Alexander Mitsch (53), CDU-Mitglied seit 35 Jahren, Diplom- und Bank-Kaufmann, ist ein politischer Kopf. Weil er ein besonnener, vorausschauender und zugleich mutiger Mann ist, hat er im Sommer 2017 aus Sorge um die CDU die „WerteUnion (WU)“ ins Leben gerufen. Mit den mittlerweile 4.000 WU-Mitgliedern wollen Mitsch und seine Mitstreiter die CDU aus ihrer programmatischen Beliebigkeit befreien, den Mitgliederschwund (im Jahr 2000 waren es über 600.000, jetzt sind es knapp 400.000 Mitglieder) stoppen und auf diese Weise nach den zum Teil miserabelsten Ergebnissen seit 1949 wieder zu Wahlsiegen führen. Immerhin hat die CDU seit Merkels Kanzlerschaft im Jahr 2005 bis dato bei 57 Wahlen auf Landes-, Bundes-, und EU-Ebene 44 Wahlniederlagen zu verzeichnen und nur bei 13 Wahlen Stimmenzuwächse erzielt. (Die Schwesterpartei CSU, deren Vorsitzender Markus Söder aktuell auch mehr und mehr ergrünt, hat ja bei den Wahlen zum Bayerischen Landtag im Herbst 2018 auch ein Minus von 10,5 Prozent eingefahren, um dann auf 37,2 Prozent zu landen.)
Der Autor Mitsch ist Realist und Idealist zugleich. Realist ist er, indem er den Herbst 2015 und die eigenmächtige Entscheidung Merkels zur Öffnung der Grenzen für sich als einen Weckruf betrachtet – einen Weckruf, den, wie man aktuell im Zusammenhang mit Moria sieht, die CDU und große Teile der Nation nicht verstanden haben. Dies und die nachfolgende Bockigkeit der Kanzlerin betrachtet Mitsch als den Grund für das Aufkommen der AfD zur stärksten Oppositionspartei im Bundestag und deren Einzug in alle 16 Landesparlamente.
Besonders aufschlussreich wird Mitsch, wenn er quasi endoskopisch in das Innere der CDU hineinleuchtet. Wenn er etwa beschreibt, dass CDU-Parteitage – so die Interpretation des Rezensenten – ablaufen wie die Parteitage der Putin-Partei und des chinesischen Volkskongresses. Die 1001 CDU-Delegierten sind nahezu alle in irgendeiner Weise von der CDU und den von ihr vermittelten Posten abhängig. Deshalb herrschen Opportunismus, Untertanengeist und Linientreue. Wörtlich: „Wer sich nicht anpasst, wird schnell geächtet, ja ausgegrenzt.“
Mitsch belässt es nicht bei der Beschreibung all dieser Erfahrungen. Er will die CDU auf ihren Markenkern zurückbesinnen, als da sind:
- innere und äußere Sicherheit
- Begrenzung der Zuwanderung
- Stärkung der Familien
- eine familienfreundliche Wohnungsbaupolitik
- Stärkung des Industriestandortes Deutschland und des Mittelstandes
- ein forderndes Bildungswesen
- eine solide Energiepolitik
- Marktwirtschaft statt staatlichen Paternalismus qua „Nanny-Staat“
- Opferschutz statt Täterschutz
- Eindämmung des EU-Zentralismus
- Widerstand gegen eine EU-Schuldenunion
- konsequentes Vorgehen auch gegen „linke“ Gewalt
- ein kritischer Umgang mit den EU- und UN-Migrationsplänen
- Revitalisierung der transatlantischen Partnerschaft
- Begrenzung der Amtszeit des Bundeskanzlers auf zwei Legislaturperioden … (Siehe dazu auch das „Konservative Manifest“ der WerteUnion)
Im Interesse nicht nur der CDU, sondern dieser Nation kann man Mitsch und seinen Mitstreitern nur Erfolg wünschen. Sollte sich dieser Erfolg nicht in absehbarer Zeit einstellen und die CDU auch über die Merkel-Phase hinaus merkel-epigonal vor sich hindümpeln, dann ist ernsthaft zu überlegen, ob nicht die Gründung einer neuen Partei angezeigt wäre. Ihr Wählerpotential bewegt sich bestimmt im Bereich der 20 Prozent: zusammengesetzt aus früheren Wählern der CDU/CSU, der marginalisierten FDP, der AfD, kirchengebundener Wähler, auch der SPD.
Irgendwie fühlt man sich derzeit jedenfalls an das Gallien von Asterix und Obelix erinnert: „…Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf … Widerstand zu leisten.“ So ähnlich ist es mit der CDU: Die ganze CDU ist von Merkelianern besetzt … Die ganze CDU? Nein! Einige tausend Unbeugsame leisten seit 2017 Widerstand. Sie werden nicht mehr von der Bildfläche verschwinden.
Alexander Mitsch, Im Dienste der Überzeugung. Wie wir Deutschland und die CDU/CSU nach Merkel retten. FBV, 240 Seiten, 22,99 €