Douglas Murray ist ein Mann, wie es ihn in dieser Ausprägung in Deutschland nicht gibt. Oder bestenfalls gut versteckt, vielleicht noch in einer kleinen bayerischen Universitätsstadt: ein „young fogey“, ein junger Konservativer. Der sich noch dazu traut, Ansichten darzulegen. Er ist mit seinen 37 Jahren Mitherausgeber des „Spectator“, eines renommierten britischen Kulturmagazins, das man im politisch korrekten Deutschland wahrscheinlich hervorholen lassen müsste von dort, wo unsere Leitmedien so manche tapfere Publikation gern sähe: unter dem Ladentisch. Das Magazin ist politisch komplett unkorrekt.
Dabei ist Murray kein Upper-Class-Kind. Er stammt aus einfachen Verhältnissen in London. Wie ein solcher Background einen Konservativen hervorbringen kann? In England möglich. Auch die anderen Herausgeber des „Spectator“ und seine Kollegen aus diesem Kreis, Rod Liddle, James Delingpole oder Toby Young – zum Teil Gäste bei Tichys Einblick –, haben sich ja ähnlich entwickelt. Allesamt sind sie neokonservativ, entgehen aber dem Stigma des Alter-weißer-Mann-Seins durch la méthode Macron: ihre Jugend. Und im Falle Isabel Hardmans oder Laura Prendergasts auch durch ihr Geschlecht und ihre Attraktivität. Ähnlich wie Tamara Wernli und Birgit Kelle sind es oft die klugen Frauen, die heute die kritischen Fragen stellen.
Aus Douglas Murray ist dann das geworden, was einem gewissenhaften Konservativen immer gut zu Gesicht steht: ein Pessimist. Murray hält die ungezügelte Immigration nicht nur für bedrohlich, sondern sogar für regelrecht selbstmörderisch. Von England oder Europa, wie es seine Eingeborenen noch kennengelernt haben, so glaubt er, wird in kurzer Zeit nichts übrig geblieben sein. Im Gegensatz zu den Vertretern der veröffentlichten Meinung glaubt er dabei weder an die Schuld seiner Nation am Elend der Welt, das wiedergutgemacht werden muss, noch an eine auffrischende Wirkung der Aufnahme aller Mühseligen und Beladenen.
Verlage lehnten Veröffentlichung ab
Da aber dieser Gedanke ein hässlicher ist – und weil die Befürworter der Soros’schen One World statt Gefahren nur den leuchtenden Pfad sehen wollen, auf dem sie vermeintlich wandeln, wird auch Douglas Murray angefeindet und bedroht. Der „Guardian“ nannte ihn prompt den Gentleman-Nazi, und auch in England gilt: Wer dieses Label angehängt bekommt, ist zum Abschuss durch den Mob freigegeben. Und so muss auch Murray um seine Sicherheit fürchten. Sein Lebenspartner wird nicht erwähnt, Gleichgesinnte in Frankreich und den Niederlanden stehen unter Polizeischutz.
Der deutsche Leser sollte von den bitteren Erkenntnissen und detailversessenen Recherchen des Engländers am besten verschont bleiben. So wurde Murray auf der Suche nach einem deutschen Verlag bedeutet, solch ein Buch würde in Deutschland nicht erscheinen. Das hat sich Gott sei Dank als unrichtig erwiesen. Tichys Einblick hat sich dieses beeindruckenden Autors angenommen und sorgt dafür, dass dieser internationale Bestseller nun in der Sprache der Dichter und Denker studiert werden kann.
Murray zeigt detailliert auf, wie es zum „Selbstmord Europas“ kam. Das Buch ist wahrlich nichts für schwache Nerven – aber die Zeit, in der wir leben, schließlich auch nicht.
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Das Interview mit Douglas Murray (Englisch) – sowie in deutscher Übersetzung HIER