Wir erinnern uns: Merkel und Scholz kamen nicht rechtzeitig zum G20-Gipfel nach Buenos Aires, Entwicklungshilfeminister Müller, Bundespräsident Steinmeier und Außenminister Maas kamen nicht rechtzeitig aus Afrika zurück. Wäre man boshaft wie so manche Leserbriefschreiber, könnte man sagen, mindestens drei der Genannten hätten auch gut und gerne wegbleiben können. Das wäre der Vorteil einer „no-comeback-airline“.
Die Sache geht aber tiefer. Denn der Grund für diese Pannen ist, dass die Flugbereitschaft der Bundeswehr eben nicht immer einsatzfähig ist. Das ist peinlich für das wirtschaftsstärkste Land Europas. Aber es passt zu einem Deutschland, das nicht einmal in 20 Jahren einen Großflughafen bei Berlin hinbekommt.
Um die Peinlichkeit noch zu steigern, will die Verteidigungsministerin nun Merkel und Steinmeier quasi stereo fliegen lassen. Das heißt: Man bietet Merkel und Steinmeier an, dass künftig eine zweite Maschine samt Besatzung mitfliegt. Beim Ausfall einer Maschine stünde dann gleich ein Ersatzflugzeug bereit. Auch Maas und Scholz könnten profitieren. Und in der zweiten Maschine sitzt dann ein Doppelgänger-Double? Wie es übrigens so mancher Diktator aus nachvollziehbaren Gründen hat anfertigen lassen.
Witz Nummer 1 ist nur: Wenn zukünftig für bestimmte Flüge zwei Flieger zur Verfügung stehen müssen, wird es noch enger für andere Minister. Die müssten dann – igittigitt – auf Linienflüge ausweichen. Oder eben Auslandsreisen ganz absagen. Wirtschaftsminister Altmaier etwa musste Ende Februar eine geplante Asienreise verlegen, weil zugleich Merkel und Maas Reisen planten. Dafür hatte er dann mehr Zeit für Auftritte als Talkshow-Wanderpokal.
Witz Nummer 2 ist: Die Reservemaschine fliegt ja bekanntermaßen auch nicht mit Luft und Wasser. Nein, auch sie pustet Tonnen an Kerosin und CO2 in die Atmosphäre. Bei einem Transatlantikflug etwa 100 Tonnen CO2. Von den Kosten, also den Belastungen des Steuerzahlers, ganz zu schweigen. Als Maas kürzlich in Mail strandete, musste extra eine A340 nach Afrika starten, um ihn abzuholen, weil sein regulärer Flieger nicht flugfähig war. Trotz der 300.000-Euro-Aktion verpasste Maas einen wichtigen (sic!) privaten (sic!) Termin. Der Arme, und die arme Natalia Wörner!
Steinmeier ist da sensibler. Das, was er in die Luft pusten lässt, macht er dadurch wett, dass er die gegen CO2 demonstrierenden und die Schule schwänzenden Schüler bei einer Demo besucht und lobt. Nur mit Greta, die ja – siehe Nordkoreas Kim – angeblich Zug fährt, muss er sich noch arrangieren. Aber er fliegt ja für höhere Zwecke durch die Welt.
Ernsthaft wieder: Es gibt Alternativen. Warum nicht einen Chartervertrag mit Lufthansa? Oder mit einem Firmenboss? Warum nicht mal mit der Bahn wie Nordkoreas Kim? Warum nicht einen Linienflug buchen, wie es Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz samt Vize Heinz-Christian Strache sogar in „Economy“ ständig vormachen? Warum nicht mal eine Videokonferenz? Oder einfach mal zu Hause bleiben und weltweit weniger Scheckbuchpolitik betreiben? Oder ein paar alte Antonows und Iljuschins anmieten, die bei jedem Wetter fliegen und wegen ihrer einfachen Technik kaum Ersatzteilprobleme haben? Oder die „Airforce One“ ausleihen? Aber da ist Trump vor.
Was „lernt“ uns das? Das politische Berlin ist längst abgehoben. Vielleicht ist es da ganz gut, wenn man gelegentlich zwangsweise am Boden bleiben muss.
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