Ein Windkraftberater hatte vorgeschlagen, sie unter Denkmalschutz zu stellen, weil sie zum ersten Windpark in Brandenburg gehörten. Zur Überraschung vieler stimmte die Landesregierung zu. Brandenburgs Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, Peter Vida, zeigte sich bestürzt über die Entscheidung. „Wenn das Beispiel Schule macht, werden bald überall kaputte Windräder das Land verschandeln“, sagte er.
Die beiden Turbinen wurden 1992 installiert und erreichten vor einigen Jahren das Ende ihres Lebenszyklus. Zum Zeitpunkt ihrer Aufstellung symbolisierten die 38 Meter hohen Windräder mit einem Rotordurchmesser von 33 Metern den Beginn der „Energiewende“. Jetzt, knapp 30 Jahre später, sind sie praktisch unbrauchbar. Bild berichtet, dass die Generatoren und Abdeckungen defekt sind und Ersatzteile fehlen.
Nach Angaben des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums läuft die EEG-Förderung für 231 Anlagen, die 2005 in Betrieb genommen wurden, in diesem Jahr aus, berichtet die Tagesschau. Ohne Subventionen bleiben für diese Windräder nur wenige Optionen: Stilllegung, ein neuer, weniger lukrativer Stromliefervertrag, eine kostspielige Modernisierung oder der Verkauf.
Die beiden Windräder wurden zusammen mit einem weiteren Dutzend an anderer Stelle von der Familie von Jürgen Weinrich geerbt, der sie 1992 gebaut hatte. Die Familie Weinrich gründete daraufhin den Verein Windkraft-Arche, der die Windkraftanlagen reparieren und warten will, um sie wieder in Betrieb zu nehmen.
Gutachter Christian Busse stellte die beiden Schünower Windräder als Teil des ersten erhaltenen Windparks in Brandenburg vor. „Wir wollen nicht nur Schrott unter Denkmalschutz stellen“, sagte er in einem Interview. „Wir wollen noch in diesem Jahr eine Anlage wieder ans Netz bringen. Deshalb haben wir diesen Verein gegründet mit Branchenexperten, mit technischen Experten, mit Betreibern, mit langjährigen Experten, um wirklich sicherzustellen, dass die Anlagen gut betreut werden und wieder laufen.“
Während die Windräder in Zukunft vielleicht wieder Strom produzieren können, könnten sie in der Zwischenzeit von Studenten genutzt werden, die sich mit „erneuerbaren Energien“ beschäftigen, so Busse. Schünows Bürgermeisterin Regina Pankrath ist von diesen Argumenten nicht überzeugt. „Der einzige Punkt, der darin gesehen werden kann, ist, dass sich die Betreiber massive Rückbaukosten sparen“, sagte sie. Pankrath will die Akten beim Landesamt für Denkmalpflege einsehen und droht mit einer Klage gegen die Entscheidung.
In Interviews äußerten auch Anwohner ihren Unmut. „Das ist für mich kein Denkmal. Das ist doch Quatsch! Für mich sind Denkmäler alte Werkzeuge oder Gebäude, die wirklich ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel haben, aber nicht das. Wir haben Tausende von ihnen“, sagte einer. Eine andere Frau zeigte mehr Verständnis, wünschte sich aber ein Mitspracherecht der Schünower Bürger, weil die Windräder nahe an Wohngebieten stehen. „So nah, dass hier keine neuen Windräder gebaut werden dürfen“, so die Tagesschau, und viele Anwohner wollen die Anlagen ganz abreißen.
Viviane Taubert vom Landesdenkmalamt Brandenburg sagte: „Das ausschlaggebende Kriterium für die Unterschutzstellung dieser Windkraftanlagen war unter anderem, dass wir in Brandenburg bisher noch keinen Typ dieser Windkraftanlagen unter Schutz gestellt haben. Diese Windenergieanlagen wurden nun unter Schutz gestellt, auch wenn sie in den Augen des Betrachters vielleicht nicht in erster Linie schön sind. Aber sie sind technisch sehr wichtig und damit auch relevant für die Entwicklung dieser Technologie für die Menschheit.“
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