Tichys Einblick
Erste grüne Rücktrittsforderung

Parteifreundin rät Baerbock: „Am besten wäre es, Du … gehst in die „Produktion““

Die Front der Baerbock-Verteidiger bröckelt erstmals: Als erste Grünenpolitikerin stellt die frühere Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms fest, dass Annalena Baerbock zur Belastung für ihre Partei geworden ist. Sie fordert sie auf, sich aus der Politik zurückzuziehen.

Annalena Baerbock

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Über das Schicksal von Politikern im real existierenden deutschen Parteien-Staat entscheiden nur sehr eingeschränkt die wählenden Bürger und auch nicht in erster Linie die Parlamente. Entscheidend dafür, ob ein Politiker zurücktreten muss oder weitermachen darf, sind nicht die Rücktrittsforderungen aus den anderen Parteien – die sind billig –, sondern die aus der eigenen.

Falls Baerbock dies nicht klar sein sollte, könnte sie sich darüber von Angela Merkel unterrichten lassen. Die kennt sich in diesem Geschäft bestens aus.

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Noch legen sich die Twitter-Armee der Grünen und ihre mediale Vorhut für Baerbock ins Zeug. Der Grünen-Abgeordnete Oliver Krischer hat sich sogar für sie vor der Fernseh-Nation bei Markus Lanz lächerlich gemacht. Doch womöglich kommt nun doch der entscheidende Kipppunkt näher: Eine ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete (das Geschlecht könnte wie in der gesamten Affäre Baerbock nicht ganz unerheblich sein) sagt sich von Baerbock los.

Valerie Wilms ist nicht gerade eine besonders prominente Grünen-Politikerin. Doch mit diesem Tweet könnte sie in die Geschichte – zumindest der Grünen – eingehen, als diejenige, die einen Stein ins Rollen brachte. Und das mit wuchtigen Worten!

„Liebe @ABaerbock. Es wird immer deutlicher, dass Du mit allem, was Du machst, übertreibst. Du bist mittlerweile für eine ernsthaften grünen Wahlkampf ein riesiger Ballast. Am besten wäre es, Du ziehst Dich aus der Politik zurück, gehst in die „Produktion“.“ 

Die Feststellungen in den beiden ersten Sätzen bedürfen keiner Erklärung. Interessant ist der letzte Satz. Er ist eine Anspielung auf eine DDR-Redeweise: Jemanden „zur Bewährung in die Produktion“ zu schicken, war eine Disziplinar- und Korrekturmaßnahme der DDR-Herrscher. Der letzte Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde Roland Jahn zum Beispiel könnte berichten, was das bedeutete.

Diese Spitze kommt allerdings nicht von einer früheren DDR-Bürgerin, sondern von der in Hannover geborenen promovierten Ingenieurin und laut eigenem Lebenslauf früheren „Konstrukteurin für Motorsägen und Papierschneidemaschinen“ Wilms. Es dürfte durchaus in diesem Satz der Wink stecken, sich die Frage zu stellen: Was soll Baerbock eigentlich produzieren?

Noch hat sich kein prominenter Grüner die Forderung von Wilms zueigen gemacht. Aber Wilms hat nun einmal vorgemacht, wie es geht. „Das ist keine Debatte“, hat der grüne Co-Chef Habeck auf die Frage nach einer Auswechslung Baerbocks erklärt. Dass er dies sagt, beweist eher das Gegenteil.

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