Verheerender könnten die Reaktionen auf die Beinahe-Katastrophe im Münchner Fußballstadion am Dienstag nicht sein. Ein Greenpeace-Mann fliegt mit seinem Gleitschirm und schwerem Gerät für einen Propellerantrieb auf dem Rücken kurz vor dem Anpfiff Deutschland–Frankreich in das Stadion, verliert die Kontrolle und verletzt zwei Menschen gefährlich. Mit hoher Geschwindigkeit rast er dicht über die Köpfe der Zuschauer, die sich wegducken und trifft zwei Menschen, die er dadurch schwer verletzt. Ein Verletzter war auch am Mittwoch noch im Krankenhaus.
Im Laufe des gestrigen Tages kamen weitere Videoaufnahmen heraus, die von Zuschauern aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen wurden und die hohe Gefahr zeigen, die von dem mit großer Geschwindigkeit umherkurvenden Gleitschirmflieger ausging.
»Wäre er die zehn, zwanzig Meter vor dem Scheinwerfer statt auf eine leere auf eine volle Tribüne gestoßen, hätte es eine Katastrophe geben können«, schätzt ein Redakteur der FAZ, der im Stadion die Fast-Tragödie mit ansah. »Wäre er nach der Berührung mit dem Scheinwerfer nicht die Kurve fortsetzend, sondern geradeaus abgestürzt, wäre er in die eine Minute vor Spielbeginn vollbesetzte Ersatzbank der französischen Nationalmannschaft geflogen.«
Verletzt wurden ein Stadionmitarbeiter an Kopf und Hals und ein französischer Fernsehtechniker am Kopf. Beide mussten ins Krankenhaus, konnten es inzwischen wieder verlassen, wie Bild berichtet.
Nur mit viel Glück ist er vor dem Einflug ins Stadion nicht abgeschossen worden. Denn heraus kommt immerhin, dass Scharfschützen der Polizei den Luftraum um das Stadion absicherten und bereits auf den Gleitschirmflieger angelegt hatten. Lediglich die Aufschrift »Greenpeace« auf dem Drachen hinderte sie nach Angaben des bayerischen Innenministers Herrmann daran: »Wenn die Polizei zu einer anderen Einschätzung gekommen wäre, dass es sich um einen Terror-Anschlag handeln könnte, dann hätte der Flieger die Aktion möglicherweise mit seinem Leben bezahlen müssen.«
Eine Einladung für potentielle Terroristen, sich als Greenpeace-Leute zu tarnen. Greenpeace behauptet, die Polizei kurz zuvor von dem Flug informiert zu haben. Der Polizeisprecher wies dies zurück, die Polizei wisse nichts davon.
Die Münchner Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr. Dem Piloten, nach Informationen von Bild ein Chirurg aus Pforzheim, der in Rosenheim arbeitet, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.
Bayerns Ministerpräsident Söder fordert »harte Konsequenzen« und Friedrich Merz, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace zu überprüfen.
Während viele Medien verharmlosend von der Tat eines »Aktivisten« reden, schießt den Vogel der euphemistischen Formulierungskünste die Süddeutsche Zeitung mit der Einordnung der Tat als einer »wenig eleganten Notlandung« ab.
Die des Greenpeace-Mannes zeigt vor allem und erneut eines: Es ist eine regelrechte Industrie entstanden, die von Spenden und mittlerweile immer mehr auch von Steuergeldern finanziert wird. Die müssen sich immer spektakulärere Aktionen einfallen lassen, gleich, ob die Angaben stimmen oder nicht.
Drastisches Beispiel: Die Brent Spar Affäre von Greenpeace im Jahre 1995, bei der die NGO »die Meere schützen« wollte und gegen die Versenkung einer ausgedienten Ölplattform protestierte. Sie besetzten die leere Plattform und lieferten sich einen Kampf um die besten Bilder mit kleinen Schlauchbooten gegen die gigantische stählerne Plattform in stürmischer See. Und die TV-Sender machten fleißig mit. »Wir fühlten, dass wir das Recht auf unserer Seite haben«, so ein Mann der NGO.
Gegen die dramatischen Bilder kam Shell seinerzeit nicht an. Die Tankstellen des Konzerns wurden boykottiert, auf eine sogar ein Brandanschlag verübt. Die Plattform wurde nicht versenkt, sondern an Land gezogen und dort verschrottet.
Doch nichts stimmte an den Vorwürfen. In den Tanks gab es kaum Ölrückstände, Greenpeace musste sich schließlich entschuldigen. Am Grund der Nordsee wäre das Stahlskelett für viele Lebewesen und Mikroorganismen sogar vorteilhaft gewesen, die Greenpeace-Aktion war ökologisch also kontraproduktiv.
Nichtsdestotrotz schrecken NGOs wie Greenpeace auf der Suche nach »spektakulären Aktionen« nicht vor gefährlichem Vandalismus zurück. Gerade brüstet sich Greenpeace Frankreich mit einer neuen Form von Vandalismus.
Am 5. März 2021 »bemalten« sie, wie es heißt, auf einem abgelegenen Parkfeld am Flughafen Paris-Charles de Gaulle ein abgestelltes Flugzeug vom Typ Boeing 777. Air France hatte die nach ihrem letzten Flug am 17. März 2020 aus Rio de Janeiro kommend aufgrund der Corona-Krise abgestellt.
Neun Greenpeace-Angehörige drangen zunächst unbemerkt in die Sicherheitszone des Flughafens ein, stellten Leitern an die empfindliche Außenhaut und stiegen auf Tragflächen und Dach. Die Maschine wurde beschädigt und muss insbesondere in Sachen Sicherheit überprüft werden.
Morgen, am 18. Juni müssen sich die neun Greenpeacer, die nach der Tat für 48 Stunden festgesetzt worden waren, vor Gericht wegen Sachbeschädigung und Störung von Flughafeneinrichtungen verantworten. Acht von ihnen weigerten sich, DNA-Proben abzugeben und wurden auch zusätzlich deswegen angeklagt.
Wohin die immer drastischeren Aktionen solcher NGOs führen, hat der amerikanische Schriftsteller Michael Crichton (u.a. Jurassic Parc) in seinem Roman »Welt in Angst« vorgezeichnet: Da wollen Ökoterroristen ein künstliches Seebeben auslösen, um die Welt in Angst vor dem Klimawandel zu halten. An dieser Angst verdienen sie prächtig. Die Basis liefert eine ideologisierte Wissenschaft. Das Modell hat sich mittlerweile auf viele Bereiche ausgeweitet. Unternehmen wie VW – auf dem Schirm des Greenpeace-Fliegers von München stand „VW Kick off Oil!“ – geben mittlerweile auch vorzügliche Watschenmänner (und -frauen).