Honeckers SED-Ideologen hätten das auch nicht schöner sagen können: »Wir benötigen eine neue Angemessenheit in unserem Wohnen, vielleicht sogar eine neue Bescheidenheit.« Hintergrund: Es fehlen 700000 Wohnungen in Deutschland. Doch statt den Regulierungswahn und die Bürokratie einzudämmen, steigt die Flut der ideologischen Idiotie. »Wir müssen die Ansprüche an unsere Wohnungen senken«, wollen rot-grüne »Städteplaner« wissen.
»Aha! Weil unsere Ideologen in der Regierung überregulieren und vom Öko-Sozialismus mitsamt Weltklima-Rettung träumen, müssen die normalen Bürger ihr Leben umkrempeln«, fasst Kollege Boris Reitschuster die Fakten zusammen und erinnert an seine lange Korrespondentenzeit in Moskau: Der real existierende Sozialismus habe sich dadurch ausgezeichnet, dass selbst die einfachsten Dinge knapp und zur Mangelware wurden und oft auch rationiert werden mussten. Da sträuben sich ihm die Nackenhaare, wenn er nun Beschlüsse wie den des CDU-geführten Berliner Senats sehe, die Vergabe von landeseigenem Wohnraum künftig zu limitieren. Zum Beispiel an Singles nur noch kleine Wohnungen zu vermieten.
In einem freiheitlichen System reguliert diese Dinge der Markt – nur da, wo Mangel und Misswirtschaft herrschen, muss der Staat mit »Rationierungen« eingreifen. Das führt erst zu mehr Bürokratie und dann unausweichlich zur Korruption und zum Schwarzmarkt. Aber offenbar ist die Menschheit nicht lernfähig – oder zumindest der Teil von ihr, der in Berlin regiert.
Auch Strom soll rationiert und »zugewiesen« werden. Zugewiesen! An wen denn? An die eigenen Parteimitglieder oder andere Günstlinge? An Leute mit »Beziehungen«, die schon mal ein paar Scheine im Briefumschlag mitbringen? So macht man das Volk von sich abhängig und bekommt es auf Linie: Wer im System nicht mitmarschiert, befördert sich selber ins Aus. Kein Strom, keine angemessene Wohnung, keine sonstigen Gunstbeweise. Ich dachte immer, die letzten beiden Diktaturen hätten den Deutschen genügt …
Als wahre Gelddruckmaschinen erweisen sich diese Unterkünfte für ihre Besitzer. Immer mehr Hoteliers und »Wohltätigkeits«-Organisationen verfallen auf diese Masche. Sie verzichten auf Mieter und Feriengäste, die ihre Unterkunft selbst bezahlen, und holen sich die Kohle »vom Amt«, das heißt von uns Steuerzahlern. So werden die Menschen, die arbeiten gehen, gleich doppelt betrogen: Erst müssen sie Steuern zahlen, dann nimmt man ihnen den Wohnraum weg. Kalter Kapitalismus in höchst moralischem Gewand. Wehe dem, der Böses dabei denkt. So werden inzwischen ganze Dörfer, Straßen in Städten oder Stadtteile in Metropolen zerstört, und selbst vor bekannten Touristenorten macht der Gutmenschen-Wahn nicht halt. Wehe dem, der da nicht Schritt halten kann und über wenig Geldreserven verfügt.
Einen anderen Ansatz, um die arbeitende Bevölkerung um den Lohn ihrer Mühen zu bringen, verfolgen die selbsternannten »Pioniere der Nachhaltigkeit«. Sie planen einen weiteren Anschlag auf unsere Freiheit und fordern: ein grundlegendes Umdenken bei Komfort und Stromverbrauch. Das frei stehende Einfamilienhaus, traditionelles Wunschziel junger Familien, soll in seiner jetzigen Form nicht mehr gebaut werden dürfen, wenn es nach dem Willen der Öko-Ideologen geht.
Schließlich muss ja am deutschen Wesen (wieder mal) die ganze Welt genesen. Währenddessen verpesten andere das Weltklima, die Dax-Konzerne sind zu siebzig Prozent in ausländischen Händen, und die Chinesen sind auf Schnäppchentour durch Deutschland. Wenn die Leute wüssten, dass selbst angestammteste Unternehmen, Banken, Industriebetriebe oder Hotels nur noch dem Namen nach deutsch sind, glauben sie das Märchen vom »reichen« Deutschland wohl nicht mehr so bereitwillig.
Was den Wohnkomfort angeht, ein Markenzeichen Deutschlands, sind die Weichen auf Enteignung gestellt: Man könne nicht etwas bestehen lassen, was nicht mehr bezahlbar und dessen Auswirkungen auf unsere Umwelt nicht mehr akzeptabel ist, verkünden die apokalyptischen Propheten der Klimareligion. Das heißt doch mit anderen Worten: Von dem, was der Politik zu teuer ist und was ideologisch für umweltfeindlich erklärt wird, davon soll der unmündige Untertan – früher Bürger genannt – nicht nur die Finger lassen, sondern »aktiv« befreit werden.
