Tichys Einblick
Erneuerbare Energien

Wo bleibt Ihr Wind, Frau Kemfert?

Nach „Energieökonomin“ Claudia Kemfert könnten die Kernkraftwerke in Deutschland ohne Weiteres durch erneuerbare Energien ersetzt werden – wenn es nur genügend Windräder gebe. Doch die vergangene Woche zeigt wieder einmal: Ohne Kohle- und Kernkraftwerke säßen wir im Dunkeln.

Claudia Kemfert bei der"Fridays for Future"-Kundgebung am 25.03.2022 in Berlin

IMAGO / Mauersberger

In Bayern wollen seit Langem die Windradindustrie und seit Kurzem auch die CSU mehr Windräder in die schönen bayerischen Landschaften pflanzen. Natur- und Vogelschutz zählen nicht mehr. Gerade beschloss die CSU-Landtagsfraktion, die sogenannte 10-H-Regel aufzuweichen. Die legt den Mindestabstand von Windrädern zu den nächsten Häusern fest, der mindestens zehnmal so weit groß sein muss, wie das Windrad hoch ist. Jetzt soll es Ausnahmen geben, nach denen in sogenannten Windvorranggebieten der Mindestabstand nur noch 1000 Meter betragen muss. Das bedeutet Platz für rund 800 neue Windräder. Die Antwort von Ministerpräsident Söder auf den Druck, den Bundeswirtschaftsminister Habeck bei seinem Antrittsbesuch machte.

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Laut Söder trage das dazu bei, Bayern von russischer Energie unabhängig zu machen. Nicht überliefert ist, ob der Spruch Claudia Kemferts in Bayern gehört wurde: »Wenn der Süden nicht aufholt, heißt es irgendwann Bremer Motorenwerke«. Die nennt sich »Energieökonomin« und entlässt regelmäßig Sätze in die Welt, dass Deutschland 100.000 Windräder benötige. Sie behauptete im vergangenen Herbst: »Wenn die letzten sechs Kernkraftwerke bis Ende 2022 vom Netz gehen, hat dies keine nennenswerten Auswirkungen auf die Stromkapazitäten insgesamt, die Lichter in Deutschland werden nicht ausgehen.«

Die hatten im vergangenen Jahr immerhin noch 11 Prozent des Stroms geliefert, den Deutschland benötigt. Die könnten ohne Weiteres durch sogenannte »Erneuerbare« ersetzt werden. Wenn »wir« nur genügend Windräder hätten. »Wir haben pauschale Abstandsregeln für Windenergie in Bayern und Nordrhein-Westfalen, die sind völlig kontraproduktiv, die sollte man sofort abschaffen, um dann eben auch die ausreichenden Flächen zu haben«, meinte sie gerade am Sonntag wieder in einem Rundfunkgespräch.

Doch ein Blick auf die vergangene Woche zeigt wieder einmal sehr deutlich: Ohne Kohle- und Kernkraftwerke säßen wir im Dunkeln. Am vergangenen Sonntag legte sich der Wind wieder schlafen und wachte die gesamte Woche nicht mehr auf, wie die blauen Flächen in der Grafik belegen.

Quelle: Agora Energiewende

Tagsüber lieferten lediglich die Photovoltaikanlagen Strom – aber eben nur von ungefähr 9 bis 15 Uhr. Danach sackte die Leistung drastisch ab. Ebenso leicht verständlich, nachts ist es dunkel, ohne konventionelle Kraftwerke hätte noch nicht einmal ein Elektroauto aufgeladen werden können.

Quelle: Agora Energiewende

Die rote Linie zeigt den Stromverbrauch, drastisch klafft die Lücke zu der Produktion von Windrädern und Photozellen. Da nutzen auch noch so viele Windräder nichts, ebenso wenig, wertvolle Ackerflächen noch mehr mit Photovoltaikanlagen zu bedecken.

Putin kann sich freuen, denn Bayern wird von russischer Energie nicht unabhängiger, sondern abhängiger. Und von Frau Kemfert fehlt noch die Erläuterung, woher der Wind kommen soll, der die Windräder antreibt. Integrale eines Jahres sagen nichts, wenn montags früh der Strom fehlt. Strom muss in jedem Augenblick genau in den Mengen zur Verfügung stehen, die gerade gebraucht werden. Sonst wird das nichts mit Kochen, Backen, Braten geschweige denn mit einer Industrieproduktion.

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