig sein. Schon relativ früh habe ich die Zulassungsunterlagen eines Impfstoffs zugespielt bekommen, und ich dachte: „Da stimmt doch etwas nicht.“ Es gab noch kurz vor der Zulassung sehr viele offene Fragen

Wo lagen denn die Probleme?

Aus den Dokumenten kann man entnehmen, dass noch drei bis vier Wochen vor der Zulassung mehr als 150 Qualitätsmängel bestanden, die aus meiner Erfahrung und der Erfahrung meiner Mandanten niemals in dieser Zeit hätten behoben werden können.

Sind Sie als Juristin denn geeignet, festzustellen, dass es 150 Mängel sind? Das ist ja alles sehr chemisch und biologisch.

Nun, es gibt neben den kleineren Mängeln auch sogenannte „major objections“, also gravierende Probleme. Davon gab es drei. Auch war bis dahin gar nicht klar, ob im Menschen tatsächlich ein Spike-Protein gebildet wird. Das Spike-Protein soll im Patienten die Immunantwort auslösen, die schlussendlich die Immunität gegen das Virus herstellt. Sind neben dem gewollten Spike-Protein auch andere Proteinbaupläne im Impfstoff drin? Was passiert, wenn das gewünschte Protein nicht richtig codiert wird – kommen dann andere, potenziell schädliche Proteine heraus? Die mRNA ist quasi ein Computerprogramm, das den Zellen sagt, was sie machen sollen. Was passiert, wenn dieses Programm beschädigt ist? All das war unklar.

Was ist die Rechtfertigung für diese Schlampigkeit? Wieso war das erlaubt?

Aufgrund der Pandemie wollte man schnell etwas herstellen. Aber schon vorher gab es die Möglichkeit, Arzneimittel in Krisensituationen schneller zuzulassen, sogenannte bedingte Zulassungen. Im Krisenfall wie dem einer Pandemie dürfen auch die Unterlagen unvollständig sein. Das bedeutet, dass man einige Dokumente nachreichen darf, zum Beispiel für präklinische Studien oder in Bezug auf die Qualität; die Klinik ist ohnehin unvollständig. Aber die Unterlagen müssen immer noch eine positive Nutzen-Risiko-Abwägung erlauben. In diesem Fall war es so, dass formal in beiden Bereichen Unvollständigkeiten bestanden.

Die Krise ist jetzt vorbei. Wird inzwischen wieder ordentlich gearbeitet?

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Nein. Die bedingten Zulassungen wurden seit Oktober 2022 in sogenannte „Standardzulassungen“ umgewandelt. Eigentlich gibt nur bedingte und reguläre Zulassungen. Ob die Dokumente nun vollständig sind, können wir nicht prüfen, weil die Beurteilungsberichte nicht veröffentlicht wurden. Aber aufgrund dieser vermutlich unvollständigen Zulassungsunterlagen werden neue Varianten des Wirkstoffs zugelassen.

In was für einer Situation sind wir denn jetzt? Ist noch Ausnahmezustand, oder ist der Normalzustand erreicht?

Ich hadere mit dem Pandemiebegriff. Er hat ja eine Geschichte. Ursprünglich war eine Pandemie nach medizinischem Wörterbuch eine Krankheit, die sich schnell verbreitet. Das hatte erst einmal nichts mit Ernsthaftigkeit zu tun. Dann kamen die WHO und die US-Behörde CDC und haben die Pandemie als eine sich schnell ausbreitende Erkrankung mit ernstem Charakter, sprich Todesfällen, definiert. Nur so lässt sich im Pandemiefall rechtfertigen, dass man dann schnell und entschieden handelt und eine Impfung für erforderlich erklären kann. Und dann hat man Jahre später die Ernsthaftigkeitsklausel gestrichen. So kann man viel schneller eine Pandemie ausrufen. Eine Pandemie wird aber immer noch mit großer Gefahr gleichgesetzt.

Was treibt die Beamten der Europäischen Zulassungsbehörde, ihren Job so leichtfertig zu machen? Eigentlich haben wir ja unabhängige Institutionen, um solche Willkür zu verhindern.

Das hängt besonders bei der EMA schon mit der Konstruktion zusammen. Die Europäische Kommission, ein politisches Gremium, unterbreitet Vorschläge, und der Verwaltungsrat sucht sich daraus einen Verwaltungsdirektor aus. Und der Verwaltungsrat besteht im Wesentlichen aus Beamten aus den EU-Staaten, Vertretern der EU-Kommission, des EU-Parlaments, von Patienten- und Ärzteorganisationen. Und die Behörden werden von den jeweiligen Regierungen gelenkt. Und so ergibt sich eine Verflechtung, bei der weisungsgebundene Beamte einen Verwaltungsdirektor wählen, der auf das Wohlwollen der Kommission angewiesen ist. Das ist nicht unabhängig. Und die Pharmalobbys sind auch dabei.

Brauchen wir eine Corona-Enquetekommission?

Ja! Wir haben zum Glück in Brandenburg wenigstens einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der versucht das aufzuarbeiten. Das Problem ist, dass es so viele sind, die da mitgemacht haben. Ich habe unseren Zulassungsbehörden wirklich sehr vertraut, aber mein Vertrauen ist jetzt leider zerstört.

Brigitte Röhrig, Die Corona-Verschwörung. Wie die Bevölkerung über die COVID-19-Impfung getäuscht wurde, Neuausgabe mit einem neuen Vorwort zur aktuellen Lage, Westend Verlag, 528 Seiten, 24,00 €.


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