Leider erkennen oft nur wache Kollegen mit Ostbiografie, was heute ideologisch wirklich vor sich geht: ein Rückgriff in die Mottenkiste der Planwirtschaft, die die DDR völlig ruiniert hat. So schreibt Ralf Schuler: »Das mit den Wohnungen klappte schon damals nicht, weil im VEB Kombinat Tiefbau das Ersatzteil für einen Bagger fehlte, die planmäßige Produktion von Zement wetterbedingt nicht hinterherkam oder der ›Genosse Winter‹ die Arbeiten auf den Baustellen gefrieren ließ. Ganz grundsätzlich ist eine gewisse Planung nicht verkehrt, sie wird aber zum Problem, wenn sie zum ideologischen Selbstzweck und einem autistischen System wird, bei dem Realität und Außenwelt mit dem Wunschziel verwechselt werden.«
Verkehrte Welt! Es kommt also nur noch darauf an, wer was wann wozu sagt. Nicht mehr der Verstand, nein, Haltung hat Priorität. Nicht Fakten, sondern »Moral«. Im Gewand von Klimaexperten »framen« Wetteransager im Dienste der Weltrettung dann schon mal einen bitterkalten Winter zu einem »nur kühlen«, der der These von der Erd-»Erhitzung« keineswegs widerspreche. Alles im Sinne der Hochmoral. Wie
ARD-Mitarbeiter in einem internen Gutachten lesen konnten, das der Sender bei Elisabeth Wehling, einer kalifornischen Kommunikations-»Wissenschaftlerin«, für Hunderttausende Gebühren-Euro zum Thema »Framing« in Auftrag gab. Und das Gott sei Dank schnell öffentlich bekannt und von netzpolitik.org veröffentlicht wurde. In dem Papier heißt es an die Sender-Verantwortlichen gerichtet: »Wenn Sie Ihren Mitbürgern die Aufgaben und Ziele der ARD begreifbar machen und sie gegen die orchestrierten Angriffe von Gegnern verteidigen wollen, dann sollte Ihre Kommunikation nicht in Form reiner Faktenargumente daherkommen, sondern immer auf moralische Frames aufgebaut sein, die jenen Fakten, die Sie als wichtig erachten, Dringlichkeit verleihen und sie aus Ihrer Sicht – nicht jener der Gegner – interpretieren.« Lesen Sie diesen Satz ruhig mehrmals und übertragen Sie ihn auf all das, was man heute »Einordnen« nennt. Die durch Zuwanderung künstlich verstärkte Wohnungsnot ist dann zum Beispiel nur eine (unwesentliche) Bedarfslücke.
Diese »Wissenschaftlerin«, die etikettenschwindlerisch unter dem Motto der Universität von Berkeley »Fiat Lux« (»Es werde Licht«, wie es Gott in der Schöpfungsgeschichte der Bibel sagt) arbeitet, hatte schon einmal folgende Gefälligkeitsanalyse auf Lager, die das Niveau einer Grundschule weit unterbietet. Bei der ersten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten belehrte sie das staunende Volk: »Der wird Stimmen ernten von Menschen, die sowieso von ihrer Ideologie her schon im Bereich des eher rechten politischen Spektrums sich bewegen, das ist vollkommen klar, denn von denen wissen wir unter anderem auch, dass sie eine größere Amygdala haben, also einen größeren Bereich im Gehirn, der Angst und Stress und Aggression berechnet.« Übrigens gesendet vom Deutschlandfunk. Goebbels hätte seine Gegner wohl ähnlich beschrieben – mit fatalen Folgen für die Betroffenen. Es fehlt nur noch, dass man Trump- oder AfD-Wähler an der Form ihrer Nasen erkennt.
Ach so: Was den Wohnraum und den Komfort angeht, da ist unser geframter Staatsfunk wahrhaft vorbildlich. Der lässt sich nämlich an nachhaltiger Bescheidenheit von niemandem übertreffen. Die ehemalige RBB-Intendantin brachte es doch schließlich zu Massagesesseln und geölten Parkettfußböden und betrieb in ihrem ach so demokratischen Sender Vetternwirtschaft nach Gutsfrauenart.
Da fliegen dann schon mal Kanzler, vier Minister und elf Staatssekretäre mit getrennten(!) nachhaltigen, umweltfreundlichen und bescheidenen Maschinen nach Dubai, um das Klima zu retten. Und unser Staatsoberhaupt übertrifft an Demut alles bisher Dagewesene: Während das Schloss Bellevue (wegen teuerstem Pfusch am Bau, wie ich in meinem letzten Buch »Das Maß ist voll!« ausführlich beschreibe) renoviert wird, muss die gesamte Entourage für fünf Jahre umziehen. Dafür wird dann ein pompöses und luxuriöses »Ausweichquartier« gebaut. Sage und schreibe 205 Millionen Euro kostet uns Steuerzahler der provisorische Prunk-Palast. Für fünf Jahre! Das Nachrichtenportal NIUS kommentiert denn auch sarkastisch: »Während Rom brennt, plant Nero seinen nächsten Palast. Nur dass unser Nero, sprich der Bundespräsident, dabei kein eigenes Vermögen, sondern das der Steuerzahler verjubelt.«
Es gibt nur eine Lösung, und die würde all den ideologischen Ballast zur Verblödung des Volkes schnellstens beenden: Die gesetzgebenden Politiker müssen verpflichtet werden, eins zu eins ihre Wahnideen selbst auszusitzen. Zum Beispiel Wohnen in Problemvierteln auf engstem Raum, ein Windrad direkt vor der Haustür, Flüchtlingsheim gleich nebenan – und seine Kinder natürlich statt in Internate in Brennpunktschulen mit höchstem Integrations- und Inklusionsanteil schicken. Der ganze Spuk wäre vorbei, noch bevor Sie dieses Buch ausgelesen haben. Wetten, dass …
Peter Hahne, Ist das euer Ernst?! Aufstand gegen Idiotie und Ideologie. Quadriga, Hardcover, 199 Seiten, 12,00 €.