Der Hamburger Physiker Professor Roland Wiesendanger sorgte vor knapp einem Jahr für Aufsehen, als er in einer Studie zum Corona-Ursprung zu dem Ergebnis kam, dass das Virus höchst wahrscheinlich Produkt eines Laborunfalls sei (TE berichtete). Er wurde dafür von zahlreichen Medien und Wissenschaftlern angegriffen – es hieß die Studie sei „krude“, „toxisch“ und „unwürdig“. Auch Medien wie TE, die darüber sachlich berichteten, wurden dafür angegriffen und in den sozialen Netzwerken zensiert.
Seitdem ist viel geschehen: Die Theorie wird in der WHO kritisch diskutiert, ein US-Nachrichtendienst hält einen Laborursprung für wahrscheinlich, Wissenschaftler unter anderem der Harvard-Universität sprechen offen über das Thema. Nur das Regime in Peking verweigert bis dato jede offene Untersuchung und verschleiert die Tatsachen, wo es nur kann.
Im Papier heißt es: „Bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking wird der hehre Anspruch untergraben durch die laufenden Bemühungen der Gastregierung, eine umfassende internationale Untersuchung zu den Ursprüngen der COVID-19-Pandemie, die Millionen Menschen tötete und Milliarden auf der ganzen Welt schädigte, zu verhindern.“
Zwar gab es 2020 eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation WHO in Wuhan – sie erhielt allerdings keinen Zugang zu den kritischen Bereichen und musste sich ausschließlich auf die Aussage chinesischer Offizieller verlassen. Der Vorsitzende dieser WHO-Kommission, Dr. Embarek, sagte später selbst, dass er dennoch mindestens ein Indiz für die Labortheorie gefunden habe. Außerdem sei man von chinesischen Offiziellen unter Druck gesetzt worden, die Labortheorie auszuschließen.
Wiesendanger und Kollegen fordern daher die Nationen der Welt auf, anlässlich der Olympischen Winterspiele in Peking auf eine ergebnisoffene Untersuchung in Wuhan zu drängen – Offenheit und gegenseitiges Vertrauen wären schließlich wahre Werte der olympischen Bewegung. Von der chinesischen Regierung wird die Öffnung für eine Beobachtung gefordert sowie die Herausgabe einer Virus-Datenbank, die Ende 2019 plötzlich vom Netz genommen wurde und von der sich Wiesendanger entscheidende Informationen erhofft. Die Staaten sollen außerdem ihre Wissenschaftler, die mit China in dem Bereich zusammenarbeiteten, dazu auffordern, alle wichtigen Informationen und Daten weiterzugeben.
„Da trägt Christian Drosten die volle Verantwortung“
Neben dem Fokus auf das chinesische Regime wird aber auch von den westlichen Regierungen mehr Einsatz und Offenheit gefordert. Im Gespräch mit TE gibt Professor Wiesendanger auch westlichen Virologen eine Mitschuld an der Verschleierung der Tatsachen. Viele Institutionen aus Politik, Wissenschaft und Medien hätten den Aussagen von einigen wenigen Virologen Glauben geschenkt, dass ein Laborunfall als Covid-19-Ursache ausgeschlossen werden könnte. „Genau diese Virologen haben nun aber bewusst Informationen zurückgehalten, darunter auch Christian Drosten und Anthony Fauci“, so Wiesendanger. Dies sei eine Katastrophe, weil bereits Anfang Februar 2020 aufgrund der Erkenntnisse, die man damals hatte, ganz andere Reaktionen denkbar gewesen wären: „Man hätte damit beginnen können, Maßnahmen zu ergreifen, um so etwas in der Zukunft zu verhindern.“
Im Fokus der Kritik Wiesendangers steht vor allem ein jüngst durch das US-Repräsentantenhaus öffentlich gemachter Vorgang, bei dem sich zahlreiche führende Virologen Anfang 2020 verabredeten, Hinweise auf eine mögliche Labortheorie bewusst zu verschweigen (TE berichtete). Darunter waren neben dem US-Epidemiologen und führenden Regierungsberater Anthony Fauci auch der deutsche Virologe Christian Drosten. Wiesendanger sagt dazu gegenüber TE:
Das ist aus amerikanischer Sicht eine absolute Katastrophe, weil man eigentlich 1989 ein Antibiowaffengesetz verabschiedet hat, um genau das zu verhindern – damit Know-how eben nicht aus Amerika nach China transferiert wird und damit chinesische Institutionen nicht in die Lage versetzt werden, gefährliche Viren, gefährliche Erreger im Labor herstellen zu können. Er wäre persönlich haftbar nach amerikanischem Recht, wenn sich das als bewiesen herausstellen würde – Fauci müsste mit einer langjährigen Haftstrafe rechnen. Da sieht man eben diese extremen Interessenkonflikte. Und für die Virologen, die dabei waren, darunter auch Christian Drosten, galt natürlich, dass ein solches Ereignis die Virologie insgesamt so stark beschädigt hätte, wie Chernobyl die Kernkraftforschung.“
Zur Rolle Christian Drostens sagt Wiesendanger: „Es ist ein einmaliger Vorgang: Herr Drosten und andere Wissenschaftler haben sich zusammen getan um die Öffentlichkeit gezielt zu täuschen. Da trägt Christian Drosten die volle Verantwortung. Er hat nicht nur einen offenen Brief in der medizinischen Zeitschrift The Lancet im März 2020 mitunterzeichnet, worin die Labortheorie als Verschwörungstheorie gebrandmarkt wurde, sondern in seinem Podcast vom 12. Mai 2020 auch zugegeben, dass er zusammen mit anderen Kollegen soziale Medien angewiesen hat, solche ‚Verschwörungstheorien‘ zu bekämpfen.“
Wiesendanger und seine Kollegen fordern vor allem für die Zukunft, Maßnahmen zu treffen, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen. Die hochrisikoreiche Gain-of-Function-Forschung müsse überdacht bzw. besser kontrolliert werden.
Für Deutschland zeigt dieser Fall vor allem aber auch ein mediales und politisches Versagen auf – es wurde zu viel in die Hände von zu wenigen Wissenschaftlern gelegt, die dieser Verantwortung nicht gerecht wurden.