Tichys Einblick
TE exklusiv: Messertaten seit 2018

Messerangriffe nehmen weiter zu – Täter zu über der Hälfte keine Deutschen

Mit Syrien, Afghanistan und dem Irak geht die Statistik los, am leichtesten zücken Zuwanderer aus Tunesien und Algerien das Messer. Der Abgeordnete Harald Weyel (AfD) fragte nach registrierten Messertaten seit dem Anfang der amtlichen Statistik. Die Antworten hier exklusiv bei TE.

IMAGO / Einsatz-Report24

Der Krimi um Messerstechereien und verwandte Taten in Deutschland geht weiter. Die wirklichen Zahlen zu Messerangriffen und Messerstraftaten sollen offenbar nicht an die breitere Öffentlichkeit gelangen. Herkömmliche Medien sind ohnehin kaum an ihnen interessiert. Die Eiertänze des Bundeskriminalamtes und des Innenministeriums in dieser Frage sind inzwischen schon legendär. Trotz mehrmaliger Nachfrage von TE sah sich der antwortende BKA-Beamte außerstande, genaue und umfassende bundesweite Zahlen zu Messerangriffen zu geben. Dabei hatte man den Begriff „Messerangriff“ erst vor kurzem bundeseinheitlich definiert, weil – wie ein Landesministerium TE im Gespräch verriet – es ein besonderes Interesse an diesem Teilbereich des größeren Bereichs Messerkriminalität gab. Man grenzte also das größere Feld Messerstraftaten ein, um die enger umgrenzten, wohldefinierten Messerangriffe zu erhalten.

Und was tat das vom Innenministerium an der Hand geführte BKA als nächstes? Es ließ knapp die Hälfte der in den Landeskriminalämtern erfassten Messerangriffe weg, um nur zwei Ersatzzahlen zu veröffentlichen, von denen fortan die kleinere (von etwa 6.000) in den Medien fortan als Zahl der Messerangriffe in Deutschland herumgereicht wurde. Tatsächlich lag allein diese Zahl der „hart ermittelten“ Messerangriffe in Deutschland bei rund 22.000, wie TE-Nachfragen in den 16 Bundesländern ergab. Eine Zahl also, die fast vier Mal so hoch ausfällt, aber den Deutschen offenbar nicht zuzumuten war. Nicht in einer Pressekonferenz von Innenministerin Faeser, nicht in Pressemitteilungen des BKA, überhaupt nicht. Die Zahl soll verschwiegen werden, obwohl sie aus jeder alltäglichen Presseschau herauspurzelt, ja, leider heraustropft. Denn Blut fließt an dieser Stelle täglich auf deutschen Straßen.

Aber diese Verweigerungshaltung ist auch nichts Neues. Das war schon letztes Jahr nicht anders, als das Bundesministerium des Innern und für Heimat auf eine parlamentarische Frage von Abgeordneten der AfD antwortete – oder das vielmehr unterließ. Auf die Frage nach den nichtdeutschen Tätern und den am stärksten hervortretenden Nationalitäten erwiderte das Ministerium, dass die „vom Fragesteller erbetene Aufschlüsselung“ aus diversen Gründen „nicht möglich“ sei. So würden auch nicht aufgeklärte Fälle in der bundeseinheitlichen Statistik erfasst und bei denen gebe es keinen Tatverdächtigen. Außerdem gäbe es Taten, an denen mehrere Tatverdächtige beteiligt seien. Auch hier wäre die Zuweisung des Messerangriffs an einen der Verdächtigen nicht mehr möglich. Man kommt aus dem Staunen ob dieser Nicht-Antworten noch heute nicht heraus. Denn all diese Probleme liegen ganz sicher im Bereich des auch mit statistischen Methoden Lösbaren (etwa durch die Untermenge „geklärte Fälle“). Die Bundesregierung beziehungsweise das Faeser-Ministerium wollten hier also keine Antwort geben.

