Tichys Einblick
Faeser und Haldenwang scheinbar unbesorgt

Deutschland wird unverhohlen mit feindlicher Übernahme gedroht

Die in seinem Werk beschriebenen Integrationshindernisse muslimischer Einwanderer führten zum Bruch des Mega-Bestsellerautors mit seinem langjährigen Verlag und zum Ausschlussverfahren der SPD gegen Thilo Sarrazin. Doch nicht nur die jüngsten Ereignisse in Hamburg belegen, wie hellsichtig seine Analyse war und wie zutreffend seine Prognosen sind.

Eine tragische historische Ironie hat das Versagen bei der kulturellen Integration der Muslime für Deutschland. Überall unter den Muslimen in Europa grassiert ein kruder Antisemitismus, und Deutschland ist hier keine Ausnahme. Bedingt durch die moralische Last der deutschen Verantwortung für den Holocaust hat aber die Ablehnung von Antisemitismus jeder Art in Deutschland eine besondere Bedeutung. Deutsche Politiker haben aus dieser Motivation heraus wiederholt die Sicherheit Israels zu einem Teil der deutschen Staatsraison erklärt. Dieses Sicherheitsversprechen ist in doppelter Weise brüchig:

Nicht nur in Deutschland, in ganz Europa kann man hier sehen, wie Quantität in Qualität umschlägt: Muslimische Einwanderer und ihre Nachfahren sind überall in großen Massen vertreten. Durch ihre Jugend, die Größe ihrer Familien und die ungebremste Zuwanderung von außen nimmt ihr demografisches Gewicht ständig und rapide zu. Für Juden ist es dagegen in zahlreichen Stadtvierteln Berlins unmöglich geworden, sich öffentlich mit einer Kippa zu zeigen. Auf jeden Juden in Deutschland kommen fünfzig Muslime, und das Zahlenverhältnis verschiebt sich ständig weiter zugunsten der Letzteren.

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In der täglichen antisemitischen Propaganda aus der islamischen Welt ist es mittlerweile zur Standardformulierung geworden, dass Israel an den Palästinensern im Gazastreifen einen »Genozid« verübe. Diese Gleichsetzung von Bombenopfern mit dem Holocaust ist nicht nur krass antisemitisch. Sie verkennt auch Ursache und Wirkung. Die Palästinenser im Gazastreifen haben zugelassen, dass sie von der Hamas geführt werden. Das ist ihre Schuld – genauso wie es die Schuld der Deutschen war, dass sie 1933 die Nazis an die Macht ließen und zwölf Jahre lang ihrer Führung folgten. Der Gründer der Muslimbrüder und geistige Vater der islamistischen Hamas, Hassan al-Banna, war übrigens ein glühender Antisemit und verehrte Adolf Hitler.

Die Gründungscharta der Hamas von 1987 vermischt den islamischen Dschihad gegen die Ungläubigen und das islamistische Streben nach Weltherrschaft mit dem Kampf gegen die Existenz des jüdischen Staates in Palästina. Diese radikalislamistische Position wurde in einem Grundsatzpapier von 2017 etwas modifiziert, aber nicht aufgegeben. Darin erhebt die Hamas Anspruch auf die »Befreiung« des gesamten Palästinas vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer. Sie nennt den Staat Israel »ein rassistisches, aggressives, usurpatorisches, expansionistisches Unterfangen, das auf der Schändung des Rechts anderer basiert… Das zionistische Vorhaben zielt nicht nur gegen das palästinensische Volk, sondern ist der Feind der arabischen und islamischen Nation« und »das gefährlichste Beispiel für die kolonialisierende Besatzung, die aus den meisten Regionen der Welt verschwunden ist.«

Eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts wird vor diesem Hintergrund noch viele Jahrzehnte auf sich warten lassen, und die dadurch immer wieder aufgepeitschten Emotionen verschärfen auch die Probleme mit der Integration des Islams und der Muslime in Europa.

Zeitgleich mit Feindliche Übernahme erschien im Herbst 2018 ein Buch des Hamburger Psychotherapeuten Burkhard Hofmann [Und Gott schuf die Angst. Ein Psychogramm der arabischen Seele, München 2018]. Er hatte jahrzehntelang in Hamburg und in den Golfstaaten mit arabischen Patienten gearbeitet und sieht ihre psychischen Probleme eng verschränkt mit dem Einfluss und dem Charakter der islamischen Religion, wie er anhand zahlreicher Fallbeispiele untermauert. Für seine Patienten war ihr Glaube nicht relativierbar. Schon seine Reflexion war für die meisten Gotteslästerung. Während seiner wiederholten beruflichen Aufenthalte in den Golfstaaten beobachtete Hofmann, wie die Säkularen gegenüber dem Vordringen eines rigiden religiösen Systems immer mehr in die Defensive gerieten.

