Nach seiner eigenen Wahrnehmung genießt der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland bei den Bürgern eine hohe Zustimmung. Eine Mehrheit ist der Meinung, mit dem monatlichen Beitrag von 18,36 Euro ein gutes Programm bei ARD, ZDF und Deutschlandradio zu finanzieren – auch, wenn manche Zahler das Angebot selbst nicht wahrnehmen. So jedenfalls stellen es die Intendanten des öffentlich-rechtlichen Apparats es nach außen dar. Und dieser Argumentation folgten bisher auch die Landesparlamente bei jeder Rundfunkgebühren-Erhöhung, zuletzt 2021. Durch die Beiträge der Bürger nimmt das öffentliche Rundfunksystem in Deutschland jährlich insgesamt 8,42 Milliarden Euro ein – mehr als jeder andere öffentliche Rundfunk weltweit.
Eine satte Zweitdrittel-Mehrheit spricht sich also für einen Systemwechsel aus. Das klare Resultat dürfte den Skandal um die gerade zurückgetretene frühere RBB-Intendantin Patricia Schlesinger widerspiegeln – aber auch eine langfristige Entwicklung. Trotz ihrer Bemühungen, mit betont politisch korrekten bis radikalen Formaten wie funk jüngere Zuschauer zu binden, sehen Jüngere nur noch in einem sehr geringen Maß ARD, ZDF und überhaupt lineares Fernsehen. Wer gewohnt ist, für sein Netflix-Abonnement oder einzelne gestreamte Filme zu zahlen, fragt sich, warum er noch mit einem monatlichen Betrag ein Angebot finanzieren soll, das ihn nicht interessiert.
In Frankreich wird das bisherige System einer Haushaltsgebühr durch eine Finanzierung aus dem Staatshaushalt ersetzt. Das Civey-Ergebnis beantwortet also nicht die Frage, wie viele Bürger in Deutschland meinen, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten durch eine steuerähnliche Abgabe oder eine Steuer finanziert werden sollten – und wie viele finden, die Anstalten sollten sich wie private Medienunternehmen selbst um zahlende Kundschaft bemühen.