Was der Bund nicht wissen mag, leisten teils die Länder

Dabei bleibt die Antwort auf die Frage nach den nicht-deutschen Täter nicht überall im Dunkeln. Aus verschiedenen Ländern gab es hierzu immer wieder Zahlen, etwa vom baden-württembergischen Innenministerium, wo die Verteilung bei Messerangriffen 2022 so aussah: 48,2 Prozent der Täter hatten einen deutschen Pass. Der Ausländeranteil lag bei knapp 52 Prozent. Die häufigsten fünf Nationalitäten (nach den einheimischen oder eingebürgerten „Deutschen“) waren Syrer (mit sieben Prozent aller Taten), türkische Staatsbürger (6,6 Prozent), Rumänen (3,3 Prozent), Afghanen und Iraker (jeweils 2,6 Prozent). Der Ausländeranteil in Baden-Württemberg liegt je nach Quelle bei 16 bis 18 Prozent. Das ergibt eine dreifache Überrepräsentation der Nichtdeutschen.

In Hessen sahen die Dinge sehr ähnlich aus: Wiederum fast 52 Prozent der Tatverdächtigen waren Nichtdeutsche bei einem Bevölkerungsanteil der Nichtdeutschen von etwa 20 Prozent. Natürlich hat eine Stadt wie Offenbach bereits einen Ausländeranteil von 37 Prozent, Frankfurt immerhin von 30 Prozent, was die Inzidenz erhöhen dürfte.

In Schleswig-Holstein waren noch 37 Prozent der Messerangreifer ohne deutsche Staatsangehörigkeit, was einer noch höheren Überrepräsentation gegenüber dem Bevölkerungsanteil der Nichtdeutschen von 10,2 Prozent im nördlichsten Bundesland entspricht: Ein Nichtdeutscher sticht demnach mit fast viermal so hoher Wahrscheinlichkeit zu wie ein deutscher Staatsbürger.

Die drei Zahlen geben einen guten Ausgangspunkt, um die „Präferenz“ nichtdeutscher Täter für das Tatmittel Messer zu erkennen. Dennoch fehlen bislang verlässliche bundesweite Daten, wie das ja auch insgesamt für die Messerstraftaten gilt: Das BKA veröffentlichte für das vergangene Jahr nur zwei dürre Zahlen (Messerangriffen bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung und Messerangriffe bei Raubdelikten), die zusammen 12.355 Messerangriffe (in den genannten Kategorien) für das Jahr 2022 ergeben. TE-Recherchen ergaben, dass sich aus den zusammengezählten Länderzahlen eine weitaus höhere Zahl allein der „Messerangriffe“ ergab, wie gesagt waren das rund 22.000 in einem Jahr. Das waren durchschnittlich 60 Messerangriffe an jedem Tag des Jahres 2022. Dabei sind andere Straftaten mit dem „Tatmittel Messer“ noch nicht mit einbezogen, die wiederum erheblich höher liegen können. In Baden-Württemberg waren das im letzten Jahr 6.715 Messerstraftaten – das sind fast drei Mal so viel, wie es dort an enger definierten „Messerangriffen“ gab.

Weyel: Nur Rückführungen können abhelfen

Nun stellte der Abgeordnete und europapolitische Sprecher der AfD-Fraktion Harald Weyel eine Reihe von schriftlichen Anfragen, um auf anderem Wege an bundesweite Zahlen zu Messerangriffen und Messerstraftaten zu kommen. Die Antworten liegen TE exklusiv vor. Die Zahlen der Bundespolizei boten dabei einen willkommenen Ausweg, sozusagen ein Schlupfloch im positiven Sinne. Die Bundespolizei ist neben den deutschen Grenzen auch für Bahnhöfe und Flughäfen zuständig, hat also durchaus mit dem normalen Leben der Deutschen zu tun. Messerangriffe dürften zudem eher selten sein, wo die Bundespolizei illegale Migranten aufgreift. In den neuesten Berichten aus Vorpommern (40 Migranten an einem Wochenende) oder aus der Nähe Dresdens (25 Syrer) war nichts davon zu lesen. Wozu auch? Die Bundespolizei muss hier ja der Freund und Helfer der kommenden Asyl-Trickser sein, sie den eigenen Bearbeitungsstraßen und dann den Erstaufnahmezentren zuführen.