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Die Scharia gilt als gottgegebene gesetzgebende Instanz; von ihr zu lassen wäre gotteslästerlich. »Insofern kann die Vorstellung, dass bei uns das Grundgesetz gilt und nicht Gottes Wort, bei einem gläubigen Muslim dieser Couleur nur Kopfschütteln hervorrufen. Er darf diese Säkularisierung des Denkens gar nicht vollziehen, dann wäre das Ganze gefährdet. So ist die Vorstellung eines Euro-Islam für meine arabischen Patienten lächerlich oder bestenfalls abwegig. Ein bisschen Unterwerfung geht genauso wenig wie ein bisschen schwanger.«

Selbst die Größe der Steine, die bei einer Steinigung zu verwenden sind, wird in den Hadithen vorgeschrieben. Die Menge derer, für die solche Glaubensinhalte schlicht verbindlich sind, hat den Psychotherapeuten Hofmann »oft erschauern lassen. Ist einmal der Primat der Religion etabliert, gibt es kaum einen Weg zurück in eine gemäßigte Interpretation und individuelle Auslegung der Schriften.« Aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Einfluss der Religion auf die Psyche seiner Patienten ist es für Hofmann »unvermeidbar, dass, wenn der Islam einmal Mehrheitskonsens ist, sich die Strukturen in Richtung Gottesstaat verändern werden. Einen Weg zurück gibt es dann nur noch unter Mühen.« »Unsere Vorstellung der Trennung von Religion, Kirche und Staat wird als defizitäre Position wahrgenommen. Aus dieser Perspektive betrachtet, gehört der Islam eben nicht zu Deutschland.« So die resignative Position eines erfahrenen Psychotherapeuten.

Genau diese Erkenntnis, dass die Gefahr des Islam im Kern der Religion selber angesiedelt ist, hatte ich bei der vollständigen Lektüre des Korans gewonnen, mit der ich die Arbeit an meinem Buch Feindliche Übernahme gestartet hatte. Mein damaliger Verlag DVA (Verlagsgruppe Random House) wollte diesen Weg nicht mitgehen. Er bezweifelte, ob es gerechtfertigt sei, »gewissermaßen die naive ahistorische Lesart des Korans durch Glaubensfundamentalisten … methodisch zu übernehmen.«[Schreiben des Verlegers Thomas Rathnow vom 28. September 2017].

Meine Position war demgegenüber, dass es nicht mir, sondern den Muslimen obliegt, über die Interpretation ihres heiligen Textes zu entscheiden, und dass dabei die wortwörtliche Interpretation überwältigend dominiert.

Die Hoffnung auf einen zur säkularen westlichen Welt kompatiblen „Euro-Islam« beherrscht seit Jahren die Debatten in Deutschland und der gesamten westlichen Welt. Ich teile sie grundsätzlich auch, setze nur die Wahrscheinlichkeit ihrer Erfüllung sehr gering an. Das prägt meinen Blick auf die Gefahren des Islam. Damit diese Hoffnung nicht stirbt, reden prominente Islamkritiker, deren Urteil ich schätze – wie Ruud Koopmans, Susanne Schröter oder Ahmad Mansour –, meist vom politischen Islam bzw. vom Islamismus, wenn sie Islamkritik üben. Sie halten so die Hoffnung auf einen mit Pluralismus und Demokratie kompatiblen Islam am Leben. Wie bereits erwähnt, bin ich in diesem Punkt nicht sehr optimistisch.

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Auch die deutsche Politik lebt von der Hoffnung, dass sie die bei uns lebenden Muslime letztlich zu säkularen überzeugten Demokraten umerziehen kann. Feindliche Übernahme stieß auch deshalb auf so viel Widerstand, weil ich diese Hoffnung zwar gutheiße, aber im Ergebnis nicht teile. Das Buch bot den Anlass für das dritte und letztlich erfolgreiche Ausschlussverfahren der SPD gegen mich. Der zunächst erhobene Kernvorwurf war der des »antimuslimischen Rassismus«. Erst als ich mit einem Gutachten des renommierten Arabisten und Islamwissenschaftlers Tilman Nagel konterte, der die Aussagen meines Buches in fachlicher Hinsicht verteidigte, verfolgte die Bundesschiedskommission diesen absurden Vorwurf nicht weiter, sondern schloss mich stattdessen wegen meiner Vorschläge zur Reform der Asylpolitik aus.

Tilman Nagel veröffentlichte Anfang 2024 eine aufschlussreiche Analyse des islamischen Pflichtgebets und des Gebetsrufs. Seine Schlussfolgerung lautet: »Nicht der ,politische Islam‘, der Islam an sich enthält wesentliche Hemmnisse gegen ein Verhältnis zwischen Muslimen und Andersgläubigen von gleich zu gleich und erst recht gegen jede Loyalität zu einem nichtislamischen Gemeinwesen […] Als 1949 das Grundgesetz in Kraft trat, waren solche Probleme nicht absehbar; inzwischen ist die bedingungslos gewährte Religionsfreiheit dringend zu überdenken […] Mit der Fiktion eines zu bekämpfenden ,politischen Islams‘ und dem Glauben an einen unpolitischen Islam, dem jene Ziele fremd seien, wird man sich nicht aus der Unverträglichkeit eines islamischen Glaubenslebens mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung hinausmogeln können.«

Die deutsche Politik hat auf dieses Problem nicht den Schatten einer Antwort. Sie nimmt es vielmehr passiv hin, dass sich das demografische Gewicht des Islams in Deutschland kontinuierlich weiter verschärft, indem Jahr für Jahr 200.000 bis 300.000 muslimische Asylbewerber nach Deutschland einreisen. Das kann man auch als kulturellen Suizid mit Ansage interpretieren.


Gekürzter Auszug aus dem Vorwort zur Paperback-Neuausgabe:
Thilo Sarrazin, Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht. Paperback-Neuausgabe mit neuem Vorwort des Autors, LMV, 496 Seiten, 22,00 €.


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