Bilder sagen mehr als tausend Worte: Die Fotos, die Claudia Roth mit Wolfgang Kubicki in freundschaftlicher Zuwendung zeigen, spiegeln das angestrebte Verhältnis zwischen Grünen und Freidemokraten wider. Die Ehe war so perfekt geplant, dass sich Karin Göring-Eckhart zu recht verdutzt die Augen rieb, als der Hochzeitstermin abgesagt wurde.
Sowohl Angela Merkel, als auch die Grünen haben in den Jamaika-Verhandlungen den Fehler begangen, die FDP nicht „atmen“ zu lassen. Der Preis des Eintritts in die Koalition wäre die Selbstzerstörung der FDP gewesen. Doch die FDP hat aus der starken Position des Verhandlungsabbruchs nichts gemacht, außer den Wadenbeißer gegen die AfD zu geben. Wer Opposition gegen die Opposition betreibt, hat keine Kraft, die Regierung zu kontrollieren.
Grüne und Freidemokraten planen für die Zeit nach Merkel – und die könnte schneller kommen, als man denkt. Dass die Legislaturperiode die geplanten vier Jahre dauert, ist bei allem Kitt, den die Macht zu spenden weiß, nicht ausgemacht. Die Grünen und die FDP eint der Wille zur Macht. Für eine Zusammenarbeit stehen bei der FDP keine Überzeugungen im Wege, die nicht mit dem Argument der „staatspolitischen Verantwortung“ zu suspendieren wären.
Die informellen Gespräche zwischen den Grünen und den Freidemokraten sind, wie SPIEGEL und SZ berichten, im vollen Gange. Karin Göring-Eckhart und Christian Lindner essen zu Abend, um sich besser kennenzulernen, und Robert Habeck bekommt Lindners private Handynummer „zugespielt“. Die Meldung ist ein Statement, denn dass die Verhandler der Jamaika-Koalition im kleinen Schleswig-Holstein die Mobilnummern nicht längst besaßen, erscheint als wenig glaubhaft. Außerdem treffen sich Abgeordnete der FDP und der Grünen in einem Gesprächskreis, der von Stephan Thomae (FDP) und Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen) organisiert wird.
Der Gang der FDP nach links ist wahrscheinlich. Durch besondere Prinzipientreue ist die FDP bisher nicht aufgefallen. Eines aber zeichnet sich jetzt schon ab: Wer gelb wählt, wählt grün. Die FDP sollte statt dieser Tändeleien ihr bürgerliches und liberales Profil stärken. Sie sollte nicht danach streben, dass es eines Tages über sie heißt: Wer hat uns verraten? Freidemokraten.