Tichys Einblick
Dunja Hayali sieht kein Problem

Antisemitische Verschwörungstheorie: Im ZDF-Morgenmagazin wird der Einfluss der „jüdischen Lobby“ beklagt

Das ZDF klagt gern über Verschwörungstheorien – jedenfalls bei den anderen. Im Morgenmagazin spricht ein „US-Experte“ allen Ernstes von der „jüdischen Lobby“, die angeblich unter anderem dafür sorgen soll, dass Biden eine anti-palästinensische Politik betreiben würde. Dunya Hayali lächelt. Widerspruch gibt es keinen.

Screenshot ZDF: Morgenmagazin

Josef Braml sieht sich selbst als US-Experte – und wie für „US-Experten“ in Deutschland üblich, besteht sein Alltag im Wesentlichen darin, über Neoliberalismus und Trump zu schimpfen. Er ist folglich der ideale Gast für das ZDF-Morgenmagazin mit Dunja Hayali am Freitag. Kommentieren soll Braml die Israel-Reise des US-Präsidenten Biden, der dort ankündigt, im Wesentlichen die pro-israelische Politik seines Vorgängers fortzuführen.

Ein echter deutscher US-Experte findet so etwas natürlich furchtbar, ganz furchtbar.
Er läuft sich warm: „Wenn die USA und Israel sich darauf verständigen, dass der Iran keine Nuklearwaffe bekommen soll, dann können wir Schlimmeres erwarten.“ Ich denke, Sie können sich spontan auch nichts Schlimmeres vorstellen, als dass der arme Iran um seine schönen Atombomben geprellt wird.

Diesmal hat es Braml aber sogar für öffentlich-rechtliche Verhältnisse übertrieben. „Ich glaube, die Palästinenser haben sich nicht mehr viel erwartet. Amerika hat schon lange seine Rolle als ehrlicher Makler aufgegeben“, analysiert er. Diese außenpolitischen Vorgänge haben laut Braml aber vor allem innenpolitische Gründe. Da staunt man als Nicht-US-Experte! Aber Braml lässt den Zuschauer schnell an seiner Weisheit teilhaben.

Diese „innenpolitischen Gründe“ erklärt Braml so: „Das ist nicht nur die jüdische Lobby, sondern auch die Christlich-Rechte. Die haben eine bestimmte Heilserwartung und da spielt Jerusalem eine sehr wichtige Rolle.“

Bitte? Im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird offen die antisemitische Verschwörungstheorie von der Unterwanderung der US-Politik durch eine angeblich „jüdische Lobby“ bespielt, in einem Topf mit „christlich-rechten“ Heilsversprechern?
Dunya Hayali reagiert natürlich gekonnt: Lächelnd verkündet sie den Übergang zum nächsten Thema. Zum Abschied wünscht sie dem nochmal als solchen deklarierten US-Experten einen guten Tag. Weiter geht’s im Programm.

Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist das längst kein Einzelfall mehr. Der Kampf gegen Israel passt perfekt ins linke, antiwestliche Weltbild. Auch rein sprachlich scheint das Polemisieren hier keine Grenzen mehr zu kennen. Angeblich hat Israelkritik ja nichts mit Antisemitismus zu tun. Merkwürdigerweise macht man dann aber nicht einmal den Umweg, von der „israelischen Lobby“ zu sprechen, sondern gleich von der „jüdischen“. Im ZDF bleibt so etwas unwidersprochen. Denn antisemitische Verschwörungstheoretiker – das sind immer nur die anderen.

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