In einer überraschenden Videobotschaft hat der Sänger Xavier Naidoo sich von Verschwörungstheorien, Rechtsextremismus und Antisemitismus distanziert. „Ich melde mich heute bei euch, weil ich zu etwas Stellung beziehen möchte“, beginnt ein knapp dreieinhalbminütiges Video auf seinem YouTube-Kanal. Der Sänger bekundet einen Sinneswandel: „Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe. (…) Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage.“
Der Ukraine-Krieg habe ihn „bestürzt und aufgerüttelt“. „Die Tatsache eines Krieges, der gar nicht weit von uns entfernt ist, hat mich schockiert und tief erschüttert.“ Naidoos Frau stammt aus der Ukraine. „Die Welt scheint wie auf den Kopf gestellt, und ich habe mich gefragt, wie es soweit kommen konnte.“ Das habe bei ihm einen Prozess der Reflexion darüber angestoßen, behauptet er: Im Gespräch über den Krieg habe er sich auch viele kritische Fragen anhören müssen. Das nennt er einen Segen. „Das war für mich ein Grund, mich kritisch zu hinterfragen (…) Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe. Und, dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe.“
Naidoo bittet um Entschuldigung. „Ein zentraler Punkt meines Charakters ist die Suche nach Wahrheit“. Auf dieser Suche habe er sich „letztlich verrannt“. Er sei von Verschwörungstheorien „geblendet“. Leide habe er jetzt erst erkannt, auf welchen Irrwegen er sich befunden und wie er sich von der Realität losgesagt habe. „Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich Heute bereue.“
Dass er über dem Thema des Ukraine-Krieges aus den Narrativen der Verschwörungsblase ausgebrochen ist, scheint nachvollziehbar – immerhin sind die Kreise, in denen Naidoo sich in den letzten Jahren teilweise auch als führender Kopf bewegte, für eine besondere Putin- und Russlandfreundlichkeit bekannt. Im Netz ist die Reaktion über Naidoos Sinneswandel gespalten: Während manche ihm den Wechsel abkaufen, halten andere es für einen unehrlichen Versuch, Karriere oder Reste seines Rufes zu retten. „Xavier Naidoo war kein 0815-Verschwörer, der ein bisschen abgerutscht ist und bei Familienfeiern für Stunk gesorgt hat. Er war das Gesicht einer Bewegung, die in großem Stil Fakten geleugnet und Vorurteile bedient hat. Das vergessen wir jetzt bitte nicht“, schreibt eine Nutzerin. Eine andere entgegnet: „Er hat seinen Irrtum eingesehen und öffentlich gemacht. Und das ist anzuerkennen. Ich glaube nicht, dass es leicht ist, aus solchen Ideologien auszusteigen – das hat Suchtcharakter. Umso mehr sollte man anerkennen, dass er seine krudes Weltbild öffentlich berichtigt!“
Naidoos Video wurde innerhalb von 12 Stunden über hunderttausendmal angeklickt. Das Feedback seiner ehemaligen Kameraden und Weggefährten fällt vernichtend aus: Attila Hildmann schreibt auf seiner Website von „Xavier Naidoos Verrat“.