Hamburg als Beispiel: Hier brach der Auftragseingang im Wohnungsbau im ersten Quartal des Jahres deutlich ein. Verglichen mit dem Vorjahres-Zeitraum ging der Wert auf 99 Millionen Euro zurück, berichtet die Welt. Preisbereinigt – also nach Abzug der Inflation – betrug der Rückgang sogar 50,9 Prozent.
Laut einer Studie, die unlängst das Bündnis Soziales Wohnen vorgestellt hatte, herrscht in Deutschland der größte Wohnungsmangel seit mehr als 20 Jahren. Demnach fehlten 700.000 Wohnungen und das Problem spitze sich wegen der Bevölkerungszunahme weiter zu. Für das kommende Jahr wird geschätzt, dass 1,4 Millionen Menschen im Jahr 2024 keine Wohnung mehr finden.
Dass die hohen Zinsen für Baudarlehen für die Misere mit verantwortlich sind, ist Legende. Der Zinssatz liegt aktuell zwischen 4,1 bis 4,5 Prozent effektiv – je nach Höhe des Kreditrahmens und des eingebrachten Eigenkapitals. Dazu kommen immense Kostenfaktoren wie höhere Grundsteuer und die Grunderwerbssteuer.
Doch mit immer neuen Regeln vor allem beim Klimaschutz macht der Gesetzgeber das Bauen immer komplizierter. Hinzu kommen die zahlreichen Bauvorschriften. Rund 3.700 Normen sind für das Bauen in Deutschland relevant. Für alles und jedes gibt es technische Vorschriften und DIN-Normen, die für den Wohnungsneubau alles komplexer, materialintensiver machen und für einen ständigen Preisanstieg sorgen.
Am Freitag nun veröffentlichte das Statistische Bundesamt (Destatis) neue Zahlen. Und die verdeutlichen das Ausmaß des Elends. Die Zahl der Baugenehmigungen ist im April um 32 Prozent eingebrochen, verglichen mit dem April des Vorjahresmonats. Das ist der stärkste Rückgang zu einem Vorjahresmonat seit März 2007.
So titelt auch die Welt: „Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern faktisch zusammengebrochen“. Bei Einfamilienhäusern betrug das Minus 33,5 Prozent. Besonders ausgeprägt ist die Krise des Wohnungsbaus bei Zweifamilienhäusern, so die Welt. Die Baugenehmigungen für diese Klasse haben sich von Januar bis April 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf minus 52,1 Prozent halbiert. Bei Mehrfamilienhäusern brachen die Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 27 Prozent ein.
Und Finanzminister Christian Lindner kritisierte, dass die Politik durch immer höhere Wohnungsbaustandards die Preissteigerungen auch selbst vorantreibe. Schlau gesagt – doch wie will Lindner sämtliche 3.700 technische Vorschriften und DIN-Normen einschließlich Vorschriften beim „Klimaschutz“ außer Kraft setzen oder reduzieren?
Zwar warb Lindner für eine „Liberalisierung der Grunderwerbssteuer“ und schlug vor, jedes Bundesland solle selbst festlegen können, ob es auf die Grunderwerbssteuer bei selbst genutztem Wohnraum verzichten will. Aber eben nur für selbstgenutzten Wohnraum. „Ich wünsche mir einen Wettbewerb zwischen den Ländern. So können die Bundesländer zeigen, wer am eigentumsfreundlichsten ist“, fügte er hinzu.