All das ist hinlänglich bekannt und ergibt, dass die Messerkriminalität aus den Bundespolizei-Zahlen vor allem im Inland stattfinden dürfte. Die Zahlen der Bundespolizei können also zweierlei leisten: Zum einen geben sie einen bundesweiten Eindruck des Phänomens, auch wenn sie dabei nur einen kleinen Ausschnitt aller Tatorte erfassen. Zum anderen registriert die Bundespolizei konsequent die Staatsangehörigkeiten der Tatverdächtigen. Und das ist besonders brisant: Die Top-Asyl-Herkunftsländer Syrien, Afghanistan, Irak, Iran wie auch die Staatsbürger der Maghreb-Staaten sind dabei um das Zehnfache bis 220-Fache überrepräsentiert. Prof. Harald Weyel meint dazu: „Ausländer verüben Gewalttaten mit Messern um ein Vielfaches öfter als Deutsche. Nur Rückführungen können dieses Problem lösen.“

Aus den gelieferten Zahlen ergibt sich ein Anstieg der Taten – vielleicht vor allem im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei –, seitdem die Straftaten mit dem Tatmittel Messer gesondert erfasst werden (zweites Halbjahr 2018). So gab es 2019 noch 474 Tatverdächtige, die ein „Messer mitgeführt und eingesetzt“ haben, 2022 schon 512 (plus acht Prozent). Bis zum 31. Juli 2023 waren es bereits 355 Tatverdächtige in dieser Kategorie, was am Jahresende rund 600 mutmaßliche Messerangreifer ergeben könnte, wenn sich der Trend so fortsetzt. Das wäre dann ein Anstieg von 17 Prozent in nur einem Jahr. Hinzu kommen noch etwa halb so viele Tatverdächtige, die ein Messer „lediglich“ mitführten: Das waren 201 im Jahr 2019, in den ersten sieben Monaten dieses Jahres aber schon 160 mutmaßliche Straftäter, die die Bundespolizei an Grenzen, Bahnhöfen und Flughäfen aufgriff.

Länderzahlen bestätigt – und für den Bund ergänzt

Überdies fragte der Abgeordnete Weyel nach den Nationalitäten der Tatverdächtigen mit Messer. Es stellte sich – nach den vorangegangenen TE-Recherchen kaum verwunderlich – heraus, dass etwa die Hälfte von ihnen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen. Bei den Messerangreifern („Messer eingesetzt“) waren es 674 von 1.321 bekannten Tatverdächtigen, demgegenüber gab es 647 Messerangreifer mit deutschem Pass. Bei den Messerbesitzern („Messer mitgeführt“) waren es 337 Nichtdeutsche (43 Prozent) von insgesamt 789 Verdächtigen. Hier gab es einen höheren Deutschen-Anteil von 452 mutmaßlichen Straftätern (57 Prozent). Man erkennt: Der Deutsche, auch wenn er das Messer mitführt, neigt weniger häufig dazu, es zu ziehen. Außerdem wird deutlich, dass die Bundespolizei, anders als das Innenministerium, das Rechnen in Teil- und Untermengen beherrscht.

Bisher also volle Übereinstimmung der bekannten Länderzahlen – zumal aus Baden-Württemberg und Hessen – mit den Zahlen der Bundespolizei, die beide auf eine starke Überrepräsentation nichtdeutscher Täter schließen lassen. Wie sieht es aber mit den am stärksten überrepräsentierten Nationalitäten aus? Also der Frage aller Fragen, die sich an bundesweiten Zahlen bisher nicht ergründen ließ, weil Innenministerium und BKA an dieser Stelle so beharrlich mauern und Versteck mit den deutschen Wahlbürgern spielen.

Blickt man auf die Statistik „Messer eingesetzt“, so zeigt sich, dass die meisten nichtdeutschen Messerangreifer seit Beginn der Bundespolizeiauswertung bis zum Ende Juli 2023 aus Syrien stammen (85 Tatverdächtige, also 6,4 Prozent). Gleich danach fallen die Polen mit 55 tatverdächtigen Messereinsetzern auf (gut vier Prozent), ein erklärungsbedürftiger Statistikteil, aber die Polen sind inzwischen die häufigsten EU-Ausländer in Deutschland. Es folgt erwartungsgemäß das gesamte westasiatisch-nordafrikanische und leicht balkanische Karussell der Türken (53), Afghanen (46), Rumänen (44), Algerier (35), Iraker (30) und Marokkaner (22). Später folgen noch die Somalier (17), Iraner (17), Eritreer (14) und Tunesier (12). Man kann aber nicht einfach von der absoluten Inzidenz auf die Affinität schließen, denn die Nationalitäten sind jeweils in ganz verschiedener Zahl in Deutschland vertreten: Es gibt viele Türken, Syrer und Polen, aber vergleichsweise wenige Tunesier und Eritreer.

