Tichys Einblick
Klimakleber nehmen Hauptstadt als Geisel

Wie die „Letzte Generation“ Berlin lahmlegen will

Ab dem 19. April wollen mehr als 770 Klimakleber Berlin lahmlegen. Die Extremisten werden wochenlang im Regierungsviertel schlafen und Straßen blockieren. Es wird ein Ferienlager für Klimakleber.

Blockade der Letzten Generation am 20. Februar 2023 in Berlin

IMAGO / aal.photo

Ab dem 19. April wird die „Letzte Generation“ Berlin stilllegen. Lahmlegen. Für mehrere Wochen im Regierungsviertel schlafen und protestieren. Sich an einigen Tagen in ganz Berlin auf die Straßen kleben. Ihr Ziel mit dieser Protestaktion: „Die Regierung zum Aufbruch bewegen“, so die Ankündigung auf der Website. Dafür planen sie „einen friedlichen zivilen Widerstand“.

Das soll heißen, so viele Straßen wie möglich zu blockieren und somit den Verkehr in der Hauptstadt auf Eis zu legen – oder eher auf Sekundenkleber. Besonders in den Wochen vom 24. bis 28. April und vom 1. bis 5. Mai wollen die Extremisten Berlins Straßen weiträumig bekleben. Aber auch an anderen Tagen werde es Straßenblockaden kommen, kündigen sie an. Diese würden sich auf das Zentrum Berlins konzentrieren. Am 19. April kann sich Berlin noch ausruhen: An diesem Tag sei nur ein gemeinsames Brunch und Zusammenkommen der Extremisten geplant. Um Meldung von Essenswünschen wird gebeten. Also (noch) blockadefreie Straßen in Berlin.

Von Rechtsbeistand bis Küche: gut organisiert

Bisher wollen 770 Klimakleber nach Berlin kommen. Um an einem Protest der Letzten Generation teilzunehmen, sind die Extremisten außerdem verpflichtet, sich im sogenannten „Protestportal“ zu registrieren, damit ihnen die Letzte Generation im „Problemfall“ helfen könne. Beispielsweise wird ein Rechtsbeistand angeboten. Im Protestportal fragt die Letzte Generation zusätzlich die „Protest-Bereitschaft“ des Interessenten ab: „Wir fragen, wozu du bereit bist, um die kommende Klimahölle noch zu verhindern.“

Um sich weiter für die Berlin-Proteste vorzubereiten, solle sich jeder Teilnehmer eine „Bezugsgruppe“ suchen. Eine Bezugsgruppe bestehe aus Menschen, die gemeinsam protestieren. Nur als Teil einer Bezugsgruppe komme ein Extremist an eine Unterkunft. Für Unterkünfte und auch Essen sei nämlich gesorgt, schreibt die Letzte Generation auf ihrer Website. Es würden Zelte aufgebaut und in der Küche für alle („Küfa“) einmal täglich warm gekocht. Wenn „mensch“ genügend Kapazitäten habe, seien „solidarische Spenden immer toll“, aber nicht notwendig, so die Letzte Generation auf ihrer Internetseite. Die Sponsoren geben wohl genug, um das Feriengelage der 770 Klimakleber zu bezahlen.

Kostenerstattung für Sekundenkleber

Als weiterer Schritt ist ein Protest-Training nötig, um an einer Klebeaktion oder einem Protestmarsch teilzunehmen. Oder um – wie es die Extremisten nennen – eine „Biene“ zu werden. Auf der Internetseite erklärt die Letzte Generation: In diesen Trainings würden sich die Extremisten mit „Deeskalation, Gewaltlosigkeit und rechtlichen Aspekten“ auseinandersetzen. Sie lernen dabei „ganz praktisch, wie eine Straßenblockade abläuft“.

Großartig, wie sich die „Hummeln“ der Letzten Generation, also diejenigen, die das Ganze organisieren, um die Extremisten kümmern: Auf ihrer Website können die Klimakleber einen Leitfaden und eine Checkliste für die Protestaktion abrufen. Und eine Packliste gibt es auch noch. Damit auch ja keiner seinen Sekundenkleber vergisst. Übrigens: Kaufen die Extremisten ihren Sekundenkleber in einer Tedi-Filialie, dann wird er von der Letzten Generation erstattet.

Anmerkung: Die Firma TEDi legt darauf, dass TEDi den Klebstoff nicht erstattet.

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