Hier dürfen für den Überblick die neuesten Ansiedlungszahlen laut Destatis nicht fehlen: Am 31. Dezember 2022 lebten in Deutschland 784.224 polnische und 834.804 rumänische Staatsbürger. Die beiden sind damit die häufigsten EU-Nationalitäten noch vor den Italienern (578.000), Bulgaren und Kroaten (jeweils gut 400.000). Hinzu kommen 1,3 Millionen Türken und inzwischen 1,05 Millionen Ukraine-Flüchtlinge.

42.785 Tunesier und 18.586 Algerier lebten am Stichtag in Deutschland. Aus Eritrea kommen gemäß den Annahmen der Statistiker 73.805 Personen, aus Somalia 49.551. Afghanen hat es in Deutschland mittlerweile mehr als 330.000, auch Syrien ist mit 882.584 Staatsangehörigen stark vertreten. Der Iraker in den Bundesgrenzen sind 245.704.

Noch immer strömen Maghrebiner über das Mittelmeer in die EU

Da die Bundespolizei-Zahlen aber aus dem länglichen Intervall von zweiter Jahreshälfte 2018 bis Juli 2023 stammen, muss man einen Mittelwert auch für die Gesamtzahl der Nationalitätengruppen in Deutschland finden. Nimmt man hierzu die anwesenden Ausländer am Ende des Jahres 2020 als Anhaltspunkt, kommt man auf folgende Verhältnisse: Eine klare Überrepräsentation ergibt sich bei Syrern (fast um das Elffache erhöht) und auch Polen (siebenfach). Im Klartext: Auf 100.000 Deutsche kam nicht ganz ein Messerangriff (0,9) im genannten Fünf-Jahres-Zeitraum im Tätigkeitsbereich der Bundespolizei. Bei Türken waren es vier, bei Rumänen sechs, bei Polen sieben, bei Syrern aber schon 10,8 Taten, also zwölf Mal so viele, wie der Durchschnittsdeutsche begeht.

Höher fällt das Missverhältnis bei Irakern und Iranern mit einem 14 bis 18 mal so hohen Risiko aus, bei Afghanen gab es 20 Messertaten pro 100.000 Afghanen in Deutschland (und es sind bekanntlich Hunderttausende). Ähnlich hoch lag das Risiko bei Eritreern, von denen es aber noch um einiges weniger in Deutschland gibt. Am krassesten war die Überrepräsentation bei Marokkanern (30 Messerangriffe pro 100.000), Somaliern (40), Tunesiern (131) und Algeriern (221). Wir reden hier von Bevölkerungsteilen, die in der Spitze 244 Mal so gefährlich sind, wie deutsche Staatsbürger.

Dass das nicht der Durchschnitt in Algerien ist, versteht sich. Es weist aber deutlich darauf hin, dass die Bundespolizei es hier mit einer sehr besonderen Klientel zu tun hat, die gerade immer noch laufend über die zentrale Mittelmeerroute in die EU strömt. Die Probleme mit den Maghrebinern sind dabei wohlbekannt, wo sie größere Bevölkerungsgruppen stellen wie in den Benelux-Ländern und Frankreich. Aber auch in einzelnen deutschen Ländern gibt es bereits stärkere Massierungen. Die Ampel-Koalition sieht sich derweil – wegen ihrer grünen Geistanführer – nicht in der Lage, die drei Maghreb-Staaten endlich als sichere Herkunftsländer zu führen. Dabei wäre diese Maßnahme erst der Anfang, wie auch der Abgeordnete Weyel feststellte. Die drei Nationalitäten sind nur die Spitze der Überrepräsentation, die schon bei Syrern und Afghanen sehr deutliche Ausmaße annimmt.

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